Wetter ist nicht ideal – egal, wir wollen zurück nach Antigua!

Jedes Mal, wenn es am Ende der Wettervorhersage so aussah, als könnten wir in ein paar Tagen von St. Martin los segeln, änderte sich der Wetterbericht am nächsten Tag und es sah wieder gar nicht gut aus. Wir rauften uns die Haare, denn wir wollten so gerne zurück nach Antigua.

Doch wie ich in meinem letzten Bericht schon beschrieben hatte, gab es entweder sehr starken Wind aus Nordost oder schwächeren Wind aus Südost, also genau aus der Richtung, in die wir wollten.

Für Dienstag den 29. März sagte der Wetterbericht ebenfalls Südostwinde voraus, doch gegen Mittag sollte der Wind erst nach Ost und dann sogar nach Nordost drehen. In der Nacht sollte es dann allerdings einige Schauer geben, aber wenn wir auf das perfekte Wetterfenster warten würden, säßen wir eventuell noch zu Weihnachten hier in Marigot.

Also verabschiedeten wir uns Montag von unseren Bekannten und bereiteten uns auf die Abreise am Dienstag vor. Wir gingen allerdings erst morgens Ausklarieren, weil wir zu unsicher waren, ob das Wetter wirklich passen würde. Dienstag morgen sah dann doch alles ganz gut aus und so ging Kai zum Ausklarieren, was ja auf den französischen Inseln immer völlig schmerzfrei ist. Beim Schiffszubehörladen Ile Marine konnte er am Computer das Ausklarierungsformular ausfüllen, dieses wurde ausgedruckt und gestempelt und das war’s. Ich kaufte uns während dessen nochmal ein frisches Baguette beim Bäcker, dann frühstückten wir gemütlich und gegen 10 Uhr gingen wir Anker auf.

Es war in der Tat nicht allzu viel Wind, doch leider kam dieser wenige Wind aus etwas südlicherer Richtung als angekündigt. Und so segelten wir von St. Martin erst einmal in Richtung Saba. Als Saba vor uns immer größer wurde, wendeten wir und segelten nun in Richtung des östlichsten Zipfels von Sint Maarten. Leider drehte der Wind dann aber wesentlich früher auf Ost als angekündigt und wir segelten immer mehr zurück in die Richtung aus der wir gekommen waren. So ein Mist. Hätten wir das geahnt, wären wir einfach an Sint Maarten entlang motort anstatt stundenlang zu segeln.

Um ca. 14 Uhr hatte der Wind dann auf Nordost gedreht und wir konnten von unserer momentanen Position direkt Kurs auf Antigua nehmen. Super! Allerdings hatte es nur ca. 12 Knoten Wind und die Wellen kamen direkt von vorne. Und so dümpelten wir mit zwischen 2,7-4,4 Knoten Fahrt dahin. Das sind so die Momente in denen ich unser Segelboot gerne gegen ein Fahrrad eintauschen würde, denn damit wären wir schneller. Na ja, wir haben ja Zeit, Hauptsache wir sind in der richtigen Richtung unterwegs!

Kai übernahm um 21 Uhr die erste Wache, doch ich fand in unserer Kabine bei dem Geboller der Wellen einfach keinen Schlaf. Immer mal wieder döste ich kurz weg, nur um ein paar Minuten später wieder aufzuwachen, weil ich plötzlich nicht mehr auf unserem Bett lag, sondern darüber schwebte. Nach zwei Stunden gab ich auf und bot Kai an, dass er sich hinlegen kann. Ich setzte meine Kopfhörer auf, machte es mir an unseren Kartentisch bequem und hörte Musik. Wir waren größtenteils immer noch schrecklich langsam unterwegs, nur wenn ab und an mal der Wind kurz auffrischte, liefen wir 5 Knoten. Na ja, kann man nicht ändern!

Es war alles völlig unspektakulär, bis vor uns eine ziemlich große Wolkenwand auftauchte. Ein Regenschauer zog über uns hinweg, es nieselte kurz, der Wind ging etwas hoch und wir liefen zur Abwechslung mit mehr als 5 Knoten. Doch das war’s auch schon. Danach pendelte sich der Wind wieder bei 10-13 Knoten ein. So betrieb ich etwas powernapping und schaute alle 15 Minuten nach dem Rechten. 

