Mit unserer Ankunft hier in Martinique haben wir keinen guten Zeitpunkt gewählt. Nachdem wir ziemlich genau 1 Jahr und 9 Monate nicht mehr hier waren, hatten wir eine riesige Einkaufsliste. Zum einen freuten wir uns natürlich auf die vielen leckeren und günstigen Lebensmittel, zum anderen benötigen wir jede Menge Ersatzteile für unsere Silence, Kiteklamotten und Badesachen für uns, eine neue Matratze, Kissen, neue Bettwäsche, … Wir hatten einen Einkaufszettel von ca. 1 1/2 DinA4-Seiten.
Doch zu unserem blanken Entsetzen erfuhren wir vergangenen Samstag von der Eigentümerin des Souvenirgeschäfts, in dem ich meinen Schmuck verkaufe, dass eventuell ein erneuter Lockdown vor der Tür steht. Eine Ausgangssperre gab es bereits seit ein paar Tagen (19 – 5 Uhr) und sie habe munkeln hören, dass alle „nicht essentiellen Geschäfte“ ab Mittwoch oder Donnerstag schließen müssten. Wir hatten zwar am Rande mitbekommen, dass hier in Martinique die Covid-Fälle drastisch ansteigen, aber das wahre Ausmaß war uns nicht bewusst. In der Woche, in der wir hier ankamen, gab es eine riesige Steigerung an Neuerkrankungen. Insgesamt waren es mehr als 4.000 neue Fälle, d.h. eine Inzidenz von 1.100! Die Intensivstationen sind über der Kapazitätsgrenze, teilweise wurden vergangene Woche Patienten aufs französische Festland ausgeflogen. Außerdem wurden insgesamt 150 Ärzte und Krankenschwestern hierher eingeflogen.
In Antigua gab es bei unserer Abfahrt 20 neue Fälle (somit eine Inzidenz von 20) und niemand war auf der Intensivstation. Wir hatten das Gefühl, dass das Leben in normalere Bahnen zurückkehrt. Alle Geschäfte, Restaurants, usw. waren geöffnet, das einzig Nervige war das Maskentragen. In Antigua müssen diese auch im Freien getragen werden. Nach 10 Minuten bei 32ºC habe ich immer das Gefühl, dass ich ersticke.
Leider gibt es seit vergangenen Mittwoch in Martinique einen erneuten Lockdown! Es dürfen lediglich Lebensmittelgeschäfte und sonstige essentiellen Geschäfte geöffnet bleiben, alle anderen müssen für mindestens drei Wochen schließen. Die Leute sind angehalten zu Hause zu bleiben. Wenn man sich mehr als 1km von seinem Zuhause entfernt, muss man einen Passierschein haben. Boote dürfen sich überhaupt nicht bewegen. Das ist der schlimmste Lockdown, den wir auf unserer Silence je erlebt haben. Und ich muss zugeben, dass mich das alles sehr aufregt. Denn warum ist es hier so schlimm? Weil sich in Martinique lediglich 16% der Bevölkerung haben impfen lassen. Wir dachten schon, die Impfquote von Antigua mit 36% wäre gering, aber sie scheint auszureichen, um Covid in Schach zu halten. Aber 16%, von denen die meisten, so wie wir, wahrscheinlich gar nicht mal zur Risikogruppe gehören, ist wohl eindeutig zu wenig.
Da stand uns also nun der Lockdown bevor und wir saßen mit unserer ellenlangen Einkaufsliste da. Okay, da mussten wir einen Plan machen und unsere Einkäufe priorisieren. Was war uns am Wichtigsten, was konnten wir auch noch während des Lockdowns erledigen?
Ich hatte einen ganzen Wäschekorb voll Schmutzwäsche, die dringend gewaschen werden sollte. Und da sonntags der Waschsalon geöffnet ist, machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg und wuschen drei Maschinen voll Wäsche. Wenn es doch nur auf Antigua auch Waschsalons gäbe!
Ein Einkauf bei Decathlon stand ganz oben auf unserer Liste. In Antigua gibt es keinerlei Sportartikel-Läden und da wir uns bereits seit mehr als drei Jahren keine Badeanzüge, Kiteshorts, Wetsuits u.ä. gekauft hatten, liefen wir mittlerweile rum wie die Penner. Bei meinem Bikini war das Gummi so ausgeleiert, dass mir die Hosen ständig runterrutschten und beim Bücken musste ich aufpassen, dass mir die Oberweite nicht aus dem Bikini fällt. Kais Kiteshirts hatten Löcher und waren völlig ausgebleicht. Also Priorität 1: Decathlon!
Kai brauchte noch ein paar kurze Hosen und ich ein paar BHs. Das könnten wir im Einkaufszentrum neben Decathlon erledigen. Also auch auf die Prio1-Liste!
