Unverhofft kommt oft

Leider hieß es dann aber doch früher als geplant Abschied zu nehmen von unseren Freunden und von Dominika.

Ursprünglich sollte die nächste Tropical Wave erst in ein paar Tagen über die Karibik ziehen, doch mit jedem neuen Wetterbericht wurde sie früher angekündigt. So wachten wir am 23. August morgens auf und sahen, dass das schlechte Wetter nun schon am übernächsten Tag käme. Am nächsten Tag gäbe es wegen der Ausläufer der tropischen Welle so gut wie keinen Wind, also müssten wir heute los, wollten wir noch vor der Welle nach Martinique segeln. Tja, unverhofft kommt oft und so riefen wir unsere Freunde an, verabschiedeten uns telefonisch von ihnen und machten unsere Silence sofort startklar. 

Um 8:20 Uhr setzten wir die Segel und machten uns auf nach St. Pierre in Martinique. Wir hatten eine Strecke von 55 Seemeilen vor uns und wollten unbedingt noch im Hellen dort ankommen, weil die Bucht immer ziemlich voll ist, es Bereiche gibt, in denen man wegen versunkener Wracks nicht ankern kann und das Ankern somit sogar schon im Hellen manchmal ein schwieriges Unterfangen ist. 

Glücklicherweise war das Wetter uns hold. Wir hatten strahlenden Sonnenschein, keinen einzigen Regenschauer und genügend Wind, dass wir gut vorwärts kamen. Einzig die riesigen Teppiche an Sargassum-Seegras bremsten uns manchmal etwas aus. Wenn sich zu viel davon in unserem Ruder ansammelt, schafft der Autopilot es nicht mehr das Schiff zu steuern. Dann müssen wir kurz in den Wind schießen um (fast) anzuhalten, damit das Seegras vom Ruder wegtreiben kann.

Um 17:45 Uhr kamen wir in St. Pierre an, fanden auf Anhieb ein schönes Ankerplätzchen und durften uns gleich danach bei einem herrlichen Sonnenuntergang von dem unerwarteten aber sehr schönen Segeltörn erholen.

Im Regenwald da regnet’s halt…

…würden wir in unserem kurpfälzerischen Dialekt sagen. Denn leider zeigte sich uns Dominika nicht nur von seiner schönen Seite. Ein kleiner Nachteil hier ist, dass es keinerlei gegen Süd- oder Westwind geschützte Buchten gibt. Während der Saison kein Problem, doch in der Hurrikan-Saison kann es schon des öfteren mal zu drehenden Winden kommen und dann liegt man hier in der Prince-Rupert-Bay vor Portsmouth komplett ungeschützt.

Leider mussten wir hier zwei durchgehende Tropical Waves abwettern, die uns beide Male Wind von Süden und Westen und viel Regen bescherten. Und das war gar nicht schön!

Es bauten sich richtige Wellen auf, die unser Boot hoch und runter schaukeln ließen, als wären wir draußen auf See. Da würde man am liebsten das Boot verlassen und irgendwo an Land Unterschlupf suchen. Doch das ist uns zu riskant. Denn bei dem Wellengang kann leicht einmal der Anker ausbrechen und schwupp die wupp wird das Schiff an Land geschwemmt, wie es einem unserer Nachbarboote passierte. Kai schaute aus dem Fenster und meinte zu mir: „Sag mal, war das Boot vorher nicht weiter südlich verankert?“ Wir gingen beide raus um genauer zu schauen und sahen, wie das Boot langsam aber sicher dem Strand zu driftete. Also ging Kai schnell ins Dingi und fuhr hinüber zu dem Katamaran. Ich blieb an Bord, damit uns nicht das gleiche Schicksal ereilt und ich notfalls die Motoren anwerfen könnte, sollte sich unser Anker losreißen. Doch bis Kai bei dem anderen Boot ankam, war es bereits zu spät. Dieses hatte bereits mit den Rudern auf dem Sand aufgesetzt und steckte nun dort im Schwell. Die Eigner waren nicht an Bord und so fuhr Kai mit dem Dingi zum Steg, um dort ein paar Einheimischen, die für die Vermietung der Bojen zuständig sind, Bescheid zu sagen. 

Danach kam er gleich wieder zurück und er schaffte es mit Ach und Krach ohne ins Wasser zu fallen wieder an Bord zu kommen. Uns tat der Eigner des anderen Schiffes total leid, aber das Erlebnis bestärkte uns auch darin, dass man bei solch einem Wetter sein Boot nicht einfach alleine lassen kann. So ungemütlich es an Bord auch ist, da muss man durch!

Am späten Abend ließ der Wind nach und alles beruhigte sich wieder etwas. Doch nun drehte sich unser Schiff quer zur Welle und wir wurden mächtig durchgeschüttelt. Die Gläser klirrten im Schrank und fielen um, die Teller und Pfannen rutschten hin und her, ein paar Flaschen fielen um; es war schlimmer als wenn wir zwischen den Inseln segeln. Ich wurde seekrank und bekam Kopfschmerzen und an Einschlafen war nicht zu denken, weil man im Bett hin und her geworfen wurde. 