Gegen 1:15 Uhr tauchte vor uns erneut eine schwarze Wolkenwand auf. Ich nahm an, dass der Wind wieder etwas hoch gehen würde und blieb sicherheitshalber wach. Die Wolke kam und der Wind ging auf etwa 17 Knoten hoch. Es sah alles genauso aus wie beim letzten Schauer, war es aber leider nicht. Urplötzlich stieg der Wind. Innerhalb von ein paar Sekunden sah ich 18, 19, 22, 24 und dann 27 Knoten auf unserer Anzeige. Unsere Besegelung war nur für 27 Knoten ausgelegt, d.h. so konnten wir auf keinen Fall durch den Schauer fahren. Ich rief nach Kai, doch er war schon auf dem Weg nach oben. Im Schlafanzug stand er draußen, als es anfing zu schütten wie aus Kübeln. Der Wind war mittlerweile bei fast 30 Knoten und wir mussten abfallen (d.h. das Boot vom Wind weglenken und den Druck aus den Segeln nehmen). Mit Wind von hinten liefen wir dann mit mehr als 8 Knoten in die völlig falsche Richtung. Na super!

Der Regenschauer war eine riesige schwarze Wand. Wo ich vorher bereits die Lichter von Antigua gesehen hatte, war jetzt nur noch schwarz. Das konnte eine ganz schöne Weile dauern bis der Schauer durch war und wir wollten nicht Ewigkeiten mit Riesentempo in die falsche Richtung fahren. Und da für den ganzen Rest der Nacht Schauer angekündigt waren, beschlossen wir die Segel komplett runterzunehmen und unter Motor weiter zu fahren. Das klingt so einfach, ist es aber in solch einer Situation leider nicht. Denn um das Großsegel runter zu nehmen, müssen wir wieder in den Wind, d.h. wir haben wieder 30 Knoten direkt auf die Nase. Nicht schön, geht aber so am Besten. Wir waren mittlerweile völlig klatschnass und ich fror erbärmlich. So rannte ich schnell an unseren Schrank, holte unsere Regenjacken, zog die nassen Sachen aus, die Regenjacke an und dann konnte es weiter gehen.  

Meine Güte, war das mal wieder eine Aktion. Doch glücklicherweise klappte alles wie am Schnürchen, Kai verstaute das Großsegel und dann nahmen wir unter Motor wieder Kurs Richtung Antigua.

Ich war mittlerweile hundemüde, doch in unserer Kabine bollerte es immer noch ganz schön. Und so legte ich mich im Salon etwas hin und schlief unter dem beruhigenden Brummen der Motoren auch sofort ein. Den Rest der Nacht gab es immer wieder Regenschauer. Auf unserer Windanzeige sahen wir alles zwischen 8 und 28 Knoten. Es war also die richtige Entscheidung gewesen die Segel runter zu nehmen. 

Wir wechselten uns auf dem „Sofa“ ab und gegen 8:30 Uhr morgens lag endlich wieder blauer Himmel vor uns. So zogen wir unser Großsegel nochmal hoch, aber da nicht wirklich viel Wind war, ließen wir die Motoren an und kamen gegen10 Uhr in Jolly Harbour, Antigua an! 

Yippeeh wir haben es geschafft!

Bereit zur Abfahrt von St. Martin

Nachdem wir ja nun nicht mehr auf Kais Paket warten mussten, wollten wir endlich zurück nach Antigua. Unsere kanadischen und schwedischen Freunde warteten dort schon seit Wochen auf uns und wir wollten so gerne mal wieder in der Nonsuch Bay kitesurfen. Ursprünglich wollte Kai da natürlich sein neues Foil ausprobieren, doch daraus wird ja erst einmal nichts.

