Nachdem wir so viel Zeit hier verbracht hatten, fiel uns der Abschied dieses Mal besonders schwer. Doch da wir uns mittlerweile mitten in der Hurrikan-Saison befinden, fühlen wir uns unten im Süden einfach wohler und sicherer. Dort muss man, wenn ein Hurrikan naht, nicht überlegen, ob man nach Norden oder Süden ausweicht. Denn wenn man bereits weit im Süden ist, gibt es nur noch eine Richtung: noch weiter nach Süden! Und so machten wir uns endlich auf den Weg nach Grenada.
Am Samstag hatten wir erfahren, dass Montag und Dienstag in Antigua Feiertage sind (eigentlich wäre Karneval gewesen, aber der ist abgesagt) und so hatten wir dann gleich am Samstag neben unseren Arbeiten am Rigg noch einige andere Dinge erledigt. Wir waren in drei Supermärkten einkaufen, um vor allem unsere Vorräte an Obst und Gemüse aufzufüllen und ich hatte noch geschwind eine Maschine Wäsche waschen lassen.
Am Montag vormittag liefen wir dann nach English Harbour, um dort auszuklarieren. Dazu benötigten wir dieses Mal mehr als zwei Stunden. Zuerst war der Zollbeamte nicht da. So bezahlten wir schon einmal die anfallenden Gebühren bei der Port Authority und warteten danach auf den Zollbeamten. Und anschließend mussten wir noch zu den Damen von der Einwanderungsbehörde, die wir vor ein größeres Problem stellten.
Unsere Aufenthaltsgenehmigung war Ende März abgelaufen, aber es gab für alle Segler aufgrund von Corona und den karibikübergreifenden Grenzschließungen eine pauschale Verlängerung bis zum 31. Mai. Kurz vor Ablauf dieser Frist versuchten wir und einige Freunde heraus zu finden, was nun zu tun sei. Doch hierzu gab es alle möglichen verschiedenen Angaben. Auf Facebook schrieben einige Segler sie seien in der Hauptstadt St. John’s gewesen, um die Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern. Dort gab man ihnen jedoch nur eine 2-monatige Verlängerung für US$120 pro Person (das ist eigentlich der Preis für eine 3-monatige Verlängerung), sie mussten mehrfach vorstellig werden, benötigten ein Attest vom Arzt, dass sie kein Corona haben, Passbilder, … Was sollte denn der Zirkus? Die meisten von uns waren ja schon mehrere Monate im Land, warum benötigten wir denn für die Verlängerung ein Attest vom Arzt? Und wieso gab es nur zwei statt drei Monate Verlängerung? Das klang alles nach ziemlich viel Aufwand und Unmuß.
Zum Glück berichteten dann Bekannte von uns, dass sie bei der Einwanderungsstelle in English Harbour nach dem aktuellen Prozedere gefragt hätten, und dort wurde ihnen die Auskunft gegeben, sie sollten die ganzen anfallenden Kosten einfach bei Abreise begleichen. Diese Variante gefiel uns deutlich besser und so beschlossen wir, erst einmal gar nichts zu unternehmen und uns bei der Abreise auf die Auskunft unserer Freunde zu berufen.
Doch das stellte die Damen der Einwanderungsbehörde in English Harbour nun wohl vor ein größeres Problem. Der netten Beamtin fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie unseren Einreisestempel vom 21. Dezember 2019 erblickte. Sie beriet sich mit ihrer Chefin und diese rief dann wiederum ihren Vorgesetzten an.
Nach längerem Beratschlagen sagte uns die Beamtin, dass sie uns leider US$120,- pro Person für die nachträgliche Verlängerung unserer Aufenthaltsgenehmigung in Rechnung stellen müsste. Das war unseres Erachtens total in Ordnung, denn das hätten wir ja auch bei einer offiziellen Verlängerung in St. John’s bezahlt. So wurden dann nochmal ein paar Formulare ausgefüllt und nach zwei Stunden war es geschafft: wir waren ausklariert!
Jetzt standen unserer Fahrt nach Grenada nur noch einige andere Formalitäten im Wege. Denn in Zeiten von Corona ist das Reisen zwischen den verschiedenen Inseln sehr beschwerlich geworden. Es gibt die verschiedensten Auflagen und manche Inseln wie z.B. Trinidad und Tobago haben ihre Grenzen noch komplett geschlossen. Doch davon berichte ich im nächsten Beitrag.