Wir wurschteln und wurschteln

Seit wir in Martinique waren, hatten wir fast die ganze Zeit am Boot Sachen repariert oder gewartet. Und als wir gerade ein Licht am Ende des Tunnels sahen, erfuhren wir an Kais Geburtstag, dass unser Heizkessel zu Hause kaputt ist. Wahrlich kein schönes Geburtstagsgeschenk! So waren wir zwei aufregende Wochen lang damit beschäftigt, diesen erst reparieren und dann doch austauschen zu lassen. Mit der Zeitverschiebung von 6 Stunden war es nicht immer einfach Handwerker zu erreichen und die Dinge ins Laufen zu bringen und so standen wir ein paar Mal mitten in der Nacht auf, um mit Handwerkern zu telefonieren, Angebote einzuholen usw.. Glücklicherweise hatten wir Unterstützung von unseren Freunden Andreas und Marie und unsere Mieterin Albina koordinierte die Termine vor Ort, so dass wir alles gewuppt bekamen und unsere Mieter relativ schnell wieder warmes Wasser hatten. Ein großes Dankeschön an Euch drei für eure Hilfe!

Und als ob wir damit nicht schon beschäftigt genug gewesen wären, fing zeitgleich unser Dingi an zu lecken. Der Aluboden war an zwei Stellen durchgebrochen und musste dringend geschweißt werden. Gut, dass in Le Marin die Profis nicht weit sind und es dort sogar einen deutschen Schweißerbetrieb gibt. Somit waren innerhalb eines Vormittags die Lecks zugeschweißt und wir hatten die Stellen noch zusätzlich durch eine neue Konstruktion verstärken lassen. 

Und da ja immer drei Dinge auf einmal kommen müssen, ging dann auch noch unsere Starterbatterie kaputt. Uns stand es mal wieder Oberkante Unterlippe und es kamen verstärkt Gedanken auf, ob wir denn wirklich so weiterleben möchten. Wir hatten das Bootsleben total satt. Da rackert man sich zwei Monate lang ab, um das Boot wieder auf Vordermann zu bringen und wenn man endlich denkt, man hätte es geschafft und könnte nun etwas entspannen, fliegt einem wieder alles mögliche um die Ohren. Früher trösteten wir uns dann immer damit, dass wir nach der Hurrikan-Saison wieder schöne Inseln erkunden können und so herrlich frei sind, doch das ist uns durch Covid auch genommen. Das Reisen ist teuer und beschwerlich und so bleibt man am besten wo man gerade ist, weil man nie weiß, was einem auf der nächsten Insel an PCR-Tests, Quarantäne, Lockdowns, usw. erwartet. Also auch nicht wirklich etwas, auf das man sich freuen kann.

Doch wie schon so oft schoben wir die negativen Gedanken erst einmal beiseite und versuchten das Beste aus der Situation zu machen. Es hilft ja nichts, da müssen wir jetzt erst einmal durch!

So wurschteln wir vormittags am Boot und nachmittags machten wir zur Ablenkung Spaziergänge oder gingen mit Freunden schnorcheln. Und abends trafen wir uns ein paar Mal mit Freunden zum Domino spielen oder gingen zu einem deutschen Stammtisch.

Ein paar Mal kiteten wir sogar im Kanal, der von Ste. Anne nach Le Marin führt. Das war alles andere als toll, aber da wir schon seit zwei Monaten nicht mehr gekitet hatten, wollten wir es zumindest mal probieren. So, das ist abgehakt, müssen wir nicht mehr machen 😉

Kais Geburtstag 2021

An Kais Geburtstag nahmen wir uns dann wieder eine Auszeit von unseren Boots-Projekten. Morgens gab es ein leckeres Frühstück mit frischem Baguette und Schokocroissants und dann durfte Kai Geschenke auspacken.

Danach hatte ich eine Flugshow der Fregattvögel bestellt. Diese versuchten direkt neben unserem Boot Dinge aus dem Wasser zu fischen. Zuerst waren es nur zwei, dann kamen immer mehr dazu und am Ende kreisten 8 Fregattvögel um unser Boot. Das sind solch beeindruckende Tiere: mit einer durchschnittlichen Spannweite von ca. 2m, wiegen sie nur zwischen 600-1.600g und sind somit im Verhältnis zu ihrer Körpergröße leichter als jeder andere Vogel. Dadurch sind sie ausgezeichnete Flieger und können in geringstem Wind wunderschön dahin gleiten. Allerdings sind sie dafür keine guten Schwimmer und können nicht auf dem Wasser landen, da sich sonst ihre Federn vollsaugen würden und sie nicht mehr starten könnten.

Mittags machten wir einen kleinen Spaziergang durch Ste. Anne und abends hatten wir unsere netten Nachbarn Vero & Patrice zum Abendessen eingeladen. Es ist einfach schöner, wenn man seinen Geburtstag nicht in trauter Zweisamkeit feiern muss, sondern den Freudentag mit jemandem teilen kann!

Neue Relingsspanner

Und auch unser nächstes Projekt war kein Reparaturprojekt, sondern eine Verschönerungsarbeit. Obwohl sich dann mittendrin herausstellte, dass es doch ganz gut war, dass wir die Teile mal getauscht hatten.

Und zwar ging es um die Spanner unseres Relingsdrahts. An beiden Seiten unserer Silence führt eine Art Zaun von vorne nach hinten und am Heck über die gesamte Breite, damit man nicht so schnell ins Wasser fällt. Und dieser Zaun hat zwischen den Stützen keine Bretter, sondern Drahtseile. Diese sind mit insgesamt 10 Spannern an den Stützen festgemacht. Und diese Spanner hatten schon vor einiger Zeit angefangen außen etwas zu rosten. Kai polierte sie regelmäßig, aber kaum hatte er sie poliert, schon tauchten wieder Rostflecken auf. Es war eine Sisyphusarbeit!

Und nachdem wir hier in einem der Schiffszubehörläden die notwendigen Spanner gesehen hatten, beschloss Kai, diese alle auszutauschen, um sich in Zukunft einiges an Polierarbeiten zu ersparen. 

Klingt recht einfach, doch leider war es nicht ganz so einfach wie wir hofften. Denn die Spanner hatten wir bereits seit Jahren nicht mehr geöffnet und deshalb ließen sie sich überhaupt nicht losschrauben. Sie hingen komplett fest. Das war ein ganz schönes Stück Arbeit für Kai die Spanner mit viel Geduld, Fahrradöl und Zange zu öffnen, die Gewinde zu säubern und dann die neuen Spanner aufzuschrauben. Ich putzte währenddessen die ganzen Ösen, durch die der Draht durchgeführt und festgemacht wird. Kai schaffte jeden Vormittag zwei Stück, dann taten ihm seine Hände so sehr weh, dass er nicht mehr weitermachen konnte. Das heißt, um die 10 kleinen Spanner zu tauschen, benötigten wir 5 Vormittage! Und da fragen uns manchmal Leute, ob es uns auf dem Boot denn nicht langweilig wird 😉

Aber immerhin stellte sich bei der Arbeit heraus, dass es nicht nur eine optische Verbesserung war. Denn einer der Spanner zerbrach in zwei Stücke als Kai ihn öffnen wollte und auch die anderen sahen nicht mehr so richtig schön aus. Gut, dass wir das Projekt angegangen hatten, bevor uns die Spanner an der Reling durchgebrochen waren.