So machten wir uns und unsere Silence langsam bereit für die Abfahrt. Der Kühlschrank wurde bis oben hin mit Leckereien wie Camembert, Brie, Kräuterfrischkäse, Salami, Chipolatas, Mousse au Chocolat, Schokolade, Lauch, Brokkoli,… vollgeladen und wir putzten unser Unterwasserschiff. Meine Güte, nach 6 Wochen hatten wir da unten einen ganz schön dicken Algenteppich. Es sah aus wie ein Unterwasser-Flokati. Doch die Fische freuten sich über unsere Putzaktion. Ein paar Makrelen kamen ganz nah und verzehrten mit Enthusiasmus den Krill und die anderen kleinen Tierchen, die wir mit unserer Aktion aufscheuchten. Auch ein riesiger Barrakuda war recht interessiert und während ich kurz einen Adlerrochen vorbei schweben sah, zog an Kai zuerst eine große Schildkröte und dann ein Tigerhai vorbei. Huihuihui, hier war ja tierisch was los!

So, jetzt waren wir bereit zur Abreise, aber leider spielte das Wetter nicht mit. Der Wetterbericht für die nächste Woche sah nicht sehr vielversprechend aus. Es hatte schon die ganzen letzten Wochen sehr viel Wind aus Nordost. In Fallböen zog er über die Bucht und unseren Ankerplatz und bescherte uns manch regnerischen Tag und kühle Abende. Doch wenn der Wind ab und an mal für ein oder zwei Tage runter ging, dann drehte er immer nach Südost und kam quasi direkt aus Richtung Antigua, wo wir ja gerne hin wollten.

Für die Nicht-Segler unter euch. Leider können wir nicht direkt gegen den Wind segeln, sondern mit unserem Boot und unseren alten Segeln können wir nur mit einem Winkel von 60º zum wahren Wind fahren. Das heißt, dass wir nicht die direkte Strecke von 100 Seemeilen segeln können, sondern wir müssen gegen den Wind aufkreuzen. Und wenn der Wind direkt von dort kommt, also von dort wo wir hin wollen, bedeutet es, dass wir die doppelte Strecke zurücklegen müssen! Und das noch unter nicht gerade schönen Bedingungen, weil die Welle ja auch aus der Richtung kommt, in die wir wollen und somit heftig in unsere Rümpfe knallt. 

Das klang nicht gut und so warteten wir erst einmal etwas ab. Kai fiel noch ein weiteres Projekt am Boot ein. Nach dem Einbau der neuen Batterien wollte er nun auch gerne einiges an der allgemeinen Verkabelung im Boot ändern. So kaufte er einen neuen Schalter, mit dem man in Zukunft ganz einfach zwischen den Hausbatterien und der Starterbatterie hin und her wechseln kann. Und er kaufte Kabel, um unseren Inverter an alle Steckdosen anzuschließen. Bisher konnten wir mit dem Inverter nur eine einzige 220V-Steckdose benutzen und mussten von dieser immer ein Verlängerungskabel spannen. Die anderen Steckdosen waren nur mit Landstrom (also in einer Marina) oder mit unserem Generator zu nutzen. Das änderte sich nun: jetzt können wir auch ohne Landstrom alle unsere Steckdosen im Boot benutzen. Das ist schon mal super. Und das nächste Projekt wird sein, dass Kai noch eine Steckdose für 110V einbauen wird. Dann müssen wir nicht immer kompliziert den 110V-Traffo an den Inverter anschließen. Da freue ich mich drauf.

Ansonsten bummelten wir manchmal etwas durch Marigot und schauten uns die tolle Street Art an, wenn wir es auf unserem Boot nicht mehr aushielten. Teilweise blies der Wind so sehr über unsere Silence, dass wir nachmittags Kopfschmerzen hatten. Es half auch nicht, dass einer unserer Nachbarn einen extrem nervigen Windgenerator hatte, der bei dem starken Wind die ganze Zeit in hellen schrillen Tönen „Sizsizsizsiz“ machte. Wieso tauschten diese Trottel denn nicht mal das kaputte Lager aus? Das ist doch zum Haare raufen!

