Kai geht unter die Rigger

Vergangenen Donnerstag war der Sturm überstanden und wir konnten um die Mittagszeit wieder zurück an unseren alten Ankerplatz hinter Green Island. Das Bimini hatten wir bereits morgens wieder befestigt und nun mussten wir nur noch die ganzen Leinen verstauen und unsere Ankerkette vom Matsch befreien. Das war alles relativ schnell erledigt und so überlegten wir uns, dass wir gleich am Nachmittag noch nach Falmouth motoren könnten, um endlich die Sache mit unserem kaputten Rigg anzugehen.

Wir schickten dem Rigger eine Nachricht und fragten, ob wir am nächsten Tag vorbei kommen könnten, um die neuen Wanten anfertigen zu lassen. Doch weder antwortete er auf die Nachricht, noch auf unseren Telefonanruf. So fuhren wir einfach los und beschlossen am nächsten Tag bei ihm aufzuschlagen, denn sonst wird das ja nie was.

Freitag morgen legten wir unseren Baum aufs Salondach, um den Mast etwas zu entlasten. Danach sicherte Kai den Mast an der Steuerbord-Seite mit unserem Spifall und unserem Gennackerfall. Dann nahm er noch etwas Spannung aus dem Genuafall und nun konnte es losgehen. Er drehte die Steuerbord-Want auf bis diese richtig durchhing und dann ging es ab in den Mast. Dort oben sicherte er den oberen Teil der Want mit unserer Dirk und danach löste er den Bolzen der Want. Nachdem Kai wieder an Deck war, löste er den unteren Bolzen der Want und ich ließ diese langsam herunter, während Kai sie auf unserem Trampolin „zusammenlegte“. Wir schnauften beide auf, als die Want unten war, wir nichts beschädigt hatten und auch unser Mast noch stand.

Mittlerweile war es bereits kurz vor Mittag und so sprangen wir gleich ins Dingi und nichts wie schnell zum Rigger. Die Jungs in der Werkstatt sahen sich die alte Want an und fragten, bis wann wir die beiden neuen denn haben wollen. Wir trauten uns fast nicht zu sagen, dass wir sie am liebsten heute noch hätten. Doch das war überhaupt kein Problem. Der Werkstattleiter meinte, wir könnten um 16 Uhr kommen und dann wären beide fertig. Wow, das hätten wir ja nicht zu träumen gewagt! Es ist zwar nicht wirklich ein riesiger Aufwand, weil eigentlich nur zwei Drahtseile zugeschnitten werden müssen und dann muss an den jeweiligen Enden ein Walz-Terminal aufgepresst werden. Aber hier in der Karibik können die kleinsten Dinge ja oft Ewigkeiten dauern. 

So waren wir absolut positiv überrascht, als wir um 16 Uhr zurück kamen und beide Wanten inklusive Rechnung auf uns warteten. Wahnsinn!

Da könnten wir doch eigentlich gleich noch die neue Steuerbord-Want installieren, denn die beiden Sicherheitsleinen erzeugten eine ziemlich große Resonanz und brummten laut, wenn der Wind hindurchpfiff. Da diese direkt über unserem Schlafzimmer fest gemacht waren, war das nicht so angenehm.

Und so machten wir uns tatsächlich gleich noch daran, die neue Want zu installieren und eine Stunde später war es geschafft. Alles passte und unser Rigg war wieder stabil! So konnten wir beruhigt schlafen.

Am nächsten Tag gab es dann nochmal den gleichen Prozess mit der Backbord-Want. Auch hier klappte alles reibungslos und wir freuten uns riesig, als alles wieder an Ort und Stelle war. 

Der einzige Wermutstropfen waren die Kosten. Solch zwei Metallseile mit 4 Terminals hatten uns geschwind einmal US$1.400,- gekostet. Und das ärgerlichste an der ganzen Sache war, dass die alten Wanten ja gerade mal 6 1/2 Jahre alt gewesen waren und wir nicht damit gerechnet hatten, dass wir diese jemals erneut tauschen müssten. Aber welch Glück, dass Kai nun auch noch unter die Rigger gegangen ist, sonst wäre es sicherlich noch erheblich teurer geworden.

Am Sonntag musste dann noch eine letzte wichtige Sache durchgeführt werden: das Spannen der Wanten. Wir haben eine kleine Broschüre von einem bekannten Mast- und Rigghersteller (Selden), in dem genau erklärt wird, wie man die Wanten korrekt spannt. Das dauerte auch nochmal ca. 1 1/2 Stunden und dann war es endlich vollbracht und unsere Silence war wieder segeltauglich. Da fiel uns ein großer Stein vom Herzen! 

2 Gedanken zu „Kai geht unter die Rigger

  1. Liebe Andrea, lieber Kai.
    Ich hatte zuletzt das regelmäßige Lesen in Eurem Blog etwas vernachlässigt, aber jetzt werde ich wieder aktueller dabei sein.
    Meine Mailadresse hat sich geändert, da wir den Anbieter gewechselt haben. Bitte ändert diese dann auch bei Euch, dass ich auch weiterhin über Neues von Euch informiert werde. Danke.
    Ihr habt ja in den letzten Wochen auch viel erlebt und Eure Silence weiter runderneuert. Ich glaube mit einem Boot ist das wie mit einem Haus. Wenn du hinten fertig bist kannst du vorne wieder anfangen weiterzumachen. usw.
    Ich freue mich dass Ihr offensichtlich weiterhin gesund und munter seit und wünsche Euch dies auch in der Coronazeit zu bleiben. Hier in Deutschland scheint die zweite Welle des Virus zu kommen, was mich ehrlich gesagt auch nicht wundert. Ich beobachte schon lange eine gewisse Nachlässigkeit bei vielen Mitbürgern was das tragen des Mundschutzes angeht und besonders den einzuhaltenden Mindestabstand betrifft. Es ist schwierig und mühsam die Leute, wenn es mich betrifft, freundlich darauf hinzuweisen. Die Rücksichtslosigkeit Einiger einhergehend mit ignorantem Egoismus und vermutlich hier und da auch Dummheit nimmt leider zu. Da ich als Risikoperson auch direkt betroffen bin merke ich die rasanten Veränderungen zum Schlechten vermutlich auch deutlicher. Hoffen wir mal dass das gut geht.

    Allen Wiedrigkeiten zum Trotz wünsche ich Euch aber weiterhin viel Spaß auf allen Ebenen und bleibt gesund. Das ist das einzige Gut was man mit Geld nicht bezahlen kann.

    Euer Heiko

    • Lieber Heiko,

      toll, dass du immer noch unseren Blog liest!
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      Bleib gesund und liebe Grüße aus Grenada,
      Kai & Andrea

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