Nachdem die drei größten Posten auf unserer Einkaufsliste abgehakt bzw. bestellt waren, wollten wir uns nun den ganzen anderen Sachen widmen.
Doch erst einmal wollten wir umankern, denn an unserem Ankerplatz war es so unruhig, dass wir nur schwer am Boot arbeiten konnten ohne uns ständig irgendetwas anzustoßen und wir schliefen nachts nicht besonders gut.
Leider ist es hier in der Marigot Bay etwas voll und jeder möchte gerne ganz weit nach vorne, weil es dort am ruhigsten ist. Aber vielleicht können wir uns ja trotzdem noch irgendwo rein drücken.
Und gerade als wir auf der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz durch das enge Ankerfeld fuhren, rief Kai auf einmal: „Schnell, wirf den Anker, unser Steuerbord-Motor ist ausgefallen! Schnell, schnell!“ Glücklicherweise stand ich direkt neben der Fernbedienung für unsere Ankerwinsch und drückte sofort aufs Knöpfchen. Anker und 10m Kette runter und hoffen, dass das erst einmal hält und wir kein anderes Boot rammen. Uns raste das Herz, aber glücklicherweise kamen wir ca. 15m vor dem nächsten Boot zum Stehen. Das hatte ja genau gepasst. Glück im Unglück!
Aber so konnten wir natürlich nicht über Nacht liegen bleiben. Also mussten wir umgehend herausfinden, was das Problem war. Der Übeltäter war schnell lokalisiert: Kai baute die Gashebel auseinander und sah, dass der Gaszug des Steuerbord-Motors gerissen war. Bestimmt kann man hier irgendwo auf der Insel einen neuen Gaszug kaufen, aber bis wir herausgefunden haben, welchen wir genau benötigen und welche Länge, wären die Geschäfte wahrscheinlich schon geschlossen. Also müssen wir versuchen, den Gaszug notdürftig mit Bordmitteln zu reparieren. Wie könnten wir nur die beiden auseinander gebrochenen Teile wieder verbinden? Ich wühlte in meinen Bastelsachen, Kai bei seinen Werkzeugen. Und Kai wurde fündig: er fand eine große Lüsterklemme, die genau auf die beiden Enden der Metallstangen passte. Etwas rumgebastelt und es hielt. Kai konnte den Gaszug wieder anschließen, Motoren an und testen: es funktioniert! Juchu, toll dass ich einen McGyver an Bord habe 😉
Und so konnten wir dann gleich nochmal ein neues Ersatzteil mit auf unsere Liste setzen. Glücklicherweise bekamen wir den Gaszug tatsächlich bei Ile Marine und konnten ihn gleich am nächsten Tag verbauen. Das klingt jetzt ziemlich einfach, aber tatsächlich waren wir den ganzen Vormittag damit beschäftigt. Denn die Steuerung der Motoren sitzt bei uns am Steuerrad, welches sich auf der Backbord-Seite unserer Silence befindet. Da aber der Gaszug des Steuerbord-Motors gerissen war, musste der Gaszug einmal durch die ganze Breite des Bootes geführt werden. Und so mussten wir von der Motorsteuerung hinunter ins Gästezimmer. Dort die Wand rausnehmen und dahinter vorbei in den Motorraum des Backbord-Motors. Von dort ging es hinter unserem Cockpit vorbei zum Steuerbord-Motor, wo Kai das andere Ende des Gaszugs anschließen konnte. Welch ein Aufwand! Aber wir waren dennoch froh, dass uns das gerade hier in St. Martin passiert war, wo wir gleich einen Ersatz bekommen hatten. Und den alten Gaszug inkl. unseres Provisoriums heben wir auf, denn so haben wir nun immer einen Ersatz parat.
Zusammen mit dem neuen Gaszug hatten wir auch gleich Kühlwasser, einen Trafo, ein paar Halogenbirnen und Lichtschalter gekauft. Und so konnten wir auch unser nächstes Projekt angehen: Tausch des Kühlwassers, Reinigung der beiden Wärmetauscher im Motor und ausspülen des Motors mit Süßwasser. Ebenfalls eine unserer Lieblingsaufgaben, wie alles was mit den Motoren zu tun hat. Aber auch solche Arbeiten müssen erledigt werden.