Irgendwie verursachte St. Martin bei uns die ganze Zeit gespaltene Gefühle. Zum einen ist es ein Einkaufsparadies. Im niederländischen Teil der Insel ist das Hauptquartier von zwei großen karibischen Schiffszubehörläden, Budget Marine und Island Waterworld, bei denen man wirklich sehr viele Bootsteile bekommt. Außerdem gibt es im französichen Teil noch einen kleinen Shop namens Ile Marine, der auch sehr viele Bootsteile hat oder diese besorgen kann. Es gibt einen großen Baumarkt und einen fantastischen Laden namens Electec, bei dem man alles bekommt, was mit Elektrik zu tun hat. Wir hatten einmal eine riesige Einkaufsliste mit Schaltern, Rahmen, Kabeln, … und sie hatten alles vorrätig. Das sind wir überhaupt nicht mehr gewohnt. Da fühlt man sich wirklich wie im Paradies.

Und was man hier vor Ort nicht bekommt, lässt man sich einfach aus USA schicken. Auch hier gibt es mehrere Anbieter, die die Pakete für einem verschiffen bzw. per Flugzeug reinbringen. Alles relativ schnell und unkompliziert.

Dann sind da die vielen Flohmärkte. In den 6 Wochen, die wir in St. Martin bzw. Sint Maarten verbrachten, fanden alleine schon drei Flohmärkte statt. Und da geht es nicht nur ums Kaufen bzw. Verkaufen von Bootsteilen, sondern auch um den Kontakt zu anderen Seglern. Nach der Corona-Durststrecke war das richtig toll.

Und natürlich gibt es im französischen Teil mehrere Bäckereien mit Baguette, Schoko-Croissants und anderen Leckereien, die uns auf den englischen Inseln auch immer sehr fehlen.

Und last but not least gibt es einen Leader Price, einen SuperU und einen großen Carrefour Market, wo wir alles bekamen, was unser Herz begehrt. Bei SuperU gab es sogar Kastanienhonig. Den hatte ich schon seit mehr als 8 Jahren nicht mehr gegessen. Welch Genuss!

Aber da ist auch die Kehrseite der Medaille. Ich hatte ja schon erwähnt, dass der Wind in Marigot ganz schön pfeift und meist zieht er dann in großen Fallböen übers Boot. Die Bucht ist tierisch voll und wenn man nicht recht weit vorne einen Platz findet, dann bollern die Wellen den ganzen Tag ans Boot und nachts lässt es sich nicht gut schlafen. Außerdem wird hier gerade ein neues Hotel gebaut und morgens um 7 Uhr ging es los mit den Presslufthämmern und wir durften uns den ganzen Tag das „rattatat“ anhören.

Abends gab es dann meist musikalische Untermalung der diversen Restaurants in Marigot. Ich sage euch, es ist nicht schön, wenn sich die unglaubliche laute Musik aus drei verschiedenen Kneipen bei uns am Boot trifft. Da könnte man glatte Wände hoch gehen!

Aber der Höhepunkt war sicherlich als an einem Wochenende eine Wahlveranstaltung direkt an der Uferpromenade stattfand. Wir dachten ja zuerst, da wären ein paar Irre aus der Anstalt entwichen, weil solch ein Spektakel hatten wir noch nicht gehört. Mittags um 16 Uhr ging es los: es wurden Boxen installiert und dann die Mikrofone getestet. Circa eine halbe Stunde lang schallte es über die Ankerbucht: „Uuuu, aaaaa, uu, aa, umpfumpf, uuu.“ Entschuldigt, den Vergleich, aber wir dachten wir wären im Urwald und würden einer Horde wildgewordener Affen lauschen. Aber es sollte noch besser werden. So ca. um 17 Uhr ging die Veranstaltung los. Es war wohl ein Rede-Duell der beiden Kandidaten. Zuerst schallte eine männliche Stimme über die Ankerbucht, dann eine weibliche. Stundenlang duellierten sie abwechselnd in die Mikrofone. Nach dem Abendessen gingen wir zu Bett, schalteten den Fernseher an und versuchten einen Tatort zu schauen. Mittlerweile hatte das Duell einen Gang zugelegt und war in Geschrei übergegangen, das von Tröten und Hupen der jeweiligen Sympathisanten begleitet wurde. Es war im Kopf nicht auszuhalten. Ich hätte nicht gedacht, dass es noch eine weitere Steigerung geben könnte, aber wie so oft wurde ich eines Besseren belehrt. Unser Tatort war fertig und wir versuchten noch etwas zu lesen, weil bei diesem Lärm nicht an Schlaf zu denken war, doch irgendwann schrie die männliche Stimme ununterbrochen ins Mikrofon „Are you ready? Are you ready? Are you reaaaadddyyyy?“ (auf deutsch heißt das „Seid ihr bereit?“) Nach 10 Minuten hatte er mich soweit. Mir standen die Tränen in den Augen und ich war bereit. Bereit dazu mit dem Dingi an Land zu fahren und diesem Riesenrindvieh eine auf die Mütze zu hauen. Ernsthaft, so sieht in der Karibik eine Wahlveranstaltung für einen Politiker aus? Das ist doch irre! 

