Kai the Ripper

Seit nunmehr sechs Wochen sind wir hier auf Union Island und erfreuen uns hauptsächlich am Kitesurfen. Das Problem mit unseren anstehenden Reparaturen haben wir momentan erfolgreich verdrängt und wenn wir nicht gerade nach Clifton fuhren, um mal wieder unser Visum und unsere Sailing Permit (mittlerweile wissen wir ja, wie das geht) zu verlängern oder eines der WM-Spiele anzuschauen (das Spiel gegen Brasilien war ja der absolute Wahnsinn) , dann kiten wir jeden Tag ein paar Stunden.

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Gestern habe ich bei richtig gutem Wind einen ca. 2,5m hohen Sprung geschafft und jauchzte vor Freude laut. Das Springen macht richtig süchtig: bei jedem Versuch will man noch höher hinaus und wenn man dann auch noch eine perfekte Landung hinlegt, dann will man einfach nicht mehr aufhören. Kai hat vorgestern seine ersten Frontloops geschafft und gestern an deren Perfektion gearbeitet. Wir waren total happy!

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Doch wie das meist so ist, darf dieser Zustand ja nicht allzu lange anhalten. Ich stand am Ufer, und schoss ein paar schöne Fotos von Kais Frontloops, als leider eine misslang und Kai mitsamt dem Kite ins Wasser fiel. Er startete den Kite wieder, holte sich sein Bord zurück und fuhr los. Nach ca. einem Meter tat sich urplötzlich ein riesiger Riss im Kite auf und gleich danach sah ich sprachlos zu, wie ein völlig zerfledderter Kite ins Wasser fiel. Ich stand mit aufgerissenen Augen am Ufer und dachte nur, dass das nicht wahr sein kann. Kai winkte mir und rief, dass ich mit dem Dingi kommen soll und so stiegen unser französischer Freund Lionel und ich in unser Dingi und zogen unseren gerippten Kite und Kai ins Dingi und fuhren an Land, um den Schaden zu begutachten.

Den Kite hatte es tatsächlich auf ca. 2m Breite und 3m Länge zerrissen! Wir waren den Tränen nah, denn das ist wohl ein Totalschaden. Das einzig Gute daran ist, dass wir im August und September aufgrund des wenigen Windes wahrscheinlich sowieso nicht kiten können und es somit quasi zum Ende unserer Kitesaison passiert ist. Damit haben wir jetzt zwei Monate Zeit, irgendwo einen anderen Kite aufzutreiben (was hier in der Karibik nicht wirklich einfach ist).

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Glücklicherweise haben wir noch unseren 8qm-Kite, den wir gestern bei ca. 22 Knoten Wind auch gut fliegen konnten. Aber das ist leider eher die Ausnahme. Hoffentlich finden wir also bald irgendwo einen neuen Kite!

Unterwegs auf Union Island

Da wir zum Fußball schauen immer nach Clifton müssen, haben wir letztes Mal beschlossen dabei gleich noch etwas die Insel zu erkunden. Bisher kannten wir nur die Straße die direkt von Ashton nach Clifton führt, doch es gibt noch mehr Straßen auf denen man über kleine Umwege ebenfalls nach Clifton kommt.

Wir liefen also durch Ashton und als wir den Ort gerade verlassen wollten, kam ein großer Regenschauer. Ein Einheimischer rief uns zu, dass wir schnell mitkommen sollten und wir rannten hinter ihm her in eine kleine Bar. Zumindest hielten wir es für eine Bar, denn es gab einen Tresen, hinter dem ein großer Kühlschrank stand und auf ein paar Regalbrettern standen Gläser und alkoholische Getränke. Doch in dem großen Raum gab es komischerweise keinerlei Stühle; nur in der Ecke des Raumes stand ein Tisch mit einer Popcornmaschine. Wir erzählten etwas mit dem Besitzer und tranken eine Limonade und Kai fragte irgendwann, ob er denn hier des öfteren Partys feiert, weil er so eine große Tanzfläche hat. Daraufhin lachte dieser und meinte „Nein, das hier ist doch das Kino!“ Wir waren völlig baff und grinsend zeigte er uns den Nebenraum mit Projektor und Bänken. Ok, das erklärte dann natürlich auch die Popcornmaschine. Begeistert fragten wir, was für einen Film er denn momentan zeigen würde und wann die nächste Vorstellung sei. Und darauf bekamen wir eine typisch karibische Antwort. Die nächste Vorstellung ist dann, wenn abends genug Leute da sind und es wird der Film gezeigt, den die meisten sehen wollen. Das ist doch klasse, oder?! Tja, da sind wir doch froh, dass wir unser eigenes Heimkino in Form unseres Laptops dabei haben 😉

