Fiona

Glücklicherweise war Fiona noch kein Hurrikan, als ihre Ausläufer vergangene Woche über uns hinweg zogen. Wir lagen mittlerweile vor Anker in Ste. Anne und waren darauf vorbereitet, dass wir eventuell umankern müssen nach Le Marin. Denn nachmittags sollte der Wind über Süden nach Westen drehen, wo wir dann hier völlig ungeschützt liegen würden.

Und so kam es dann auch. Der Regen setzte ein, der Wind drehte und bescherte uns bereits zu Anfang Wellen von ca. 0,5m Höhe. Vorhergesagt waren jedoch für den weiteren Verlauf 0,8-1,20m; es sollte also noch schlimmer werden. Da wir jetzt bereits nur noch ca. 30cm Wasser unter dem Kiel hatten, mussten wir sowieso an einen tieferen Ort umankern und so beschlossen wir, in die Bucht von Le Marin zu fahren, wo man in einem der Seitenarme wunderbar geschützt liegt. Zwischendurch kam noch mal richtig schön die Sonne zum Vorschein, die Gelegenheit um Anker auf zu gehen und nach Le Marin zu fahren.

Leider lagen wir hier zwar schön geschützt, doch um uns herum waren einige unbewohnte Boote, die an Bojen vertäut waren. Und eines dieser Boote rutschte bei einer 30-Knoten-Bö gefährlich nah an uns heran. Natürlich passierte dies kurz vor Sonnenuntergang im strömenden Regen. Aber so nah an unserem Nachbarn konnten wir auf keinen Fall liegen bleiben, denn der Wind sollte sich ja irgendwann wieder drehen und dann wären wir ineinander gekracht.

Also Bikini und Badehose angezogen und im prasselnden Regen raus, Anker hochgeholt, ein neues Fleckchen zwischen all den Booten gesucht und Anker wieder runter. Tja, so wird’s einem nicht langweilig!

Eigentlich wären wir an diesem Abend zu einem Stammtisch eingeladen gewesen, doch zum einen jagt man bei dem Wetter ja keinen Hund vor die Tür, zum anderen war es uns zu unsicher, unsere Silence alleine zu lassen. So kuschelten wir uns bei Dauerregen und kalten 25ºC ins Bett und schauten fern. Nachts wachten wir immer mal wieder von prasselnden Regengüssen auf und waren am nächsten Tag etwas gerädert. Fiona zog leider extrem langsam weiter und somit war der ganze nächste Tag grau in grau mit Nieselregen. Ich fühlte mich doch sehr an das Wetter in Deutschland erinnert 😉 Allerdings war es mit fast 28ºC doch deutlich wärmer und mit einer Luftfeuchtigkeit von 99% (!) auch deutlich feuchter als in Deutschland.

 

Doch Sonntags war bei uns der ganze Spuk vorbei, die Sonne lachte wieder und Fiona zog weiter Richtung Puerto Rico und Dominikanische Republik. Bei uns war wieder eitel Sonnenschein aber auf Martinique hatte sie mit den heftigen Regengüssen teilweise ganz schön Unheil angerichtet. Manchmal hat es doch Riesenvorteile wenn man auf einem schwimmenden Haus lebt.

Musée de la Pagerie

Bei unserer Recherche nach Museen in Martinique waren wir auf das Musée de la Pagerie gestoßen. Hierbei handelt es sich um das Geburtshaus von Marie-Josephe Rose Tascher de la Pagerie. Und wer verbirgt sich hinter diesem doch sehr länglichen Namen?
Etwas bekannter ist ihr Name nach der Eheschließung mit ihrem ersten Mann Alexandre de Beauharnais: Joséphine de Beauharnais. Doch die meisten kennen sie als Kaiserin Joséphine.

Sie wuchs auf einer kleinen Zuckerrohrplantage etwas außerhalb des Ortes Trois Ilets auf und heiratete 1779 den französischen Armeeoffizier Alexandre de Beauharnais mit dem sie zwei Kinder hatte.

Nach der Scheidung von ihrem ersten Mann lernte sie in Paris den General Napoleon Bonaparte kennen, den sie 1796 heiratete. Sie war sechs Jahre älter als Napoleon, für damalige Verhältnisse ein großer Altersunterschied. Leider konnte sie Napoleon keinen Thronerben schenken und deshalb wurde die Ehe 1810 wieder geschieden.  

Doch ihr Stammbaum liest sich wie ein Who’s who der Hochwohlgeborenen:

Joséphines Sohn Eugène de Beauharnais heiratete Auguste von Bayern, die Vizekönigin von Italien und wurde somit zum Vizekönig von Italien.

Seine erste Tochter Josephine wurde Königin von Schweden, seine zweite Tochter Eugénie Fürstin von Hohenzollern-Hechingen, sein Sohn Auguste Prinzgemahl von Portugal und seine dritte Tochter Amélie Kaiserin von Brasilien.

Joséphines Tochter Hortense heiratete Napoleons Bruder Louis und wurde damit Königin von Holland. Ihr gemeinsamer Sohn Napoleon wurde später Kaiser Napoleon III von Frankreich.