Glücklicherweise war das der absolute Höhepunkt der ganzen Sache. Danach gab es noch frenetisches Hupen und Tröten, dass es mir selbst mit Kissen über dem Kopf fast die Ohren wegföhnte und dann war Stille! Meine Erleichterung, dass wir das überstanden hatten, könnt ihr euch nicht vorstellen.

Ihr seht, St. Martin hinterlässt also sehr unterschiedliche Gefühle bei uns. Zum Einkaufen möchte ich jederzeit gerne wieder hin. Ein mehrmonatiger Aufenthalt in Marigot ist für uns aber nicht wirklich vorstellbar. Und deshalb freuen wir uns, wenn wir endlich zurück sind in unserem schönen ruhigen friedlichen Green Island.

Das Märchen von Kai und seinem Hydrofoil

Es war einmal ein kleiner Kai, der wollte sich gerne ein anderes Hydrofoil kaufen. Da ihm die neuen aber etwas zu teuer waren, suchte er nach einem schönen gebrauchten Board inkl. Foilmast. Und im vergangenen Jahr im Mai wurde er, er konnte sein Glück kaum fassen, in Antigua fündig. Eine Kiteschule bot ein gebrauchtes Levitaz-Foil an und Kai meldete sich sofort, handelte noch etwas mit dem Preis und man wurde sich einig. Das Foil war seines! Welch große Freude! Der kleine Kai strahlte über’s ganze Gesicht. Genau eine Stunde lang. Dann meldete sich der Eigentümer erneut, weil er nun noch einen weiteren Interessenten hatte, der bereit wäre den vollen Preis zu zahlen. Der kleine Kai wollte aber nicht so viel Geld ausgeben und so wurde es nichts mit dem Foil.

Da Kai aber immer noch gerne ein anderes Foil gehabt hätte, schaute er ständig bei ebay und in Kite-Foren, was dort so zum Verkauf angeboten wurde. Doch entweder war es nicht das, was er gerne haben wollte, oder die Verkäufer waren nicht bereit das Foil in die Karibik zu senden oder es war zu teuer.

So verging Monat um Monat und der arme kleine Kai kitete mit seinem alten Foil, das ihn ständig abwarf, wenn er versehentlich doch mal wieder schneller fuhr. Er war so traurig, dass er kein neues Foil fand.

Nachdem wir nach St. Martin gesegelt waren, um neue Batterien, ein neues Funkgerät und diverse andere Dinge zu kaufen, unternahm Kai nochmal einen Versuch ein gebrauchtes Foil zu finden. Und er wurde fündig. In Holland gab es einen Kitesurfer, der seinen gebrauchten Levitaz-Mast verkaufen wollte und sogar bereit war, diesen nach St. Martin zu senden. Der kleine Kai war überglücklich und der Handel wurde schnell abgeschlossen.

Weil es allerdings um einiges billiger war, das Paket mit DHL von Deutschland nach Sint Maarten zu senden, erklärte sich der Verkäufer sogar bereit das Paket in Deutschland aufzugeben und als Absender-Adresse Kais Adresse in Hockenheim anzugeben. Das lief ja alles wie geschmiert! Wir überwiesen das Geld und das Paket begann am 19. Februar seine Reise in Dorsten (wo auch immer das ist).

