112 Tage ohne Supermarkt

Vergangenen Donnerstag waren wir das erste Mal seit 19. März wieder in der Stadt zum Einkaufen. Somit hatten wir, mit der einen kurzen Ausnahme als wir das Boot unseres Freundes auf die Werft brachten, fast drei Monate lang keinen Fuß auf Antigua gesetzt. 112 Tage lang waren wir nur auf unserer Silence und auf dem Wasser rund um unsere Silence. Um so mehr freute ich mich nun auf diesen Tag. Mittlerweile waren fast alle unsere Gasflaschen leer und auch mit den Lebensmitteln sah es nicht mehr so rosig aus. Glücklicherweise hatten wir ja einige Vorräte von unseren Freunden bekommen, als diese Antigua verließen und ein Einheimischer hatte uns regelmäßig mit Obst, Gemüse und Eiern versorgt. Doch nun wurde es wirklich Zeit unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Wir hatten nur noch eine Packung Nudeln, eine Milch und einige Konserven. So mieteten wir uns ein Auto und schrieben eine riesige Liste für unseren Großeinkauf. 

Morgens nach dem Aufstehen bekamen wir jedoch erst einmal einen Schreck. Hinter dem Riff hatte sich über Nacht ein riesiger Teppich Seegras angesammelt, der sich nun aufgrund der Flut langsam übers Riff direkt auf unser Boot zu schob. Au weia, wenn der hier ankommt, können wir das Boot nicht mehr mit dem Dingi verlassen. Da bleiben wir stecken! So frühstückten wir im Eiltempo, ließen das Dingi zu Wasser und schafften es gerade noch rechtzeitig von unserer Silence wegzufahren. Na, das fing ja gut an!

So standen wir dann auch 15 Minuten zu früh am Fischerdock, wo wir den Mietwagen um 9 Uhr übernehmen wollten. Die Sonne brannte uns auf den Kopf und es wehte kein Lüftchen. Uns lief der Schweiß in Strömen runter. Erst in solchen Situationen merken wir wieder, wie angenehm es ist, auf einem Boot zu leben. Auf unserer Silence haben wir fast immer eine frische Brise und außer in der Hurrikan-Saison wird es selten unangenehm warm. An Land jedoch ist es wie in einem Backofen.

Zu allem Unglück verspätete sich unser Bekannter auch noch eine halbe Stunde, weil er einen Handwerker im Haus hatte und so waren wir bei seiner Ankunft gut durchgebraten.

Mit dem Mietwagen ging es dann zuerst in die Stadt, um dort auf dem Markt frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Danach kauften wir im Chinesenladen einen neuen Geschirrkorb und im Stoff- und Bastelgeschäft ein paar Reißverschlüsse für unsere Bastelarbeiten. Dann ging es zu Zemi’s, dem Souvenirladen in dem ich Bastelarbeiten verkaufe. Seit vergangener Woche hat er täglich morgens geöffnet, aber leider überhaupt keine Kunden, weil immer noch nur sehr wenige Touristen auf der Insel sind. Und so konnte er mich leider dieses Mal nicht bezahlen, weil er gerade so das Geld für die Miete aufbringen kann.

Danach ging es zur Raffinerie, um unsere sechs Gasflaschen zur Befüllung abzugeben.  Und danach fuhren wir zu Epicurean, dem größten Supermarkt Antiguas. Solch eine lange Einkaufsliste hatten wir hier noch nie, weil wir sonst ja immer zum Einkaufen nach Guadeloupe segeln. Und ganz schnell wussten wir auch wieder warum wir das immer so machen. Die Preise bei Epicurean ließen uns die Haare zu Berge stehen. 

Hier mal ein paar Beispiele: 

  • eine 200g Packung Philadelphia Frischkäse kostet umgerechnet €6,70, die Hausmarke von IGA immerhin noch stolze €3,70
  • ein großes Glas Nutella kostet €15,-, irgendwelche andere Nougatcreme gibt es nicht
  • Schokolade gibt es nur von Milka, Cadbury, Ritter Sport und Lindt. Die 100g Tafel Milka kostet €2,35 (fast schon ein Schnäppchen), Ritter Sport €3,70, Cadburry €4,35 und bei Lindt habe ich gar nicht erst geschaut.