Glücklicherweise war der ganze Spuk dann irgendwann nachts vorbei und wir schliefen völlig erschöpft ein. Puh, das muss man nicht allzu oft erleben!

Doch leider sollte uns dieses Schicksal noch ein zweites Mal ereilen, dieses Mal jedoch nicht ganz so schlimm und ohne, dass Boote an Land geschwemmt wurden.

Aber als die dritte Tropical Wave auf die Karibik zuzog, beschlossen wir uns nun doch langsam auf den Weg weiter nach Süden zu machen und diese nicht auch noch hier abzuwettern.

Busfahrt nach Marigot

Da wir noch nie an der Ostküste Dominikas waren, erkundeten wir diese einen Tag lang mit dem Bus. Wir machten unser Dingi am Steg einer kleinen Bar fest und wurden dann von zwei Hunden von dort aus bis zur Busttation begleitet. Sie sehen hier im August wohl nicht so viele Touristen und sind um jede Abwechslung froh 😉

Der Bus fuhr in Portsmouth los und dann ging es direkt in die Berge. Wir waren ja schon des öfteren auf Dominika und haben hier auch schon einige Wanderungen unternommen, aber dieses unglaubliche Grün des Regenwaldes fasziniert uns immer wieder. Wir konnten uns fast nicht sattsehen an den ganzen Palmen, Bananenstauden, Mangobäumen, … Leider hatte der Busfahrer jedoch einen ganz schönen Zacken drauf und so gelang es uns nur selten aus dem Bus heraus die wunderschöne Landschaft zu fotografieren.

In Marigot war die Endstation dieser Buslinie und so stiegen wir dort aus und gingen zu Fuß weiter. Ein Stück südlicher sollte es eine schöne Bucht geben, in der man eventuell auch kitesurfen könnte. Diese Bucht wollten wir uns anschauen, um zu sehen, ob es sich lohnt hier mal mit dem Mietwagen hinzufahren. Nach etwa 2,5km bergab hatten wir in der glühenden Mittagshitze den Strand erreicht. Dort setzten wir uns erst einmal unter ein paar Palmen, machten ein kleines Picknick und schauten aufs Meer. Leider war der Strand überhaupt nicht das, was wir uns vorgestellt hatten: überall im Wasser trieb Sargassum-Seegras und auch am Strand türmte es sich auf und stank entsetzlich. Ach je, da wollen wir momentan sicher nicht kiten gehen.

Aber wo wir schon mal da waren, liefen wir trotzdem noch etwas am schwarzen Sandstrand entlang und überquerten auch noch zwei Flussläufe, um ganz bis ans andere Ende zu gelangen.

Und danach ging es auch schon wieder auf den Heimweg. Leider waren die 2,5km zurück nun logischerweise bergauf und ich dachte, ich bekomme einen Hitzschlag. Mit knallrotem Kopf und völlig verschwitzt kamen wir oben an und ließen uns sehr erleichtert in den Bus fallen.

Dieser Bus fuhr allerdings nicht die ganze Strecke zurück nach Portsmouth, sondern nur bis in eine kleine Ortschaft namens Calibishie, die an der Nord-Ostküste Dominikas liegt. Ein sehr verschlafener Ort, in dem wir aber immerhin im Supermarkt ein leckeres Wassereis bekamen. Der Ort war schnell erkundet und wir waren bereit, uns auf den Rückweg nach Portsmouth zu machen. Doch das war einfacher gesagt als getan. Normalerweise funktioniert das mit dem Busfahren auf den ehemals englischen Inseln so, dass man sich einfach an den Straßenrand stellt und wenn ein Bus (meist ein VW-Bus-artiges Auto) kommt, hebt man die Hand. Der Bus hält, man steigt ein und wenn man aussteigen möchte, ruft man Bus-Stop und der Bus hält an. Ein tolles System, das normalerweise super funktioniert. Nicht so heute! Wir standen an der Straße und es fuhr auch tatsächlich immer mal wieder ein Bus vorbei, doch wenn wir die Hand hoben, wurde uns immer signalisiert, dass der Fahrer niemanden mehr mitnimmt, weil er jetzt Feierabend macht. 

1 1/2 Stunden standen wir in der Nachmittagshitze an der Straße bis wir endlich Glück hatten. Puh, was waren wir froh, denn so langsam aber sicher hatten wir schon gebangt, dass wir nicht mehr nach Portsmouth zurück kommen.

Nach 16 Uhr wird es mit den Bussen in diesem abgelegenen Teil der Insel wohl sehr rar und so sammelten wir unterwegs auch alle ein, die am Straßenrand standen, bis der Bus völlig überfüllt war. Aber wir rutschten gerne etwas zusammen, denn wir waren ja auch heilfroh gewesen, dass wir noch einen Bus bekommen hatten. Ein kleiner Junge nickte neben Kai ein und nutzte seine Schulter als Kopfkissen. Die Leute sind hier alle so ungezwungen und nett, es ist einfach toll!

Als wir schließlich wieder an unserem Dingi ankamen, waren wir ganz schön erschlagen und freuten uns sehr darauf, aus den verschwitzten Klamotten raus zu kommen und ein Bad im Meer zu nehmen.