Sehnenscheidenentzündung

Leider konnte ich euch für mehrere Wochen nicht mit neuen Blogbeiträgen beliefern. Ich hatte vom vielen Hydrofoilen eine Sehnenscheidenentzündung bekommen und mein Handgelenk überlastet. Ich schonte meine Hand eine Woche lang, doch es wurde nur leidlich besser. So recherchierten wir, was bei einer Sehnenscheidenentzündung zu tun ist und fanden heraus, dass man die Sehne eine Woche lang ruhig stellen muss und am besten zur Unterstützung der Heilung Diclofenac-Tabletten nimmt. Glücklicherweise haben wir ja quasi eine komplette Apotheke an Bord. Diclofenac war schnell gefunden und wir haben sogar eine biegbare Schiene, die wir nun zum ersten Mal ausprobieren konnten. Das Ding heißt Sam Splint und wir können es nach ausgiebigem Test wirklich sehr empfehlen. Leider fühlte es sich an, als ob mein Arm in einem Gips wäre und ich konnte meine Hand somit tatsächlich überhaupt nicht mehr benutzen. Was für mich sehr lästig, für die Hand aber super war. Und siehe da, nach einer Woche unter dieser Behandlung ging es mir deutlich besser und ich konnte dann gestern, nachdem ich 2 1/2 Wochen nicht gefoilt hatte, endlich wieder zurück aufs Bord! Juhu!

So, jetzt aber genug von Krankheiten gefaselt, kommen wir lieber mal noch zu ein paar Anekdoten aus Antigua.

Vor ca. zwei Wochen wurde die Insel Covid19-frei erklärt und wir freuten uns auf weitere Entspannungen der Covid-Maßnahmen. Doch es passierte einfach nichts. Wir haben weiterhin eine Ausgangssperre zwischen 21-5 Uhr, sobald man das Haus verlässt muss eine Maske getragen werden, es darf nur eine begrenzte Anzahl an Kunden in den Supermarkt, der Sicherheitsabstand muss immer noch eingehalten werden und wir dürfen keine Freunde treffen. Warum? Wenn die Insel doch Covid-frei ist, wozu dann weiterhin diese ganzen Maßnahmen? Das erfuhren wir diese Woche in einem Interview mit dem Gesundheitsminister Antiguas. Nur weil die Insel Covid19-frei erklärt wurde und es seit Wochen keine neuen Fälle gab, bedeute dies ja nicht gleichzeitig, dass die Insel auch wirklich Covid frei sei. Deshalb sei es sehr wichtig, dass die ganzen Maßnahmen weiterhin aufs Strengste befolgt werden. Ach so, jetzt verstehe ich das. Covid frei heißt also nicht Covid frei. Wie dumm von uns, dass wir das wörtlich genommen hatten!

Doch wir vermuten, dass die Beibehaltung der Maßnahmen einen ganz anderen Grund hat. Denn bestimmt hat sich das mit dem Covid frei sowieso bald erledigt. Am 4. Juni wird die erste Maschine der American Airlines aus Miami hier landen und viele Antiguaner, aber auch einige Touristen, hierher bringen. Ursprünglich war geplant, dass die Leute beim Boarden einen negativen Covid-Test vorweisen müssen und bei der Ankunft in Antigua sollte dann die Temperatur gemessen werden. Anscheinend war dies jedoch nicht durchführbar und so wird nun lediglich bei der Ankunft in Antigua ein  Schnelltest durchgeführt. Dieser soll eine Genauigkeit von rund 87% haben, d.h. bei 200 Passagieren werden mehr als 20 falsch getestet. Für Antigua ist es blöd, wenn die Leute fälschlicherweise negativ getestet werden und dann wieder das Virus auf die Insel bringen. Für die Passagiere ist es blöd, wenn sie fälschlicherweise positiv getestet werden und dann zwei Wochen in Quarantäne müssen. Also ich würde sagen, insgesamt ist dieser Test bescheuert! Aber Antigua hat eben keinen anderen.

Denn die Maschine, um die korrekten Tests durchzuführen, war erst Ende März bestellt und angeliefert worden. Dann hat man gemerkt, dass man nun zwar das Gerät für die Tests hat, aber leider nicht weiß, wie man dieses zusammenbaut und anschließt. Also mussten Techniker eingeflogen werden, die diesen Job erledigten. Dann hat man gemerkt, dass man Chemikalien für die Tests benötigt. Diese musste man nun auch erstmal bestellen. Und aufgrund der großen Nachfrage nach diesen Chemikalien, waren sie nicht so einfach zu bekommen. Außerdem wusste auch keiner wie man die Maschine bedient und die Tests durchführt. Mensch sowas, jede Woche wurde den armen Leuten andere Steine in den Weg gelegt. Und so werden nun nach mehr als zwei Monaten die Tests immer noch zur Auswertung nach Trinidad geschickt und ob dieses Gerät jemals in Betrieb genommen werden kann, steht in den Sternen. 

Sorry, dass ich so sarkastisch bin, aber selbst nach 6 Jahren in der Karibik haben wir uns immer noch nicht an die Arbeits- und Lebensweise hier gewöhnt und ich denke, das wird uns wahrscheinlich auch niemals gelingen. 40 Jahre gelebte deutsche Effizienz wird man einfach nicht so leicht wieder los!

Aber dennoch muss ich sagen, dass wir sehr glücklich sind, dass uns diese ganze Covid-Sache hier in Antigua erwischt hat. Denn hier waren die Covid-Maßnahmen im Vergleich zu anderen karibischen Inseln noch mit die verträglichsten und haben uns in unserem täglichen Leben nur sehr wenig eingeschränkt. Wenn wir Geschichten von Freunden hören, die in Martinique oder Grenada gestrandet sind, stehen uns teilweise die Haare zu Berge. In Martinque z.B. durften die Yachties ihr Boot jeden Tag nur eine Stunde verlassen. Schwimmen, schnorcheln, kiten u.ä. war monatelang untersagt. In Grenada fuhren keine öffentlichen Busse und die Supermärkte hatten nur an manchen Wochentagen geöffnet. Es gab eine komplette Ausgangssperre. Die Segler durften sich nicht zwischen der Nachbarinsel Carriacou und Grenada bewegen. Und das obwohl Grenada keinen einzigen Covid19-Todesfall hatte! Ob das mal nicht alles ganz gewaltig übertrieben war? Somit haben wir es mit Antigua sehr gut getroffen und sind froh, dass wir hier sein dürfen!

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