Flokati am Schiff

Nachdem wir unsere Silence schon wieder seit 2 Monaten so gut wie nicht bewegt hatten, hatte sich an unserem Unterwasserschiff ganz schön viel Bewuchs angesammelt. Die meisten Segler, die Copper Coat an ihrem Schiff haben, reinigen die Rümpfe ca. alle 4 Wochen. Wir machen das meist bevor wir irgendwohin segeln wollen.

Und da unsere Aufenthaltsgenehmigung in Antigua nur noch drei Wochen gültig war, mussten wir so langsam mal überlegen, was wir die nächsten paar Wochen machen wollten. Eigentlich wollten wir gerne für 4-6 Wochen nach Barbuda. Aber wenn wir jetzt hoch segeln würden, müssten wir in drei Wochen wieder runter, um entweder unser Visum zu verlängern oder nach Guadeloupe zu segeln. Da erschien es uns einfacher, jetzt gleich nach Guadeloupe zu segeln und wenn wir zurück nach Antigua kämen, hätten wir wieder eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate und könnten dann in Ruhe nach Barbuda.

Das Wetter passte auch einigermaßen für unser Vorhaben und so machten wir uns an die Vorbereitungen für die Abreise. Zuerst einmal musste der Bewuchs unter unserem Boot weg. Solch einen schönen Flokati hatte ich an unserer Silence selten gesehen. Das waren mehrere Zentimeter lange Haare, die sich ganz weich anfühlten. Sah nach ziemlich viel Arbeit aus, ging aber mit der Spachtel und einer Bürste ziemlich gut weg. Wir beide schabten und bürsteten ca. zwei Stunden, dann war unsere Silence wieder schön sauber und glatt.

Doch dann fiel mir ein, dass das Geschäft in Guadeloupe, in dem wir früher immer einklarierten (wir waren seit Covid nicht mehr dort gewesen) oft im Juni geschlossen hatte. So fragte ich über den Messenger an, ob er nächste Woche geöffnet sei. Prompt kam die Antwort zurück: Nein, er schließe morgen nachmittag für einen Monat und wir müssten entweder in Basseterre oder auf Les Saintes einklarieren. Au weia, welch übles Timing! Ich fragte an, ob wir woanders einklarieren könnten (früher konnte man das bei der Polizei vor Ort tun), weil wir eigentlich gar nicht weiter nach Süden, sondern nach ein paar Tagen zurück nach Antigua wollten. Antwort: „Bei der Polizei kann man leider nicht mehr einklarieren.“ Welch Disaster! Basseterre wäre einfache Strecke ca. 12 Seemeilen von dem Ort entfernt, an den wir eigentlich wollten, also ca. 2 Stunden. Hin und zurück also 4 Stunden. Och nee, das ist jetzt echt nicht wahr, zumal man hinter Guadeloupe meist nur schlecht segeln kann und am besten einfach den Motor benutzt! Wir überlegten was wir nun machen sollten. Doch dann kam nochmal eine Antwort von dem netten Herrn. Er fragte wann wir denn kommen wollten und bot an, dass er dann für einen Aufpreis kurz ins Geschäft kommen und uns einklarieren könnte. Unglaublich wie nett! So etwas ist man ja heutzutage gar nicht mehr gewohnt. Super, so konnten wir nun doch wie geplant nach Guadeloupe segeln.

Nun noch ein schneller Riggcheck: alles ok! Es konnte also losgehen. Wir segelten am Sonntag von Green Island nach English Harbour und klarierten dort aus. Hier erlebten wir dann auch nochmal eine böse Überraschung. Früher hatte man hier beim Ausklarieren nur die Ausklarierungsgebühr von US$10,- plus eine Ankergebühr von insgesamt ca. US$8,- bezahlt. Dieses Mal hatten sie sich aber überlegt, dass es ja keinen Sinn macht, dass sie nur beim Einklarieren den Eintritt in den Nationalpark verlangen. Das könnte man beim Ausklarieren ja auch tun. Und so kamen nochmal US$15,- pro Person an Gebühren drauf. Wir hatten also mit US$18,- an Gebühren gerechnet, durften nun jedoch US$48,- zahlen. Mir platzte fast der Kragen vor lauter Wut. Man weiß hier einfach nie was einem erwartet, weil ständig irgendwelche neuen Gebühren erfunden werden. Das ist manchmal echt zum Haare raufen.

Doch immerhin waren wir nun bereit zur Abfahrt und am Sonntag morgen um 8 Uhr holten wir den Anker hoch und nahmen Kurs auf Guadeloupe. Ursprünglich waren 4-5 Beaufort Wind, 2-3 Meter Welle und vereinzelte Schauer angekündigt. Das stimmte mal wieder nicht ganz, kam der Realität aber doch recht nah. Der Wind war etwas stärker, die Wellen waren ungefähr wie vorhergesagt, und Schauer gab es glücklicherweise keine. So hatten wir einen ziemlich schönen und schnellen Törn. Wir liefen fast die ganze Zeit mit knapp 8 Knoten und schafften die 42 Seemeilen (inklusive Ankermanöver) in gerade mal 6 Stunden und waren somit bereits um 14 Uhr in Deshaies. Grandios!

Einklarieren konnten wir leider erst am nächsten Tag, aber so blieb uns noch schön viel Zeit, um noch ganz gemütlich eine Runde schnorcheln zu gehen und uns etwas abzukühlen. Unter unserem Boot hatte sich bereits ein Barrakuda häuslich eingerichtet und direkt vor unserem Anker grasten zwei Schildkröten am Meeresgrund. Welch toller Abschluss eines schönen Segeltags!

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