Auf unserem weiteren Weg nach Clifton kamen wir dann noch an einem kleinen Museum vorbei. Keine Ahnung was es dort zu sehen gibt, aber hier darf man auf keinen Fall davon ausgehen, dass nur weil außen Museum dran steht, drinnen auch ein Museum ist. Da hatten wir bereits unsere einschlägigen Erfahrungen in Bequia gemacht. Auf der anderen Seite der Insel kamen wir an einen kleinen Steinbruch und danach führte die Straße an einen wunderschönen Sandstrand. Dann ging es an einem Etang vorbei und urplötzlich standen wir im Allgäu. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir eine grüne Wiese mit Kühen und einem kleinen Bauernhof sahen. Unglaublich wie die Landschaft sich hier innerhalb von ein paar hundert Metern unterscheiden kann. Gerade steht man noch an einem karibischen Sandstrand, dann an einem französischen Etang und eine Minute später auf einer Alm im Allgäu.

In Clifton angekommen schauten wir mal wieder ganz alleine das Fußballspiel (Achtelfinale) und danach liefen wir gemütlich zurück nach Ashton.

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Auch heute waren wir wieder in Clifton und das Viertelfinalspiel gegen Frankreich zog dann doch etwas mehr Leute an. Doch leider waren dies ausschließlich Franzosen und wir hielten uns mit unseren Jubelrufen dann doch lieber etwas zurück. Außerdem hatten wir noch Lionel, unseren netten französichen Ankernachbarn dabei und auch ihm zuliebe wollten wir nicht zu ausgiebig feiern. Lionel ist ebenfalls Kitesurfer (nur dass er den Sport im Unterschied zu uns bereits seit dreißig Jahren ausübt) und kitet seit ca. zwei Wochen hier gemeinsam mit uns. Da er auch noch ein ausgezeichneter Fischer ist, werden wir regelmäßig mit exquisitem Fisch und Calamari versorgt. Ach, es ist einfach fantastisch wie gut die Franzosen kochen können. Wir leben hier also momentan im wahrsten Sinne des Wortes wie Gott in Frankreich.

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Wir sind mit wenig zufrieden – unsere Silence leider nicht

Nachdem wir letzten Monat das erste Mal (den Monat mit der Atlantiküberquerung mal ausgenommen) mit unseren Ausgaben unter unserem geplanten Budget (ca. €1.200,-) pro Monat lagen, hatte ich gehofft der Bann sei endlich gebrochen.

Seit wir in der Karibik angekommen waren, gab es endlich keine größeren Ausgaben mehr für Reparaturen am Boot. Natürlich mussten wir immer mal wieder Kleinigkeiten reparieren, aber das belief sich meist auf €100,- bis €400,- pro Monat.

Und in diesem Monat sah es noch besser aus. Wir liegen hier immer noch in Union Island vor Anker und haben diesen Monat lediglich €490,- (inkl. Krankenversicherung) ausgegeben. Und in diesen Kosten waren sogar noch neue Badeshorts für Kai von Billabong (für sage und schreibe €19,-) und die Verlängerung unserer Visa (€33,-) in den Grenadinen enthalten. Ich freute mich riesig, denn endlich bewiesen wir uns mal, dass wir hier, obwohl die Lebensmittel in Union Island sehr teuer sind, wirklich billig leben können.

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Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Unser Boot wollte uns diesen Triumph leider nicht gönnen und wie sagt man so schön: wenn es dicke kommt, dann kommt es immer gleich richtig dicke.

