Eigentlich wollten wir relativ schnell nach unserer Rückkehr von Deutschland weiter nach Grenada, doch das Wetter wollte einfach nicht mitspielen. Es zog eine tropische Welle nach der anderen durch, die uns heftige Regenschauer und blödes Geschaukel bescherte. Wir konnten nachts nur schlecht schlafen und die laute Musik der Locals machte es auch nicht besser. Donnerstags morgens um 5 Uhr wurde in einer Bar am Strand die Musik (wenn man das laute Gewummer überhaupt so nennen möchte) eingeschaltet und so gegen 20 Uhr wurde sie ausgeschaltet. Zu dieser Zeit hatten aber bereits ein paar andere Leute am Strand ihre Boxen aufgebaut und setzten den unsäglichen Lärm bis 2 Uhr nachts fort. Schlafen konnten wir dann also von 2 – 5 Uhr. Und das ging dann jeweils bis Sonntag so! Ich hatte schwarze Ringe unter den Augen, fühlte mich nah an einem Nervenzusammebruch und wollte einfach nur noch hier weg!
Aber da wir ohne Wind oder mit miesem Wetter nicht segeln konnten erledigten wir noch ein paar Dinge. So füllten wir erneut eine unserer Gasflaschen auf und holten uns mehrere Kanister Diesel und Benzin, weil dies hier so billig ist.
Außerdem hatte ich Dödel bei unserer Heimreise vergessen unsere Impfpässe mitzunehmen, so dass wir nicht, wie ursprünglich geplant, in Deutschland ein paar Impfungen auffrischen konnten. Da wir von Bekannten gehört hatten, dass es in den staatlichen Gesundheitszentren auf Tobago einige Impfungen kostenlos gibt, machten wir uns gleich mal auf den Weg dahin. Es kostete ca. 1/2 Stunde administrativen Aufwand, um uns ins System aufzunehmen (jetzt haben wir eine Gesundheitskarte von Trinidad & Tobago), dann mussten wir nochmal ca. 1/4 Stunde warten und schon konnte es los gehen. Bei Kai waren die Impfungen für Tollwut, Polio, Tetanus, Diphterie und Pertussis abgelaufen. Bei mir war lediglich die Tollwut-Impfung abgelaufen und die für Tetanus, Diphterie und Pertussis würde in zwei Wochen ablaufen. Leider führen sie in Tobago weder Tollwut- noch Polio-Impfungen durch und auch für Keuchhusten (Pertussis) haben sie keine Impfung. Aber sie gaben Kai bereitwillig die Tetanus- und Diphterie-Impfung. Ich hatte jedoch Pech. Weil meine Impfungen noch nicht abgelaufen waren, hieß es, ich solle in zwei Wochen wieder kommen. Welch ein Unmuß!
Doch im Endeffekt war ich ganz froh, dass ich die Impfung nicht bekommen hatte, denn zwei Tage später lag ich plötzlich mit hohem Fieber und Schüttelfrost im Bett. Mir ging es richtig dreckig! Aber so schnell wie es gekommen war, war es auch wieder vorbei. Keine Ahnung, was ich mir da eingefangen hatte!
Ein paar Tage später sah das Wetter endlich etwas besser aus und wir setzten bei Sonnenuntergang die Segel um über Nacht nach Grenada zu segeln.
Leider war unsere Unglückssträhne noch nicht abgerissen. Wir waren noch keine 6 Seemeilen gesegelt und schon hatten wir uns mal wieder eine Fischerboje eingefangen. Konnte man wirklich solch ein Pech haben?
Glücklicherweise musste Kai dieses Mal nicht ins Wasser. Zwar hatten sich die Bojen um beide Ruder gewickelt, aber mit Hilfe unseres Bootshakens und des Seglermessers schaffte Kai es, die Leine zu kappen und irgendwie wieder zu entwirren. Puh, welche Aufregung! Danach war natürlich erst mal wieder nicht an Schlaf zu denken und wir mussten uns beide von dem Schreck erholen.
Außerdem hatten wir viel weniger Wind als angekündigt, so dass wir dann nach der halben Strecke die Segel herunternehmen mussten und weiter motorten.
