Alte Erinnerungen

An Union Island haben wir so viele schöne Erinnerungen. Zu Beginn unseres Karibik-Aufenthalts war dies quasi unsere zweite Heimat. Jedes Jahr verbrachten wir auf dem Weg nach Süden drei Monate hier und auf dem Weg nach Norden statten wir der kleinen Insel auch meist einen Besuch ab. 

Damals konnte man am Frigate Rock in spiegelglattem Wasser super Kitesurfen und einige unserer Freunde verbrachten fast die ganze Saison dort. Doch dann wurde leider die Idee mit Kitecharter immer populärer. Zuerst war es ein Katamaran, der hier regelmäßig vorbei kam und bis zu acht Kitesurfer auf einmal ausspuckte. An einem Kitespot, an dem man schön zu viert oder fünft fahren kann, waren acht Kitesurfer eindeutig zu viel. Und als dann jedes Jahr noch ein weiterer Katamaran mit dem gleichen Konzept dazu kam, war das kleine Kiteparadies ganz schnell kein Paradies mehr, sondern ein komplett überlaufener Ort. 

Und so verbrachten wir immer mehr Zeit in Antigua, wo der Kitespot viel größer ist und wesentlich mehr Leute gleichzeitig kiten können, ohne sich gegenseitig zu behindern.

Covid tat dann noch ihr übriges, von Insel zu Insel zu reisen war 2019-2021 äußerst schwierig und so waren wir tatsächlich vor 5 Jahren das letzte Mal in Union Island. Unglaublich, wie die Zeit vergeht!

Und auch dieses Mal war die ehemals so verschlafene Bucht ziemlich überlaufen. Wir bereuten unseren Entschluss, hier nicht mehr so viel Zeit zu verbringen, also nicht.

Aber irgendwie hat Union Island immer noch sehr viel Charme und seinen Reiz für uns nicht komplett eingebüßt.

Das Wasser ist wunderbar türkis, es gibt noch einige lebende Korallen und viele, viele kleine bunte Fische. Es ist einfach ein Ort, an dem wir gerne sind und da auch zufällig gerade unsere französischen Freunde Bernadette & Pascal hier waren, wurde es ein wunderschöner Aufenthalt!

Hier also ein paar Impressionen unseres geliebten Union Islands:

  

Von Dominica nonstop nach Union Island

Direkt bei Sonnenaufgang machten wir uns startklar, denn dieses Mal lag eine etwas längere Strecke vor uns.

Auf dem Weg nach Süden hangeln wir uns normalerweise von Insel zu Insel, starten morgens und kommen Nachmittags auf der nächsten Insel an. Die Inseln des Antillenbogens liegen alle in komfortablen Abständen, so dass man nicht über Nacht segeln muss.

Da wir dieses Mal jedoch bis ganz in den Süden nach Trinidad wollten und dort bereits Ende Juni zwecks Termin auf der Werft ankommen mussten, hätte uns dies sehr viel Zeit gekostet. Mit Stopps in Guadeloupe, Dominica, Martinique, St. Lucia, St. Vincent & the Grenadines, Carriacou, Grenada und dem Törn nach Trinidad hätten wir ja bereits 8 Tage auf See verbracht. Zum einen fanden wir das etwas anstrengend, zum anderen hätte das Wetter nicht mitgespielt, um jeden Tag eine Insel weiter zu segeln.

Denn mittlerweile jagt eine Tropical Wave nach der anderen von den Kapverden über den Atlantik und beschert uns hier immer mal wieder Regentage mit viel Wind oder keinem Wind und sehr unstetem Wetter. An diesen Tagen liegen wir am liebsten in einer schön geschützten Bucht und warten auf Sonnenschein.

Somit beschlossen wir also Martinique und St. Lucia auszulassen und direkt nach Union Island (gehört zu St. Vincent & the Grenadines) zu segeln. Hiermit lag eine Strecke von 180 Seemeilen vor uns, d.h. wir mussten über Nacht segeln.