Vor einigen Tagen fiel uns völlig unerwartet unsere Windex quasi fast auf den Kopf. Eines schönen Nachmittags lag sie einfach auf unserem Biminidach. Sie war wohl wegen Materialermüdung abgebrochen.

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Außerdem wussten wir bereits seit unserer Ankunft in der Karibik, dass unsere Batterien schon sehr alt sind und nicht mehr so richtig gut funktionieren. Doch wir hatten die ganze Zeit gehofft, dass wir die Neuanschaffung noch etwas hinauszögern können, bis wir irgendwo auf ein richtig gutes Angebot stoßen. Nachdem wir nun hier beim Kitesurfen immer etwas mehr Wasser verbrauchen als gewöhnlich, war unser Wassermacher recht oft in Betrieb und am Wochenende waren unsere Batterien plötzlich ziemlich leer. Nachdem auch die tollste Karibiksonne sie nicht mehr so richtig aufgeladen hatte, beschloss Kai für ein paar Stunden die Motoren anzumachen, um die Batterien mal wieder ganz voll zu laden.

Da erlebten wir leider die erste böse Überraschung. Als Kai die Motoren anmachte, sprudelten an der Steuerbordseite Ölblasen aus dem Wasser und uns war sofort klar, da ist irgendetwas an unserem Saildrive kaputt. Kai prüfte das Öl im Saildrive und tatsächlich hatte dies plötzlich eine ziemlich milchige Farbe. So ein Sch…! Da wir ja gerade erst vor einem halben Jahr in Lanzarote die Simmeringe ausgewechselt hatten, vermuten wir nun, dass die Propellerwelle ausgeschlagen ist und wir diese ersetzen müssen. Auf jeden Fall bedeutet dies, dass wir das Boot in Grenada aus dem Wasser holen müssen, um uns das genauer anzuschauen. Glücklicherweise ist dies dort verhältnismäßig günstig (ca. US$250,- inkl. fünf Tage auf dem Trockenen), doch sollte tatsächlich die Welle kaputt sein, so kostet uns eine neue €670,-. Inklusive Einbau und Wartezeit für die Bestellung wären wir also mal wieder locker €1.000,- los.

Doch wie gesagt, ein Unglück kommt selten allein. Nachdem wir die Batterien ein paar Stunden mit dem Motor geladen hatten, sah die Anzeige immer noch nicht viel besser aus. Also krabbelte Kai unter die Betten in den Achterkabinen (wo alle unsere Batterien „verstaut“ sind) und stellte fest, dass eine Batterie total heiß geworden war. Tja, da wusste er dann, warum die Batterien nicht mehr richtig geladen wurden, denn diese eine war auf jeden Fall hinüber. Er klemmte diese Batterie also ab und nun versuchen wir mit drei Batterien auszukommen. Wahrscheinlich würde das normalerweise auch funktionieren, doch da zurzeit gerade die Wet Season beginnt, haben wir die letzten Tage des öfteren Regen und Wolken, so dass unsere Solarpanels nicht so richtig gut funktionieren. Das heißt, wir müssen uns wohl recht bald nach neuen Batterien umsehen und werden vermutlich nochmals US$1.000,- los sein.

Und zu guter letzt funktioniert unser Herd/Backofen seit einigen Tagen noch schlechter als zuvor. Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir vielleicht irgendwo einmal auf ein günstiges Angebot stoßen und uns dann einen neuen mit Grill anschaffen können. Doch diese Investition (ca. US$1.500,-) ist erst einmal zurückgestellt. Nun müssen wir eben damit leben, dass die rechte Gasflamme nicht richtig funktioniert und der Backofen manchmal bei voller Leistung auf 230°C aufheizt und manchmal nur auf 170°C.

Ihr seht, wir verbringen unsere Tage also leider nicht nur mit kitesurfen und faulenzen, sondern haben auch mal wieder das Vergnügen am Boot zu basteln und zu schrubben und uns zu überlegen wo wir am besten welche Ersatzteile kaufen bzw. welche Reparaturen durchführen.

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