Da ich solche Preise einfach nur unverschämt finde, kaufe ich die Sachen dann eben nur, wenn es unbedingt sein muss. Und so gab es dieses Mal keinen Frischkäse, kein Nutella und lediglich eine Tafel Milka Schokolade. Kai und ich haben aufgrund der ganzen Rationierung ganz schön abgenommen und wiegen mittlerweile so wenig wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Und das wird sich wohl nach diesem Einkauf nicht groß ändern. Denn wir kauften nur was absolut notwendig war, also fast keine Schokolade, Knabbersachen, Salami oder sonstige Leckereien.
Statt dessen kauften wir jede Menge Haferflocken (500g kosten €1,50), Cheddarkäse, eingeschweiste Schinkenwurst, Dosenwurst, Hühnchenfilets (1 Kilo kostet ca. €4,50), Mehl, Milch für unseren Kefir, Spaghetti und andere Nudeln, Reis und viel Obst, Gemüse und Eier.

Nach diesem Großeinkauf fuhren wir zur Raffinerie, um unsere Gasflaschen abzuholen und danach ging es noch zu einem weiteren Supermarkt. Wir hofften, dort noch ein paar Sachen zu bekommen, die wir bei Epicurean nicht bekommen hatten. Doch leider waren wir nicht sonderlich erfolgreich. In beiden Supermärkten gab es weder Roggen- noch Vollkornmehl, sondern nur Weizenmehl, so dass wir das noch vorhandene Roggenmehl nun auch etwas rationieren müssen. 

In diesem Einkaufszentrum war auch ein Radio Shack, bei dem wir die von uns gesuchten Sicherungen und ein Ladegerät bekamen. Wir hatten vor ein paar Wochen einen Marshall-Lautsprecher von unseren Freunden geschenkt bekommen. Leider hatten sie jedoch kein Ladegerät dafür. Eigentlich hatten wir gar nicht erwartet, dass wir das hier auf Antigua bekommen würden, aber manchmal wird man doch positiv überrascht. Nun hören wir viel öfter Musik als früher, weil der Lautsprecher solch einen tollen Klang hat. Überhaupt nicht vergleichbar mit unserer alten Boom-Box!

Alles in allem war es also ein sehr erfolgreicher aber auch sehr anstrengender Tag. Um 17:45 Uhr waren wir zurück am Fischerdock und luden unsere ganzen Einkäufe vom Auto ins Dingi um. Ich hätte niemals gedacht, dass wir das alles im Dingi unterbekommen, aber Kai stapelte so geschickt, dass wir tatsächlich nur einmal fahren mussten. Und zu Hause angekommen waren wir dann noch 1 1/2 Stunden damit beschäftigt, das Obst und Gemüse in den Körbchen im Rumpf und alle frischen Sachen im Kühlschrank unterzubringen. Um die Konserven, Nudeln, Reis, … kümmerten wir uns dann am nächsten Tag.

Es war zwar schön, endlich mal wieder an Land und unter Menschen zu sein, aber die Welt hat sich seit unserem letzten Einkauf ganz schön verändert. Noch nie habe ich mir an einem Tag so oft die Hände desinfiziert und gewaschen. Vor jedem Geschäft galt es entweder ein Waschbecken oder ein Desinfektionsspray zu benutzen und auch das Tragen einer Maske war obligatorisch. Im Supermarkt hatte ich kein Problem damit, da war es ja schön kühl. Aber im Freien lief mir der Schweiß nur noch so unter der Maske hervor. Solch ein Unsinn, dass man diese auch im Freien tragen muss, wenn weit und breit kein anderer Mensch zu sehen ist. Das ist in dieser Hitze wirklich nicht angenehm! Immerhin muss man die Maske jetzt im Auto nicht mehr tragen, was anfangs hier auch Pflicht war. Teilweise sind das wirklich sehr unsinnige Regeln!

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