Hurrikan Elsa zieht über die Karibik

In den letzten Wochen zogen schon ziemlich viele tropische Wellen über uns hinweg. Gefühlt kam seit Anfang Juni jeden dritten Tag wieder eine über den Atlantik gezogen. Meist bringen die tropischen Wellen für ein paar Stunden etwas stärkeren Wind und Regen mit, aber daran haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt. 

Doch teilweise entwickeln sich aus den tropischen Wellen dann auch mal tropische Stürme oder eben auch Hurrikane. Und seit Anfang dieser Woche zeichnete sich ab, dass da ein etwas größerer Sturm kommen wird.

Ursprünglich hatten wir geplant, nochmals an den Cocoa Point zurück zu segeln, dort noch etwas zu kiten, zu schnorcheln und in Enochs Bar einen Abschiedstrunk zu nehmen. Dann sollte es Anfang nächster Woche nach Antigua zurück gehen. Doch die Wettervorhersage machte uns einen Strich durch die Rechnung. 

Es wurde angekündigt, dass heute ein großer Sturm über Martinique kommen sollte, dessen Ausläufer auch wir hier in Antigua & Barbuda noch spüren sollten. Für uns war Wind aus Südosten mit einer Stärke von 35-45 Knoten vorhergesagt. Da alle Buchten in Barbuda von Südosten ziemlich ungeschützt sind, beschlossen wir, das lieber in Antigua abzuwettern.

Und da vor diesem stärkeren Sturm auch noch eine tropische Welle durchziehen sollte, die auch ordentlich Wind und Wellen verursachen würde, segelten wir lieber bereits vor deren Ankunft zurück nach Antigua. So setzten wir Dienstag morgen die Segel am Spanish Point und fuhren zum ersten Mal aus dem Spanish Point Channel hinaus in Richtung Antigua. Wir hatten lediglich ca. 15 Knoten Wind und es hätte eigentlich ein sehr angenehmer Törn werden sollen. Wurde es aber erst einmal nicht. Wir hatten Wellen von Osten und eine entgegenlaufende Strömung von Westen. Dadurch bauten sich die Wellen extrem steil auf. Teilweise brachen sie unter unserem Bug, teilweise krachten wir in Wellentäler. Es war unglaublich. Eigentlich wollten wir nur aus dem Kanal hinaus motoren und dann unter Segeln Kurs Richtung Antigua nehmen, doch das war nicht möglich. Dann hätten wir diese steilen Wellen von der Seite gehabt und das wollten wir uns und unserer Silence nicht zumuten. So motorten wir noch ein ganzes Stück weiter bis die Wellen endlich etwas besser wurden und wir auf Kurs gehen konnten.

Doch so richtig toll war es auch hier noch nicht. Ständig kam Wasser über und wir waren schon völlig salzig und durchnässt. Nee, also mit so etwas hatten wir ja nicht gerechnet. Kai ging rein, um nochmal den Kurs zu checken und ich stand an der Steuerbordseite, als eine riesige Welle direkt neben unserem Backbord-Bug brach. Ich sah nur noch eine weiße Wand auf mich zukommen, duckte mich schnell hinter unsere Sprayhood und mehrere hundert Liter Wasser ergossen sich über unseren Salon und in unser Cockpit. Drinnen gab es einen lauten Knall: unser Kombucha-Glas war vom Schrank gefallen! Der Pilz lag am Boden in einer kleinen Lache Kombucha, das Glas lag daneben (erstaunlicherweise noch heil) und der restliche Kombucha hatte sich in unseren Stauräumen in der Bilge verteilt. Na super! Das konnten wir bei dem Seegang jetzt aber nicht alles aufputzen. Das musste warten, bis wir in Antigua wieder vor Anker liegen würden. Im Cockpit hatten wir überall kleine braune Kügelchen vom Seegras, das an Bord gespült worden war. Alles in allem eine tolle Bescherung!

Glücklicherweise gab es keine weiteren Zwischenfälle. Die Wellen wurden langsam besser und es wurde dann sogar noch ein recht schöner Segeltörn. Aber eines ist gewiss: den Spanish Point Channel werden wir nicht mehr durchfahren!

In Antigua angekommen ankerten wir hinter einer größeren Insel im North Sound, die von Osten und Süden sehr gut geschützt ist. Jetzt konnte der Sturm kommen. Der Wetterbericht änderte sich die Tage natürlich noch mehrfach und heute morgen hieß es dann, dass der Sturm sich über Barbados zu einem Hurrikan entwickelt hat und zwischen St. Vincent und St. Lucia durchziehen wird. Da er nun jedoch viel weiter südlich blieb, sollten wir hier nur noch maximal 37 Knoten Wind abbekommen. Na, das war für uns ja eine gute Nachricht!

Und während Kai gerade ein paar kleine Reparaturen am Boot durchführt, sitze ich hier und schreibe diesen Beitrag, während die Ausläufer des Sturms über uns hinwegziehen. Wir hatten an unserem super geschützten Ankerplatz bisher maximal 27,8 Knoten Wind und haben fast keine Wellen. Also völlig unspektakulär! 