Und wir wollten uns nun einmal anschauen, wo die bekannte Kaiserin Joséphine aufgewachsen war. Leider stehen von der ursprünglichen Zuckerrohrplantage nicht mehr all zu viele Gebäude, weil das Hauptgebäude bereits zu Lebzeiten Joséphines einem Hurrikan zum Opfer fiel und nie mehr aufgebaut wurde. Die Familie lebte dann, aus Geldmangel, in der Sucrerie (quasi der Zuckerrohrfabrik) und lediglich das „Küchenhaus“ wurde wieder aufgebaut. Auf dem Platz der alten Mühle steht heute eine Nachbildung, daneben gibt es ein kleines Museum mit ein paar kleinen Besitztümern Joséphines und ihrem Bett.

Dies alles liegt in einem wunderschönen kleinen Park abseits der Hauptstraße mitten im Grünen. Auf der anderen Straßenseite stehen die Ruinen der Sucrerie, die von hohen Palmen, Zitronenbäumen und Bananenstauden gesäumt werden.  Ein idyllischer Ort, an dem wir gerne etwas verweilten, dem Vogelgezwitscher lauschten und uns von dem 4km langen Spaziergang hierher erholten.

Mit frischem Schwung machten wir uns dann auf nach Trois Ilets, dem nahegelegenen kleinen Dorf, in dem wir uns die Kirche anschauten, in der Joséphine getauft wurde. 

Und dann ging es wieder zurück in Richtung Anse Mitan, wo unsere Silence auf uns wartete. Auf dem Hinweg waren wir ein ganzes Stück auf der Hauptverkehrsstraße gelaufen, die sich ein paar kleine Hügel hoch und runter schlängelte. In der Septemberhitze nicht der schönste Weg und wir hatten gehörig geschwitzt. Doch auf dem Rückweg entdeckten wir glücklicherweise eine Abkürzung über einen Golfplatz. Hier lief es sich doch gleich viel angenehmer, es wehte eine leichte Brise über das Gras und wir wurden nicht mehr von unten vom heißen Asphalt angestrahlt. Dennoch waren wir ganz schön erledigt als wir so gegen 18 Uhr nach einer Wegstrecke von ca. 12km wieder zu Hause ankamen.

 

Anse Mitan

Völlig erschöpft von unserem Einkauf hatten wir uns auf einen entspannten Abend an Bord gefreut. Doch daraus wurde leider nichts. Wir saßen gerade ganz gemütlich beim Abendessen, als an der Uferpromenade von Fort-de-France Musik eingeschaltet wurde.

Bereits am Abend vorher waren wir mit Musik aus einer Bar bis nachts um 1:00 Uhr erfreut worden, doch dieses Mal gab es einen Salsa-Abend. Und das mit der vollen Lautstärke, die die Boxen hergaben. Uns fielen fast die Ohren ab und wir verstanden unser eigenes Wort nicht mehr.

Also nichts wie rein, alle Fenster und Luken zu und vor die Glotze hauen. Wir hofften, dass sich die Leute bis ca. 23 Uhr alle müde getanzt hätten, doch so früh gehen die Einheimischen hier nicht ins Bett. Um Mitternacht waren wir ziemlich müde und total verschwitzt, weil es bei geschlossenen Fenstern so heiß war. Wir versuchten, trotz lauter Musik einzuschlafen, aber das klappte leider nicht. Und erst irgendwann so gegen 2:30 Uhr kehrte endlich Ruhe ein und wir schliefen völlig fertig ein.

Und was glaubt ihr, was uns Samstag morgens weckte? Laubbläser! Glücklicherweise nicht wie in St. Pierre um 4:45 Uhr, sondern erst um kurz vor 7 Uhr, aber mit Ausschlafen war es somit nichts!

Wir befürchteten das Schlimmste für die kommende Nacht und beschlossen, auf die andere Seite der großen Bucht zu fahren, zur Anse Mitan. Dort ankerten wir ganz außen am Rande der Bucht vor einem schönen kleinen Sandstrand und genossen die Stille.

Ein kurzer Spaziergang an Land führte uns zu einem alten Fort, das vor langer Zeit als Freilicht-Theater benutzt wurde. Doch mittlerweile ist es dem Verfall preisgegeben. Es war dennoch schön etwas durch die Ruinen zu laufen und den Ausblick über die Rade de Fort-de-France zu genießen.

Danach schauten wir noch bei der hier ansässigen Kite-Schule vorbei, um zu sehen, ob wir dort auch mal etwas kiten könnten. Obwohl die Kite-Schule in einem Club untergebracht ist, wäre es erlaubt mit dem eigenen Equipment zu kommen und von dort den Kite zu starten. Allerdings muss man seinen Kite auf einer Plattform, zu der man über einen Steg gelangt, aufblasen und dann mit der Bar und den Leinen über Felsen hinunter ins Wasser klettern und von dort aus den Kite starten. Wow, das sah uns alles etwas diffizil aus. Vielleicht kiten wir doch lieber von unserem Boot 😉