Ab in den Süden!

Vergangenen Sonntag erholten wir uns in Deshaies erst einmal von unserer Überfahrt von den BVI’s, bevor es am Montag daran ging, unsere Aufgabenliste für Guadeloupe abzuarbeiten. Wir klarierten ein, tauschten unsere leeren Camping-Gaz-Flaschen und füllten an der Tankstelle sechs 20l-Kanister mit Diesel, die wir gleich in unser Boot tankten.

Und am Dienstag ging es weiter nach Ilet de Pigeon, wo wir endlich wieder unseren Lieblings-Supermarkt Leader Price plündern konnten. Wir nahmen gleich noch eine riesige Ladung schmutziger Wäsche mit und während diese im Waschsalon in den Maschinen schäumte, räumten wir bei Leader Price die Regale leer. Doch leider mussten wir das in mehreren Anläufen tun, denn mehr als einen halben Einkaufswagen mit Getränken und unserer Wäsche konnten wir unmöglich in unserem Dingi unterbringen. Insgesamt fuhren wir somit drei Mal zu Leader Price und Carrefour. Bis die ganzen Einkäufe und die Wäsche verstaut waren, sah es in unserem Boot aus, als ob eine Bombe explodiert wäre und unser Kühlschrank platzt nun aus allen Nähten. Aber da in Union Island alles so furchtbar teuer ist (z.B. kostet ein Kilo Ananas in Guadeloupe €1,30 und in Union €6,80), wollten wir soviel wie nur irgend möglich in Guadeloupe kaufen. Und das Thema Käse und Wurst auf den englischen Inseln habe ich ja bereits des öfteren erwähnt 😉

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Am Mittwoch Nachmittag schnorchelten wir noch eine Runde im Jaques-Cousteau-Underwater-Reserve und waren überrascht wie viele verschiedene schöne Fische es hier gibt. Das hatten wir von unserem vorherigen Besuch gar nicht mehr so toll in Erinnerung gehabt.

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Am Donnerstag ging es, nach einem nochmaligen Schnorchelausflug, weiter nach Basse Terre. Und von hier nahmen wir früh morgens die Fahrt auf die Iles les Saintes in Angriff. Wir standen extra morgens bereits um 6 Uhr auf, weil wir wussten, dass es im Kanal zwischen Guadeloupe und Les Saintes tagsüber immer heftig bläst und hofften auf Les Saintes anzukommen, bevor der Wind richtig heftig einsetzt. Bei ca. 11 Seemeilen Distanz hätten wir eigentlich spätestens um 8:30 Uhr dort ankommen sollen. Doch natürlich lief es alles nicht so wie geplant, denn der Wind blies bereits mit 25 Knoten und wir kamen fast nicht vorwärts. So kamen wir dann ziemlich k.o. um kurz nach 10 Uhr an.

Auf Les Saintes verweilten wir dann ein paar Tage, weil wir ein geeignetes Wetterfenster für die Fahrt nach Union Island abwarten wollten. Kai überprüfte die Öl- und Kühlwasserstände der Motoren und entdeckte dabei, dass auf der einen Seite die Halterung für den Bowdenzug angebrochen war. Diese reparierte er notdürftig und auch die Leine zum Einbinden der Reffs musste neu gespleißt werden. Aber zwischendurch nahmen wir uns noch etwas Zeit, um das Fort Napoléon zu erkunden und einen Nachmittag gingen wir sogar kiten. Da es aber sehr böig war und auch ganz schöne Wellen in die Bucht liefen, machte es nicht so richtig viel Spaß. Umso mehr freuen wir uns nun aufs Kiten in Union Island.

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Und gestern früh setzen wir um 6:30 Uhr die Segel Richtung Union Island. Angekündigt waren für den Vormittag 14-16 Knoten aus Ost und am späten Nachmittag und über Nacht sollte es dann runter gehen auf ca. 13-14 Knoten. Also anfangs optimal, um mit angenehmen Halbwind nach Union Island zu segeln. Aber wann stimmt schon mal der Wetterbericht? Wir wissen ja mittlerweile, dass die Vorhersage für gewöhnlich immer um ca. 5 Knoten daneben liegt, aber man weiß leider nie, ob es 5 Knoten weniger oder mehr sind.

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Als wir die Nase hinter den Les Saintes in den Wind streckten, sah es genau nach der angekündigten Vorhersage aus und so setzten wir Vollzeug. Doch dann hielt uns der Wind ganz schön auf Trab. Hier ein Auszug aus unseren Logbucheinträgen:

Uhrzeit / Windstärke / Segelführung
7:45 / 5-6 / Groß ins 1. Reff, Genua ins 2. Reff
9:35 / 2-3 / Genua eingerollt, Motor an
10:10 / 4 / Genua wieder voll gesetzt, Motor aus
10:45 / 3 / Groß ausgerefft, Genua eingerollt, Motor an
11:55 / 4-5 / Genua wieder voll gesetzt, Motor aus
12:30 / 5 / Groß ins 1. Reff, Genua ins 2. Reff

