Donnerstag vor einer Woche liefen nachts solche Wellen in unsere Ankerbucht, dass wir von 3.30 Uhr bis 7:30 Uhr kein Auge zu bekamen. Wir wackelten so sehr, dass unser Geschirr im Schrank schepperte, Kais Werkzeugkästen im Schapp hin und her rutschten und das ganze Schiff so knarzte, als ob es jeden Moment auseinander brechen würde. Das war ja schlimmer als auf mancher Überfahrt!
Wie gerne wären wir Freitags in eine andere Ankerbucht gefahren, doch leider sind alle anderen Buchten nach Norden offen und es war für die nächsten Tage ein hoher Nordschwell angekündigt. Dieser wurde verursacht durch den in 2.000km Entfernung (!) vorbei ziehenden Hurrikan Leslie.
Freitags mittags fing es langsam an und wir konnten zusehen, wie die Wellen immer höher wurden. Da auch die Store Bay nicht vollständig nach Norden geschützt ist, rollten auch bei uns ziemlich hohe Brecher an. Doch da sie in relativ langem Abstand kamen, war das nicht wirklich schlimm für uns. Das einzig Doofe war, dass wir nicht an Land konnten. Denn die Wellen brachen bereits ca. 20m vor dem Strand und überspülten ihn dann meist komplett. Na ja, auch nicht so schlimm, bleiben wir halt mal ein paar Tage an Bord. Dachten wir, doch da hatten wir uns verdacht!
Denn Samstag morgens sollte der Beginn der Karnevalssaison mit dem ansonsten nur an Karneval direkt üblichen J’ouvert gefeiert werden. So dachte ich, dass wahrscheinlich ab ca. 4 Uhr morgens vorgeglüht wird, damit die Feier dann um 6 Uhr so richtig los gehen kann. Aber wir hätten es eigentlich besser wissen müssen, nachdem wir ja mittlerweile schon mehrere Kostproben der Feierlaune der Einwohner von Trinidad & Tobago bekommen hatten.
Warum erst schlafen gehen, wenn man morgens feiern will. Da macht man doch besser gleich die Nacht durch. Und so wurde bereits Freitags abends um ca. 18 Uhr die Musik angeworfen. Man kann diesen Höllenlärm nicht in Worte fassen! Ich will es dennoch versuchen: stellt Euch einen unserer Faschingswagen mit seinen Boxen vor. Nun stellt ihr auf diesen anstatt vier riesige Boxen 15 (!) Boxen und dreht die Lautstärke auf volle Pulle! Unsere ganze Silence vibrierte und selbst bei geschlossenen Fenstern wummerte es ohrenbetäubend.
Das ganze ging dann bis 6 Uhr morgens, dem Beginn des J’ouvert. Dann zogen die Leute anscheinend in einer Parade die Straße hoch und der Lärm verstummte. Welche Erleichterung! Nach dieser zweiten fast schlaflosen Nacht, waren wir überglücklich, als die Musik immer leiser wurde.
Doch natürlich ging es abends pünktlich um 18 Uhr wieder los. Dieses Mal bis 7 Uhr morgens! Wir waren fix und fertig. Ich kann meine Erleichterung gar nicht in Worte fassen, als um 7 Uhr die Musik verstummte und ich endlich einschlafen konnte.
Mittlerweile war es Sonntag und ich dachte der Spuk wäre vorüber. Aber nein! Um 10 Uhr wurde die Musik wieder immer lauter. Dieses Mal fuhr der Truck direkt auf der Straße, die an unserer Ankerbucht entlang führt, und stoppte wenige hundert Meter von uns. Die Musik wummerte übers Wasser. Das Repertoire umfasste ca. 10 Lieder und es gab ein Lieblingslied, das nach jedem zweiten Lied wiederholt wurde. Gegen 15 Uhr war ich so fix und fertig, dass ich alles getan hätte, um dieser Folter zu entgehen. Aber wir konnten ja nicht weg. Es lief immer noch ein riesiger Schwell an Land und es wäre Selbstmord gewesen mit dem Dinghi an Land zu fahren. So saßen wir hier fest! Ich war den Tränen nah, stopfte mir die Ohren zu, doch das nützte nichts. Die „Musik“ vibrierte in meinem Bauch und ich hörte sie trotzdem immer noch.
Erst um 21 Uhr zog der Truck mit den Boxen endlich ab und es herrschte wieder Stille. Wir fielen uns vor Freude in die Arme. Endlich dürfen wir wieder eine Nacht schlafen. Nach drei fast durchwachten Nächten waren wir wirklich völlig am Ende. Solch eine höllisch laute Musik habe ich noch nie gehört und ich hoffe, dass ich dies auch kein zweites Mal in meinem Leben ertragen muss!