Und deshalb setzten wir morgens um kurz nach 5:00 Uhr unser Großsegel, holten den Anker hoch und los ging’s. Am Anfang leider noch unter Motor, weil hinter Dominica durch die hohen Berge kein Wind herrscht. Doch nach 4 Stunden konnten wir dann endlich den Motor ausschalten, denn kurz vor dem Kanal nach Martinique setzte der Wind ein. Und das nicht zu schwach. Wir hatten teilweise bis fast 30 Knoten Wind und nahmen immer mehr Fahrt auf. Da im Wetterbericht sehr viel Wind angekündigt war, waren wir sicherheitshalber im 2. Reff und das war auch gut so. Denn auch mit deutlich reduziertem Segel liefen wir mehr als 9 Knoten schnell. Welch Freude! So schnell waren wir schon lange nicht mehr unterwegs gewesen. 

Und hier noch ein kurzes Video:

Doch das hielt leider nicht allzu lange an. Im Windschatten von Martinique (obwohl wir ca. 30 Seemeilen von Land entfernt waren) schlief der Wind wieder etwas ein und die See wurde zunehmend kabbeliger. Leider konnten wir uns die Zeit auch nicht mit angeln vertreiben, weil überall Teppiche von Sargassum-Algen schwammen. Zu blöd!

Um 18:30 Uhr ging die Sonne unter und wir aßen unser typisches Segel-Abendessen: Hot Dogs. Die sind schnell warm gemacht und man muss danach auch nicht viel Geschirr spülen.

Um 20 Uhr haute Kai sich in die Koje und ich übernahm die erste Wache. Ich hielt mich etwas mit Hörbüchern und Podcasts wach, bis mir so gegen 22 Uhr dann immer mal wieder die Augen zufielen. Und so ging ich über zu Power-Napping. 15 Minuten dösen, dann klingelt der Wecker, einmal Rundumblick, ob mit den Segeln und dem Kurs noch alles passt und wieder hinlegen und Wecker stellen. Irgendwann um 23 Uhr stand Kai dann plötzlich vor mir. Er konnte bei dem Geboller und Gekrache trotz Ohrstöpseln nicht richtig schlafen und war völlig aufgekratzt. So erzählten wir eine halbe Stunde und dann startete Kai nochmal einen Versuch. 

Um 00:30 Uhr stand er dann wieder da und da es sowieso an der Zeit zum Wachwechsel war, haute ich mich ins Bett. Wow, das war ja wirklich ein Höllenlärm hier unten. Wie soll man bei dem Krach schlafen? Ich legte mir ein Kissen über den Kopf und dämmerte ein. Doch leider wachte auch ich immer wieder auf. Nicht nur, dass die Wellen teilweise mit enormem Lärm in unseren Rumpf krachten, nein es vibrierte auch jedes Mal der ganze Rumpf, wenn das passierte und man wurde im Bett ordentlich durchgeschüttelt.

Erst gegen Morgen schlief ich dann doch noch ein. Wir waren mittlerweile hinter St. Vincent, die Wellen hatten sich beruhigt und wir glitten langsam und gemütlich dahin. Somit stand ich dann erst um kurz nach 6 Uhr wieder auf. Genau rechtzeitig zum Einrollen der Genua, weil nicht mehr genügend Wind zum Segeln war.

Also wieder Motor an und so lange motoren bis wir aus dem Windschatten von St. Vincent heraus kommen. Was nicht schlecht war, denn unser Motorengeräusch lockte eine ganze Schule von Delphinen an, die uns eine Weile begleiteten und fröhlich um unseren Bug schwammen.

Nach 45 Minuten hatten wir dann wieder genügend Wind und konnten die Genua erneut setzen. Vor uns zogen immer mal wieder ein paar Schauer durch, die den Wind etwas durcheinander brachten, aber wir hatten Glück und wurden nicht nass. 

Mittlerweile waren auch keine Sargassum-Algen mehr zu sehen und so konnten wir unseren Köder endlich ausbringen. Keine Stunde später, surrte die Leine aus. Wir hatten einen Fisch an der Angel und der konnte nicht so klein sein, denn er wehrte sich ganz schön. Kai kurbelte langsam rein und als er näher kam, konnten wir es wunderbar golden glänzen sehen. Es musste sich um eine Dorade (oder auch Goldmakrele) handeln. Welch ein tolles Abendessen!