Doch als wir dann aus der Abdeckung von Dominica heraus kamen (wir waren extra in 10 sm Entfernung geblieben, um keine Landeffekte zu haben, aber das war wohl nichts) hatte der Wind ein Einsehen und blieb etwas konstanter. Aber damit es uns nicht zu wohl wird, bekamen wir dafür in der Nähe von Martinique total kabbelige Wellen, die uns in alle Richtungen schaukeln ließen. Ich ging um 19 Uhr ins Bett und versuchte zwei Stunden lang vergeblich einzuschlafen. Bei dem Geschaukel und Geboller war jedoch nicht an Schlaf zu denken. Also legte ich mich auf die Eckbank im Salon, wo ich trotz recht unbequemer Lage glücklicherweise dann recht schnell einschlief.

Irgendwann wachte ich auf, weil unser Autopilot ständig piepste und sah Kai völlig hilflos am Steuerstand sehen. Wir hatten mittags bereits einmal das Problem gehabt, dass unser Boot urplötzlich total luvgierig war (für die Nichtsegler: es wollte immer in den Wind schießen, anstatt den Kurs zu halten) und hatten alle Segel neu getrimmt, jedoch ohne Erfolg. Doch als der Wind wieder zunahm, war das Problem so plötzlich wie es aufgetaucht war, wieder verschwunden. Doch nun war es erneut aufgetreten und zwar noch viel heftiger als zuvor. Der Autopilot lenkte vollen Ausschlag nach rechts und wir fuhren immer weiter nach links. Auch wenn wir selbst das Ruder übernahmen änderte sich nichts. Unsere Silence wollte unbedingt in den Wind und wir mussten mit aller Kraft gegenlenken. Dieses Mal holten wir unser Segel- und Trimmbuch hervor und Kai stellte alle Segel genauso ein, wie es dort beschrieben war. Erfolg: null! Also muss es wohl am Ruder liegen. Kai steckte den Kopf ins Wasser, konnte allerdings nichts Ungewöhnliches feststellen. Also öffnete er die Heckklappen und schaute sich die Ruderstellungen an. Auch hier war nichts zu erkennen. Wir waren ratlos. So mussten wir das Boot eine ganze Weile per Hand steuern, bis der Wind wieder etwas aufgefrischt hatte und das Problem, wie bereits zuvor, einfach erneut verschwand.

Mittlerweile hatten wir jedoch schon so viel Zeit verloren, weil unsere Silence wesentlich langsamer lief als normal, so dass wir beschlossen, dass wir es nicht mehr nach Union Island schaffen und änderten deshalb unseren Kurs in Richtung Bequia. Und natürlich trat unser Problem ca. 8 Seemeilen vor Bequia erneut auf. Wir probierten nochmals unsere Besegelung zu ändern und waren uns danach sehr sicher, dass mit einem unserer Ruder irgend etwas nicht stimmt. Also schoss ich mit unserer Silence in den Wind, Kai setzte seine Schnorchelbrille auf und ging auf Tauchstation. Ich staunte nicht schlecht, als urplötzlich hinter unserem Boot ein riesiger Teppich Seegras auftauchte, den Kai gerade aus unserem Ruder entfernt hatte. Endlich war das Problem gefunden und dann gleich noch auf solch einfache Weise behoben. Das Seegras hatte uns somit zwar unsere ansonsten sicher erfolgreiche Fahrt nach Union Island versaut, aber wir waren trotzdem so glücklich, dass mit unseren Rudern alles in Ordnung ist und wir auch als Segler nicht völlig versagen 😉

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So haben wir nun gerade hier einklariert (Bequia gehört glücklicherweise wie auch Union Island zu den Grenadinen) und jetzt sitzen wir hier in einem kleinen Café in Bequia, um unsere e-mails zu checken und diesen Blogbeitrag online zu stellen. Und wahrscheinlich geht es dann morgen die restlichen 30 Seemeilen weiter nach Union Island.

2 Gedanken zu „Ab in den Süden!

  1. Hallo ihr beide, hier schreibt Sonja (Stefan guckt aber über meine Schulter ;-). Da ist Euch was ganz tolles passiert, weil sonst wärt ihr ja nicht auf Bequia! Auf Bequia hab ich ca. 1999 tauchen gelernt und war sogar ein Jahr später nochmal da! Wir sind ganz neidisch und wünschen Euch weiterhin eine tolle Zeit! Viele liebe Grüße von Stefan und Sonja

  2. Schön von Euch zu hören! Wir sind immer wieder gerne in Bequia, diesmal war’s aber nur für eine Nacht. Aber es hat wohl wirklich so sein sollen, denn wir haben hier einiges erledigt bekommen: reibungslos einklariert, billigen Diesel und Öl gekauft, Obst und Gemüsevorräte aufgestockt, Schokoriegel für Andrea und Zigaretten für Kai gekauft und den Blogbeitrag online gestellt!
    Inzwischen sind wir auf Union Island angekommen und hoffen ab morgen auf guten Wind zum Kiten :-).
    Liebe Grüße,
    Kai und Andrea

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