Probleme mit der Windanzeige

Mittlerweile hatten wir fast alle Ersatzteile, die wir in den USA bestellt hatten, verbaut. Lediglich zwei Dinge warteten noch auf ihren Einbau: das neue Ankerlicht und die neue Basisstation für unsere Windfahne.

Die Windfahne hatte uns schon allerlei Zeit und Nerven gekostet. Wer unseren Blog regelmäßig liest, erinnert sich sicherlich daran, dass wir nach dem Werftbesuch in Carriacou Probleme mit unserer Windfahne hatten. Damals hatten wir durch einen glücklichen Zufall für einen anderen Segler dessen neue Windfahne auf dem Mast seines Katamarans installiert und dafür seine alte samt Instrument geschenkt bekommen. So hatten wir dann seine Windfahne auf unseren Mast gebaut, was erst einmal funktionierte. Doch dann stellten wir fest, dass sich die neue Fahne schneller drehte und unser Instrument deshalb zuviel Wind anzeigte. Da das in unserem Instrument nicht ausreichend verstellbar war, bauten wir somit auch das andere Instrument ein. Jetzt funktionierte alles, doch leider nur bis wir von Carriacou nach Antigua segelten. Auf diesem Trip fiel sowohl die Windstärke wie auch die Windrichtung aus. An der Windfahne konnte es ja nicht liegen, am Gerät auch nicht, also musste es am Kabel liegen. Kai maß das Kabel mit seinem Voltmeter durch. Sah alles gut aus. Aber was sollte es denn sonst sein. Hoch in den Mast, Windfahne abgenommen und wieder runter. Die Windfahne hier direkt ans Instrument angeschlossen. Funktioniert! Die Windfahne ans Kabel angeschlossen, dass von meinem Konservenschapp zum Instrument führt. Funktioniert leider auch! Es musste also das Kabel sein, dass vom Konservenschapp in den Mast führt. Also ging Kai wieder hoch in den Mast, schloss die Windfahne dort wieder an. Funktionierte nicht! So versuchte Kai das Kabel aus der Basistation zu entfernen. Ging nicht, das Kabel war in der Basistation verklebt. Also musste die ganze Basistation inklusive Kabel runter. Kai versuchte die Station von der Montageplatte abzuschrauben. Ging nicht. Die Schrauben saßen fest. Also gut, dann muss halt die ganze Montageplatte vom Mast abgeschraubt werden. Ging auch nicht, denn auch diese Schrauben saßen fest. Erst einmal wieder runter vom Mast und eine Runde Verzweifeln. Kann denn nicht einfach mal etwas so funktionieren wie man es sich vorstellt?

Dann wieder hoch in den Mast, dieses Mal bewaffnet mit harzfreiem Fahrradöl. Kai tropfte immer wieder etwas Öl auf die Schrauben, ließ es einwirken und versuchte wieder sie zu bewegen. Bei der Basisstation hatte er keine Chance, aber bei der Montageplatte lösten sich die Schrauben nach ca. einer halben Stunde langsam. Dann endlich konnte er die Montageplatte samt Basistation für den Wind und das Ankerlicht abschrauben. Das Kabel für das Ankerlicht konnte man glücklicherweise abnehmen, aber Basistation und Kabel für unsere Windfahne bekam Kai nicht auseinander. Das hieß, dass wir das gesamte Kabel oben aus dem Mast heraus ziehen müssen. 

Also kam Kai erst einmal wieder runter und fädelte unten mit mir zusammen eine unserer alten Kitelinen an das Kabel dran. Dann wieder hoch in den Mast und das Kabel langsam rausziehen. Das war leichter gesagt als getan, denn das Kabel blieb immer mal wieder hängen. Doch irgendwann hatten wir es endlich geschafft und Kai konnte die Montageplatte mit allen Teilen herunter bringen. 

Tja tatsächlich, das Kabel war komplett mit Sikaflex o.ä. in die Basisstation eingeklebt und man konnte diese auch nirgends öffnen. Also nix mit reparieren, da muss eine neue Basistation inklusive Kabel her. Und da wir dieses Ersatzteil hier nicht bekamen, war dies der ausschlaggebende Grund für unsere Ersatzteilbestellung in den USA. 

Nachdem wir die Montageplatte inklusive Ankerlicht nun hier liegen hatten, sahen wir, dass unser Ankerlicht auch schon bessere Tage gesehen hatte und schon halb zerbröselt war. Und so bestellten wir auch gleich noch ein neues Ankerlicht. 

Und diese beiden Teile galt es nun wieder zu installieren. Das Ankerlicht war kein Problem. Altes abgeschraubt, neues angeschraubt, Steckverbindungen erneuert und das Licht funktionierte. Doch nun mussten wir das Kabel für die neue Basisstation in den Mast einziehen und das sollte uns fast zum Verzweifeln bringen.