In Grenada fuhren wir zuerst einmal in die Prickly Bay, weil es hier Budget Marine (ein Bootszubehörladen) und einen Segelmacher gibt, bei denen wir diverse Ersatzteile kaufen wollten.
Kai bekam beim Segelmacher den gewünschten Reißverschluss für unseren Sonnenschutz, aber bei Budget Marine war er leider nicht so erfolgreich. Wir bekamen zwar eine neue Pütz, Damp Rid und Glasfasermatten, aber das Getriebeöl für unseren Außenborder hatten sie nicht und die Schlauchschellen für die Reparatur unserer Davits hatten sie nicht in der geeigneten Größe. So kaufte Kai notgedrungen eine Größe kleiner und hoffte, dass er diese benutzen könnte. Aber das ging natürlich nicht. So tauschte er sie gegen die nächst größeren, doch diese waren zu groß und er musste sie auch wieder zurückbringen. So ein Mist! So gingen wir zum Baumarkt, schauten, ob wir dort welche finden und wollten auch gleich noch zwei Ersatzkeilriemen kaufen. Außerdem brauchte ich noch einen neuen Eimer, in dem ich unsere Wäsche waschen kann und einen neuen Handfeger inklusive Schaufel. Mit meinen Sachen hatte ich Glück, doch leider bekamen wir weder Keilriemen noch Schlauchschellen. Blieb uns nur noch eine Chance: mit dem Bus in die Stadt fahren und dort bei Island Waterworld (dem einzigen anderen Bootszubehörladen auf Grenada) nach Schlauchschellen zu schauen. Glücklicherweise hatten diese die richtige Größe. Zwar waren sie nicht so robust wie die von Budget Marine, aber man muss ja nehmen was man bekommt. Und auch das Getriebeöl für den Außenborder hatten sie.
Also zurück ans Boot, diese probieren und glücklicherweise passten sie! Kai bohrte sicherheitshalber noch ein Loch in unseren Rumpf, um zu schauen, ob aus dem Innern des Rohrs Wasser heraus käme, doch das war nicht der Fall. Leider war diese ganze Aktion ziemlich aufwändig, weil er hierzu unser ganzes Gasschapp auseinander nehmen und die Gasleitungen kappen und neu anschließen musste. Dann dichtete er noch eine Stütze unseres Biminis neu ab, die genau über dem Rohr sitzt, damit auch hier kein Wasser auf das Rohr tropfen kann und endlich hatten wir dieses Projekt abgeschlossen.
Aber wir waren mit den Nerven völlig runter und diskutierten mal wieder, ob das alles denn so wirklich noch Sinn macht. Wenn wir den lieben langen Tag bei 30ºC nur am Boot schuften und putzen, uns der Schweiß in Strömen runter läuft, wir nachts nicht schlafen können und sich ständig wieder neue Reparaturen auftun, dann fragen wir uns schon, ob wir das Richtige tun.
Wir diskutierten, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, das mit dem Boot sein zu lassen, nach Deutschland zurück zu gehen und ein schnuckeliges kleines Haus in der Eifel zu kaufen. Wir schwelgten in den Erinnerungen unserer schönen Ausflüge in Deutschland geprägt von tollem Sommerwetter. Wie herrlich ist es eine Waschmaschine, Spülmaschine, Auto und noch viele andere Annehmlichkeiten zu haben.
Und wie hatten wir diese Scheißreparaturen am Boot und die drückende Hitze der Hurrikan-Saison satt! Die Stimmung war gereizt und wir lagen uns ständig wegen jeder Kleinigkeit in den Haaren!
Einer Freundin von uns, die auf Grenada lebt, erzählten wir von unseren Gedanken und sie muss unsere Verzweiflung gespürt haben. Denn sie lud uns ganz spontan ein, ein paar Tage bei ihr an Land zu verbringen und Urlaub zu machen. Das war ein Geschenk des Himmels! Wir erholten uns so prächtig und genossen endlich mal wieder die wunderschöne Karibik in vollen Zügen. Wie heißt es so schön: „Immer wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her…“ Wie weggeblasen war unser ganzer Frust und wir kehrten mit neuem Elan zurück auf unsere Silence.