Nach kurzem Kampf hatten wir sie eingeholt und da lag das Prachtexemplar vor uns. Es war ein ca. 90cm langes Weibchen, wohl mit die größte Dorade, die wir je gefangen hatten. Das würde nicht nur für ein Abendessen reichen.

Durch diesen Zeitvertreib hatten wir auch wieder ein ganzes Stück Strecke gemacht und sahen mittlerweile Union Island vor uns. Schön, bald haben wir’s geschafft!

Um 13:45 Uhr kamen wir nach etwas mehr als 32 Stunden segeln am Frigate Rock an, sprangen eine Runde ins schön erfrischende Wasser und machten danach erst einmal ein kleines Mittagsschläfchen.

Vulkanausbruch in St. Vincent

Schon seit drei Monaten hatte der Vulkan La Soufrière (1.220m hoch) im Norden St. Vincents verstärkte Aktivitäten gezeigt. Vergangene Woche wurden die Anzeichen für einen nahenden Ausbruch deutlicher und so begann die Regierung am Donnerstag die Evakuierung von 16.000 Menschen aus den extrem gefährdeten Gebieten. 

Die Leute fanden fürs erste Unterschlupf bei Bekannten und in Notunterkünften der Regierung im Süden der Insel. Später sollen sie auf Kreuzfahrtschiffen und benachbarten Inseln aufgenommen werden. Auch Antigua wird 400 Flüchtlinge aufnehmen.

Und die Evakuierung war keinesfalls verfrüht. Denn am Freitag vormittag gegen 8:40 Uhr brach der Vulkan aus und schoss eine fast 10km hohe Aschewolke in den Himmel. Es folgten zwei weitere Eruptionen an diesem Tag. Seitdem gab es im Abstand von 2-3 Stunden immer wieder Erschütterungen, die jeweils ca. 20 Minuten dauerten und weitere Asche in den Himmel schossen.

Am Samstag war ganz St. Vincent mit Asche bedeckt. Die Wasserversorgung war unterbrochen und in einigen Teilen der Insel wurde der Tag durch die dicken Aschewolken zur Nacht. Tausende von Menschen verloren ihre Häuser und werden sich woanders ansiedeln müssen. 

Die Asche zog in den höheren Luftschichten nach Osten und erreichte am Samstag die Insel Barbados, die daraufhin ihren kompletten Flugverkehr einstellen musste. In den niedrigeren Luftschichten breitete sich die Asche im Norden bis St. Lucia und im Süden bis nach Grenada aus. Eine Freundin von uns musste gestern zentimeterhohe Ascheberge von ihrer Terasse in Carriacou kehren. Welch ein Glück, dass wir gerade so weit im Norden sind. 

Heute Morgen um 4:15 Uhr gab es einen erneuten Ausbruch. Dieser Ausbruch war extrem stark und es schoss wieder Asche und Geröll an den Hängen hinunter. Der vorherige Dom brach ein und es entstand ein neuer Schlot. 

Bei La Soufrière handelt es sich um einen Schichtvulkan. Bei dieser Art von Vulkanen fließt nicht viel Lava an den Hängen hinunter, weil die Lava im Innern nicht so heiß ist. Es gibt nur einen sehr zähen Strom, der meist schnell abkühlt. Das gefährliche an den Schichtvulkanen ist, dass sie sehr viel Gase ausstoßen, die heftige Explosionen erzeugen. Bei diesen Explosionen werden Asche und Geröll herausgeschleudert, was z.B. in St. Vincent mit einer Geschwindigkeit von rund 190 km/h die Hänge hinunter schießt. Durch den Ausbruch solch eines Schichtvulkans wurde damals auch die Stadt Pompeji zerstört.

Wie lange die Ausbrüche andauern werden ist momentan ungewiss. Zuletzt war La Soufrière im Jahr 1979 ausgebrochen. Davor in den Jahren 1902, 1814, 1812 und 1718.