Kai ging mit der Basisstation und dem Kabel hoch in den Mast und machte dort das Ende des Kabels an unserer Kiteline fest. Dann zog ich unten im Salon am Mastfuß an der Leine und das Kabel wanderte langsam in den Mast. Ca. 20 cm waren drin und dann stoppte es. Es ging nicht mehr weiter. Ich zog und zog. Nichts! Es rührte sich keinen Zentimeter. Kai hatte schon von oben gesehen, dass das alte Kabel innerhalb des Masts mit einem Kabelbinder mit anderen Kabeln zusammen gemacht gewesen war. Und nun hingen wir wohl an diesem Kabelbinder. Es war unmöglich das neue Kabel dort durch zu bekommen. Was nun? Kai kam erst einmal wieder runter vom Mast und es war erneut eine Runde Verzweifeln angesagt! Wie sollen wir denn nun das neue Kabel in den Mast bekommen. Wir können doch nicht für solch eine lächerliche Sache in die Werft gehen und den Mast legen. Abgesehen von den Kosten, wäre dies ein riesiger Aufwand. Wir müssten das Großsegel und die Genua abschlagen. Den Baum losschrauben, die ganzen Wanten entfernen und dann könnte man mit einem Kran den Mast legen. Der helle Wahnsinn, nur um ein Kabel einzuziehen. Nein, das muss anders gehen! Aber wie?

Wir schliefen eine Nacht drüber und dann fiel Kai zum Glück ein, dass im Mast auch noch ein Kabel für eine Radioantenne verlief, die wir noch nie benutzt hatten. Oh ja, das könnte klappen, denn dieses Kabel hatte in etwa denselben Durchmesser wie das Kabel für die Windfahne. Kai ging wieder hoch in den Mast und befestigte unser neues Kabel mit Gewebeband an dem Kabel der Radioantenne.

Ich zog unten und tatsächlich wanderte das Kabel oben in den Mast. Mit etwas Rütteln und Krauftaufwand bekamen wir es durch den Kabelbinder und wir jubelten. Doch leider blieb es dann etwas später hängen. Nein, bitte nicht! Das kann nicht wahr sein. Ich zog mit aller Gewalt, aber es ging nicht mehr weiter. Da musste wohl noch ein Kabelbinder sein. Also rüttelte Kai wieder oben am Kabel, während ich mit aller Kraft zog und schwupp ging es weiter. Juhuuu, es klappt! Doch da hatte ich mich zu früh gefreut. Ich hatte ca. 13m des alten Kabels aus dem Mastfuß heraus gezogen, als es erneut stockte. Kai konnte rütteln so viel er wollte und ich zog und zog, aber es bewegte sich keinen Millimeter. Ich sagte Kai, dass er runter kommen und ziehen müsse. Doch das ging nicht, weil Kai oben die Montageplatte samt Basisstation und Ankerlicht sowie die Kabeltrommel halten musste und nicht loslassen konnte. Was machen wir denn nun? Weit und breit war niemand, den wir um Hilfe hätten bitten können und so sah Kai als einzige Lösung, dass wir das Kabel oben wieder rausziehen. Ich war völlig verzweifelt. Nun hatten wir es nach einer Stunde Arbeit fast geschafft. Uns fehlten vielleicht noch zwei Meter und nun sollten wir aufgeben. Das kam für mich nicht in Frage!

Ich sagte Kai, er solle nochmal die ganze Zeit am Kabel rütteln, während ich erneut ziehen würde. Ich zog wie ein Ochse, doch es tat sich nichts. Ich wurde so wütend und verzweifelt, dass mir die Tränen über die Wangen liefen. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich stieß einen Urschrei aus und hängte mich mit meinem ganzen Gewicht an das blöde Kabel. Es gab einen Ruck, das Kabel gab nach, meine Hand knallte auf den Rahmen der Öffnung zum Mast und ich holte mir einen riesigen blauen Fleck und schürfte mir die Hand auf. Aber das war mir alles egal, denn wir hatten es geschafft: das Kabel war durchgefädelt! Unser Jubel war unbeschreiblich.

Jetzt konnte Kai die Montageplatte wieder festschrauben, ein paar schöne Fotos schießen und endlich wieder runter vom Mast kommen. Unten angekommen, gaben ihm erst einmal die Beine nach, die ihm von der unbequemen Haltung im Bootsmannsstuhl eingeschlafen waren. Aber nach ein paar Stretchübungen ging es dann wieder, obwohl ihm Rücken und Po noch einige Zeit weh taten.

Wir waren beide ganz schön lädiert, aber dennoch überglücklich, dass wir es geschafft hatten. Wir zogen das Kabel aus dem Mastfuß heraus, legten es quer über unseren Tisch und schlossen es mit großem Bangen am Instrument an. Bitte, bitte lass es funktionieren! Wir schalteten die Instrumente an und hatten wieder eine Windanzeige. Juhuuu, es hatte geklappt!

Nun mussten wir „nur“ noch das Kabel verlegen und richtig anschließen und dann wäre es geschafft. Also erst einmal das Kabel wieder durch den Schacht in den Mast rein, dann vorne aus unserem Ankerkasten raus. Von dort mussten wir es in mein Konservenschapp reinführen und dann weiter durch die anderen Schapps unter dem Salonboden durch und neben der Treppe im Backbordrumpf wieder raus.

Hier ging es dann weiter hinter der Halterung für unsere Instrumente am Kartentisch hoch hinter die Halterung für das Funkgerät.

Dann musste Kai draußen hinter dem Steuerrad das Kontrollpanel für unseren Steuerbord-Motor ausbauen. Durch dieses Loch konnte er das Kabel hoch ziehen bis zum Instrument für die Windanzeige. Dieses Instrument baute er ebenfalls aus und schloss das Kabel an. Dann konnte Kai alles wieder zuschrauben und das Projekt war beendet. Nach mehr als vier Monaten und unzähligen Aufenterungen ins Masttopp konnten wir endlich wieder unsere Windanzeige benutzen!

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