Relativ schnell reiste das Paket nach Bochum, doch dort wurde in der Sendungsverfolgung dann folgende Nachricht angezeigt: „Die geringfügig beschädigte Sendung wird nachverpackt.“ Au weia, das klang ja gar nicht gut. Da wandelte sich die ganze Vorfreude des kleinen Kai ganz schnell in Besorgnis um. „Was haben sie nur mit meinem schönen Foil angestellt?“ fragte sich der kleine Kai. Na ja, vielleicht war ja einfach nur die Verpackung etwas eingerissen, machte ich ihm Hoffnung. Doch zwei Tage später stand da erneut zu lesen: „Die geringfügig beschädigte Sendung wird nachverpackt.“ Oh weia! Schon wieder?! Und nochmal fünf Tage später gab es zum dritten mal die Nachricht „Die geringfügig beschädigte Sendung wird nachverpackt.“ Mittlerweile hatte sich die ganze Vorfreude des kleinen Kai in Luft aufgelöst und er war sehr, sehr besorgt.

Deshalb rief er bei DHL an und versuchte heraus zu finden, was mit seinem Paket los war, aber die Dame im Call Center konnte ihm nicht weiterhelfen. Das habe schon noch alles seine Ordnung, er müsse sich nicht sorgen. Einfach nur abwarten. Leichter gesagt als getan!

Endlich ging das Paket weiter auf die Reise und erreichte am 2. März Rodgau und am 3. März war es im internationalen Paketzentrum Frankfurt, wo es für den Auslandsversand vorbereitet wurde. Endlich tat sich wieder etwas. Das wurde ja auch mal Zeit, denn DHL hatte im Internet eine Regelzustellzeit von 10-13 Werktagen angegeben und mittlerweile waren wir bereits bei Tag 10. 

Mit Spannung erwartete der kleine Kai sein Paket in Sint Maarten und sagte der Dame vom dortigen DHL-Stützpunkt schon mal Bescheid, dass sie ihn sofort anrufen soll, wenn das Paket angekommen ist. Er war so aufgeregt, denn im Hinterkopf schlummerten immer noch die drei Meldungen bezüglich der geringfügig beschädigten Sendung, die nachverpackt worden war. Das Foil würde doch hoffentlich bald heil in Sint Maarten ankommen. Ach, welche Anspannung! Kaum war er morgens aufgewacht, schaute er auch schon auf die Sendungsverfolgung und mittags und abends und überhaupt den ganzen Tag schaute er immer mal wieder nach.

Doch leider verlor sich am 3. März jegliche Spur des Foils. Kai rief am 10. März mal wieder bei DHL an und fragte, wo sein Paket denn nun bleibt. Die nette Dame im Call Center sagte ihm, da müsse er sich nun einfach noch etwas gedulden, es hätte ja mittlerweile Frankfurt verlassen. Und so wartete der kleine Kai einen Tag um den anderen. Immer wieder schaute er auf die Sendungsverfolgung, aber es tat sich nichts mehr. 

So versuchte er schließlich einen Nachforschungsauftrag bei DHL zu stellen, doch das war nicht möglich. Er bekam die Auskunft, es wäre noch alles im grünen Bereich. 

Und am 16.3. tat sich dann endlich wieder etwas. Das Foil war in Malta angekommen! Hmmm, warum denn Malta? Was genau macht es denn da? Wer etwas Geographie-Kentnisse besitzt, weiß vielleicht, dass Malta eine Insel im Mittelmeer ist, Sint Maarten jedoch in der Karibik liegt. Ja okay, beide Inseln beginnen mit „Ma“ aber das sind auch schon alle Gemeinsamkeiten. 

