Schon oft waren wir in Carriacou an diesem Haus vorbei gesegelt und jedes Mal hatten wir uns gefragt, wie man denn dort hin kommt? Wir sahen, dass das Haus nie fertig gestellt wurde. Das wunderte uns nicht, denn wir konnten weit und breit keine Straße oder Weg entdecken, der zu dieser Bauruine führen würde.
Da mussten wir mal unsere Freundin Conny fragen, ob sie schon einmal dorthin gewandert ist. Und natürlich hatte sie das vor zwei Jahren schon einmal getan und nahm uns mit auf eine erneute Exkursion.
Wir ließen unser Dingi in der Werft und wanderten von dort aus los. Zuerst ging es durch Wohngebiete mit schönen Villen, bevor der Weg am Ortsrand in einen kleinen Trampelpfad überging. Hier ging es weiter durch hohe Gräser bis hinunter zu einem schönen schwarzen Sandstrand. Wir genossen kurz das Rauschen des Meeres, bevor wir durch ein kleines Wäldchen auf die andere Seite der Küste liefen. Hier kamen wir an einem schönen verlassenen weißen Sandstrand an. Welch Kontrast zu dem vorherigen komplett schwarzen Strand!
Dann ging es leicht den Berg hinauf und nach mehreren Minuten blickten wir nochmal auf einen Strand. Wahnsinn, wie viele einsame Strände gibt es denn hier?
Wir liefen wieder ein Stück auf dem Pfad zurück, verließen diesen und liefen auf einer grünen Wiese bergan. Auch dies ein unglaublicher Kontrast: unten der weiße Strand, das blaue Meer und hier das unglaublich saftig grüne Gras!
Hier irgendwo müsste laut Conny ein Abzweig zu dem Haus auf den Klippen sein, aber wir fanden keinen Pfad. Vielleicht war es doch weiter oben gewesen. So kraxelten wir weiter den Berg hinauf, fanden aber nirgendwo einen Weg. Da wir nun schon fast oben waren, beschlossen wir, den Berg ganz zu erklimmen und uns dort neu zu orientieren. Die letzten Meter waren eher bergsteigen als wandern. Immer wieder rutschten wir auf dem losen Lavagestein aus und mussten uns an Büschen festhalten, damit wir nicht wegrutschen. Doch dann war es geschafft: wir standen auf dem Berg und sahen ein ganzes Stück unter uns das Haus.
Da waren wir also viel zu hoch. Da wir aber nicht wieder auf dem rutschigen Gestein nach unten wollten, beschlossen wir, auf der anderen Seite des Bergs hinunter zu gehen. Das war aber nicht die beste Idee. Denn hier ging es in einem kleinen Wäldchen richtig steil bergab. Wir mussten uns an Bäumen, Lianen und Wurzeln festhalten und ganz vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen. Denn als weitere Schwierigkeitsstufe standen hier auch noch überall Kakteen, die mit ihren langen Stacheln nach uns griffen. Wow, da hieß es sich konzentrieren und ganz langsam und vorsichtig bergab gehen.
Nach ca. der Hälfte des Abstiegs mussten wir uns seitlich am Hang entlang hangeln, um nicht weiter an Höhe zu verlieren. Wir krabbelten aus dem Wald heraus und siehe da, da war die Klippe mit dem Haus. Zu beiden Seiten des Hauses ging es steil hinunter zum Meer und Teile der Zisterne waren bereits weggebrochen und ins Meer gerutscht. Wie kam man nur auf die Idee, hier ein Haus zu bauen?
Wir kletterten über die zerfallene Zisterne, gingen die Stufen zum Haus hinauf und waren völlig hin und weg von dem tollen Ausblick! Einfach irre! Dafür hatte sich die Kraxelei auf jeden Fall gelohnt.
Glücklicherweise mussten wir nicht auf dem gleichen Weg zurück. Denn vom Haus führten ein paar Treppen hinunter in den Wald und von dort folgten wir einem kleinen Pfad. Der dann allerdings urplötzlich mitten im Gebüsch endete. Wir waren wieder umzingelt von Kakteen und wussten nicht so recht, wo wir weiter sollten. Rechts sah es ganz gut aus, denn dort blinzelte etwas Gras zwischen den Bäumen und Büschen hervor. Als wir dort ankamen, standen wir jedoch an einer Klippe. Hier gab es kein Weiterkommen, also zurück!
Das war keine Wanderung mehr, sondern Bushwacking! Hätten wir nur eine Machete mitgenommen. Teilweise mussten wir uns fast auf den Knien unter Bäumen und Büschen hindurchzwängen und immer wieder versperrten Kakteen unseren Weg. Aber es konnte nicht mehr weit sein und siehe da, da vorne wurde es heller. Noch ein paar Dornenbüsche zur Seite gebogen und wir standen wieder unter freiem Himmel, auf einem Lavafeld. Das kannten wir doch. Ja genau, hier waren wir beim Aufstieg auf den Berg vorbei gekommen. Jetzt nochmal kurz nach links und wir standen wieder auf der saftig grünen Wiese. Meine Arme und Beine waren verkratzt und verdreckt, aber es hatte trotzdem irre Spaß gemacht!
Völlig verschwitzt machten wir uns auf den Rückweg und hielten unterwegs kurz bei einem Bekannten von Conny, um unsere komplett leeren Wasserflaschen aufzufüllen. Danach machten wir noch einen kurzen Abstecher, um einen schönen Blick auf die Tyrell Bay zu genießen, bevor es dann zum Supermarkt und danach zurück zu unserer Silence ging.
Echt genial, dass Conny diesen tollen Ausflug mit uns machte! Welch ein toller Tag!