Außerdem ist unsere Matratze völlig durchgelegen und durchgeschwitzt. Sie ist mittlerweile fast 8 Jahre alt. Da muss also auch unbedingt eine neue her. Ebenfalls Prio1: Matratzengeschäfte!
Unser Cockpitstuhl ist ziemlich verrostet und der Bezug kaputt. Da bräuchten wir relativ bald einen neuen. Prio1: Möbelgeschäft!
Unsere Silence benötigte unbedingt eine neue Ankerkette, ein paar Teile fürs Rigg, neue Gaszylinder für zwei Schapps und viele andere Kleinteile. Also nochmal Prio1: Bootszubehörläden.
Bei meinem Handy war schon wieder der Bildschirm abgekommen. Wir vermuteten, dass sich der Akku wieder aufgebläht hatte, weil wir das Handy immer als Hotspot benutzen. Das sollte möglichst bald repariert werden: Prio1!
Lebensmittel waren erst einmal nicht so wichtig, denn die Geschäfte würden ja offen bleiben. Am Rost über unseren Herdplatten war eine Strebe abgebrochen, die wir gerne anschweißen lassen wollten. Aber das würde sicherlich auch so noch eine Weile halten. Wir bräuchten einen kleinen Inverter, um unsere Akku-Bohrmaschine zu laden, aber wir überleben auch ohne. Also Prio2!
Oh weia, so viele Dinge auf der Prio1-Liste und so wenige Tage, vermutlich genau zwei, um das alles zu erledigen. Das gibt Stress! Wir nutzten den ganzen Sonntag Nachmittag, um nach Mietwagen oder Busverbindungen zum Decathlon/Einkaufszentrum zu suchen. Aufgrund der Hochsaison fanden wir keinen günstigen Mietwagen, dafür fand Kai die Busverbindungen heraus.
Morgens um 9:15 Uhr fuhr ein Bus von Le Marin nach Carrère. Dort würden wir um 10:07 Uhr ankommen. Und ein weiterer Bus würde um 10:27 Uhr von Carrère zum Einkaufszentrum fahren, wo wir um 10:40 Uhr ankämen. Das klingt super! So machen wir`s.
Am späten Sonntag Nachmittag fuhren wir somit mit unserer Silence von Ste. Anne nach Le Marin, um am nächsten Morgen gleich von dort starten zu können.
Das mit dem Bus klappte super und um kurz vor 11 Uhr standen wir vorm Decathlon. Und dort brauchten wir mehr als zwei Stunden bis wir alles beisammen und anprobiert hatten. Aber der Einkauf war erfolgreich. Wir verließen Decathlon mit einer riesigen Tüte und strahlenden Gesichtern!
Jetzt los zum Matratzenkauf. Auf der anderen Seite der vierspurigen Straße gibt es ein Möbelgeschäft, das auch Matratzen hat. Sie hatten auch eine große Auswahl, aber natürlich leider nicht die, die wir gerne gekauft hätten. Also weiter zum Einkaufszentrum. Shorts für Kai hatten wir glücklicherweise bereits bei Decathlon gefunden, so gingen wir auf die Jagd nach BH’s. Das Glück war uns hold. Gleich im ersten Geschäft fand ich zwei passende. Wieder ein Punkt abgehakt. Im Zeitschriftengeschäft erstanden wir noch einen neuen Ordner für unser Logbuch und nebenan war ein Elektronik-Reparaturgeschäft. Die hatten aber leider keinen neuen Akku für mein Handy.
Wir hatten noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir die Rückfahrt antreten mussten. Also noch schnell in den Supermarkt und geschwind ein Baguette und etwas Salami gekauft, denn mittlerweile hing uns der Magen in den Kniekehlen.
Um 15:47 Uhr traten wir die Rückfahrt an und waren um 17:10 Uhr zurück in Le Marin. Unterwegs hörten wir im Radio im Bus, dass es tatsächlich einen Lockdown geben wird. Ab wann dieser gelten wird, konnten wir nicht verstehen, das müssen wir zu Hause im Internet recherchieren.
In Le Marin gingen wir bei einem weiteren Handyreparatur-Geschäft vorbei, aber auch sie hatten keinen Akku für mein Handy. Danach noch schnell im Chinesenladen nach neuen Markierungen für unsere Ankerkette geschaut, sie hatten keine. Und weil wir sowieso gerade vor dem Carrefour-Supermarkt standen, erledigten wir dort noch ein paar Einkäufe. Um 18:30 Uhr kamen wir völlig platt auf unserer Silence an. Zum Abendessen gab es die restlichen Hot Dogs unseres Segeltörns und danach zeitig ins Bett, denn wir müssen ja fit sein für den nächsten Tag.
Fortsetzung folgt!