So rief der kleine Kai erneut bei DHL an und fragte, was sein Paket denn in Malta mache. Die Call-Center-Mitarbeiterin war ganz stolz und meinte „Ja, das ist jetzt dort im Paketzentrum und wird Ihnen zugestellt!“ Äh nee, wird es nicht“, sagte da der kleine Kai, „denn ich sitze ja in Sint Maarten und nicht in Malta.“ Ups, da war DHL ein kleiner Fehler unterlaufen! Aber das kann ja mal vorkommen, dass man Malta mit Sint Maarten verwechselt. Aber das ist alles kein Problem. Das Paket wird jetzt nach Deutschland zurück gesendet und Kai kann es dann dort wieder in Empfang nehmen! Der kleine Kai dachte zuerst er hätte sich verhört und sagte: „Nein, nein, ich will nicht, dass es zurück nach Deutschland geht, denn dort bin ich ja nicht. Ich will das Paket immer noch in Sint Maarten haben.“ Doch die diesmal nicht ganz so freundliche Call-Center-Mitarbeiterin sagte Kai, das sei nicht möglich. Das Paket kann nicht von Malta nach Sint Maarten geschickt werden. Es muss erst einmal zurück nach Deutschland zum Absender. „Aber nein“, rief der kleine Kai entsetzt, „ich kann es doch dort gar nicht entgegen nehmen, weil ich nicht zu Hause bin. Bitte unternehmen Sie einen erneuten Zustellversuch, dieses Mal nach Sint Maarten.“ Die Call-Center-Dame wurde ungehalten: „Also wir können ja nicht jedem Kunden jeden beliebigen gewünschten Service zur Verfügung stellen. Das Paket geht zurück an den Absender und basta! Und die Kosten für die Rücksendung muss der Absender übrigens auch tragen!“ Da platzte dem kleinen Kai dann aber doch der Kragen: „Was meinen Sie denn mit jeglichem gewünschten Service?“ rief er. „Ich will doch immer noch das, was ich von Anfang an wollte, nämlich, dass Sie mein Paket nach Sint Maarten schicken. Ich frage doch überhaupt nicht nach einem besonderen Service, ich will doch einfach nur, dass Sie ihre Arbeit machen. Und wenn Sie zu doof sind, das Paket auf die richtige Insel zu schicken, soll ich auch noch dafür zahlen. Ja geht’s noch?!“ Die Dame wurde nun doch etwas kleinlauter, konnte aber an der Sache doch nichts ändern und das Paket musste seine Rückreise nach Frankfurt antreten. Wäre da noch ein Fünkchen Vorfreude auf das neue gebrauchte Foil übrig gewesen, wäre sie spätestens jetzt in Schutt und Asche gelegen.

Hatte das Paket für die Reise nach Malta fast zwei Wochen benötigt, so war es erstaunlicherweise nach 4 Tagen, nämlich am 21. März wieder zurück in Frankfurt. Und da setzte sich anscheinend wieder irgendein DHL-Mitarbeiter mit seinem Hintern drauf und rührte sich nicht mehr. Am 28. März war es immer noch in Frankfurt und der kleine Kai gab so langsam aber sicher jegliche Hoffnung auf, dass er sein Foil irgendwann in diesem Jahr noch in Händen halten wird. Mehr als 5 Wochen waren nun vergangen und das Paket hatte es noch nicht einmal zurück an die Heimatadresse geschafft, die ja nur ca. 100km von Frankfurt entfernt liegt. Ach, wie ist das alles traurig.

Am 29. März bekam dann Kai endlich Nachricht, dass das Paket zur Abholung in Hockenheim bereit liegt. Er schrieb seiner Mutter eine Vollmacht und am 30. März durfte sie Rücksendegebühren von €20,- zahlen und das Paket endlich abholen. So hat Kais Foil zwar eine kleine Reise durch Europa gemacht, ist aber nach 5 1/2 wöchiger Reise seinem Ziel noch keinen Schritt näher gekommen.

Der kleine Kai sitzt jetzt hier ganz traurig in der Karibik, während sein Foil, das er so gerne ausprobieren würde, rund 7.150 km entfernt in Hockenheim liegt. Und nun stellt sich erneut die Frage: wie bekommt er das Foil in die Karibik?

Soll er nochmal sein Glück mit DHL versuchen? Aus Mangel an anderen Möglichkeiten, wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, denn Fedex verlangt schlappe €800,- für den Versand hierher. Wenn euch eine andere Lösung einfällt, sagt Bescheid!

Und die Moral von der Geschicht: schick niemals Dinge aus Europa mit DHL in die Karibk nicht!