Aber wir sind beide froh, dass wir noch hier oben in Antigua sind und uns noch nicht auf den Weg Richtung Süden gemacht hatten. Das hatte sich auch schon im letzten Jahr ausgezahlt, denn Anfang der Saison bleiben die Stürme meist weiter im Süden, während sie später in der Hurrikan-Saison oft eher nach Norden abdrehen.

Schnorcheln am pinkfarbenen Felsen

Von Falmouth aus ging es für uns weiter an der Westküste Antiguas entlang in Richtung Barbuda. Doch um den Weg zu verkürzen, machten wir nochmals einen kleinen Zwischenstopp in der Hermitage Bay. 

Unsere Seglerfreunde Wiebke und Ralf hatten uns den Tipp (Vielen Dank dafür!) gegeben an den Felsen der Nachbarbucht entlang zu schnorcheln, wo sie viele Adlerrochen gesehen hatten. Die Adlerrochen hielten sich leider vor uns versteckt, aber dafür sahen wir einige andere schöne Dinge, wie z.B. eine Flamingozunge (die Beschreibungen sind auf unserer Website unter den Fotos).

Trotz Strömung, aber glücklicherweise mit nur leichtem Seegang schafften wir es sogar bis in die Bucht des pinkfarbenen Felsens zu schnorcheln, den wir bei unserem letzten Besuch in der Hermitage Bay erklommen hatten.  

Hanuman

Vergangene Woche erlebten wir eine tolle Überraschung. Als wir gerade dabei waren, ein Teil an unseren Wanten auszutauschen (ein Toggle hatte einen kleinen Haarriss), segelte ein kleiner Laser vorbei. Der Segler grüßte uns total nett und rief rüber „Hi, how are you?“ Da er einen großen Hut trug, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber ich hätte wetten können, dass es die Stimme unseres Bekannten Peter war. Aber das konnte ja nicht sein, weil er und seine Freundin gerade in Holland waren. Rosie & Peter waren ebenfalls jahrelang in die Nonsuch Bay gekommen und dort mit uns gekitet. Vergangenes Jahr hatten sie einen neuen Job angenommen: Kapitän und Chef (Köchin) auf einer 37m langen Motoryacht namens Atlantide aus dem Jahre 1930. Diese Motoryacht sollte eigentlich hauptsächlich durch die karibischen Gewässer fahren, doch dann hatte der Eigner beschlossen, dass ein kompletter Refit nötig ist und hatte das Schiff in eine holländische Werft bringen lassen. Und dort hatten unsere beiden Freunde den kompletten Winter verbracht und das ganze Projekt soll sich nun noch bis ins nächste Jahr hinziehen.

Somit konnte es unmöglich sein, dass Peter gerade hier an unserem Boot vorbei segelte. Doch es stellte sich heraus, dass er es tatsächlich war und auch Rosie kam kurze Zeit später auf einem anderen Laser vorbei gesegelt. Welch tolles und unerwartetes Wiedersehen! Wir luden die beiden gleich für Abends auf ein paar Drinks auf unserer Silence ein und tauschten Neuigkeiten aus.

Da in Holland zurzeit nicht wirklich viel Arbeit für die beiden anfiel, hatte ihr Chef sie gefragt, ob sie nicht auf seiner anderen Yacht den Überführungstörn von Antigua nach Newport mitsegeln wollten. Und da sagten die beiden nicht nein, zumal es sich bei der anderen Yacht um eine wunderschöne J-Class handelt.

J-Class bezeichnet eine Bootsklasse, mit der hauptsächlich Regatten des America‘s Cup in den Jahren 1930-1937 ausgetragen wurden. Es wurden damals lediglich 10 solcher Yachten gebaut. Drei davon nehmen auch heute noch an Regatten teil und einige der historischen Yachten wurden nach den Originalplänen nachgebaut. So auch die Hanuman, auf der unsere Freunde gerade unterwegs sind. Sie wurde im Jahr 2009 nach den Originalplänen der Endeavour nachgebaut, welche 1934 von der britischen Werft Camper & Nicholson gebaut wurde. Die Bootslänge beträgt 138 Fuß (ca. 42m), die Breite 6,60m und sie wiegt 180 Tonnen. Nur mal zum Vergleich: unsere Silence ist ganze 100 Fuß kürzer und wiegt 12 Tonnen. Irre, oder?

Da wir uns solch eine Yacht noch nie aus der Nähe angesehen hatten (als unautorisierte Person hat man keinen Zutritt zu dem Steg, an dem die Hanuman lag), luden uns Rosie & Peter ein, am nächsten Tag mal vorbei zu kommen. An Bord bitten durften sie uns leider nicht und die Yacht war teilweise schon für den Überführungstörn vorbereitet, aber sie sah dennoch sehr beeindruckend aus. Aber seht einfach selbst:

Und wer sich gerne noch die Innenausstattung ansehen möchte, findet hier mehr Fotos der schönen J-Class.