Garten Eden

Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber Dominica ist landschaftlich einfach eine wunderschöne Insel und ein Schlaraffenland, in dem das Essen auf den Bäumen hängt und nur darauf wartet, abgepflückt zu werden. Zumindest ist das im Garten unserer Freunde so.

Mir gehen jedes Mal die Augen über, wenn ich diese Pracht an Obst sehe. Bei unserem jetzigen Besuch gab es gerade Mangos, Bananen, Papayas, Ananas, Guaven, Sauersack, Sternfrüchte, Limetten, Kokosnüsse,… Und von allem gaben uns unsere Freunde in Hülle und Fülle ab. Dieser Garten ist ein Teil des Paradieses.

Am nächsten Tag gingen wir auf dem Markt etwas Gemüse kaufen und waren freudig überrascht, wie viel man hier für sein Geld bekommt. In Antigua ist Gemüse wesentlich teurer.
Dann gab es noch ein selbst gemachtes Limetten-Wassereis in unserer Lieblingsbar bei Michael und danach warteten wir am Strand darauf, dass uns unser Freund zu einem kleinen Ausflug abholte.

Gemeinsam fuhren wir zu einer Quelle in den Bergen, wo wir etliche Kanister mit frischem Quellwasser füllten. Wir haben zwar eigentlich genügend Trinkwasser, weil wir dieses ja mit unserem Wassermacher selbst „herstellen“, aber zur Abwechslung mal kühles Wasser direkt aus einer Quelle zu bekommen, ist auch schön. Ach tat das gut, bei der Hitze! 

Danach ging es an einen kleinen Strand, wo unser Freund mit einem Netz Köderfische für seinen nächsten Angelausflug fischte. Auch mal interessant zu sehen, wie das Fischen mit dem Netz vom Strand aus funktioniert und ich konnte gleichzeitig noch etwas Treibholz für meine Drahtfiguren sammeln.

Dann nochmal im Garten unserer Freunde etwas chillen mit leckerem Kokoswasser und Kokosfleisch und schon neigte sich der Tag seinem Ende zu und es hieß Abschied nehmen. Denn am nächsten Morgen sollte es ganz früh morgens schon wieder weiter gehen.

Angenehmer Törn nach Dominica

In Guadeloupe blieben wir nur kurz. Wir gingen morgens einkaufen und wuschen im Waschsalon einen ganzen Wäschekorb voll Wäsche. Direkt im Anschluss ging es per Motor gleich noch weiter nach Basse Terre, damit der Weg nach Dominica am nächsten Tag nicht so weit war.

Außerdem sollte am nächsten Tag eine Regenfront von Süden herauf ziehen und da wäre es schön, wenn uns diese nicht ausgerechnet im Kanal zwischen Guadeloupe und Les Saintes oder Les Saintes und Dominica treffen würde. Somit hieß es früh aufstehen und los.

Um kurz nach 6 Uhr setzten wir die Segel und waren kurze Zeit später bereits im Kanal zu Les Saintes.

Und da erlebten wir ausnahmsweise mal eine positive Überraschung. Der Wind ging nicht, wie gewohnt auf 25-30 Knoten hoch, sondern wir sahen lediglich mal knapp über 20 Knoten auf unserer Anzeige. Auch war fast kein Seegang und somit zogen wir mit unserem Großsegel und der Genua im 2. Reff mit mehr als 7 Knoten sanft dahin. Das war ja mal eine ganz neue Erfahrung, denn normalerweise bläst es hier immer wie irre. Aber seht einfach selbst in diesem Video (nur über unsere Website abrufbar):

Schon ein paar Mal hatten wir hinter Les Saintes einen schönen Fisch gefangen, doch dieses Mal war nicht daran zu denken. Sobald wir den Köder ins Wasser warfen, hing auch schon Sargassum-Algen im Haken und wir mussten ihn wieder einholen. Ein paar Mal probierten wir es, dann gaben wir frustriert auf.

Mittlerweile zogen auch ein paar kleine Regenschauer an uns vorbei, aber wir hatten Glück und bekamen nur ein paar Tropfen ab. Und im Kanal zwischen Les Saintes und Dominica strahlte die Sonne wieder und wir segelten bei schönstem Wetter und nicht allzu viel Wind sanft dahin. 

Um 12 Uhr liefen wir in Portsmouth ein und hatten wieder 30 Seemeilen Strecke hinter uns gelassen: „nur“ noch  313 Seemeilen bis Trinidad!

Und jetzt freuten wir uns erst einmal darauf, unsere deutschen Freunde in Dominica wieder zu sehen!

Dieses Jahr geht es früh nach Süden

In den letzten Jahren waren wir meist bis Anfang August in Antigua geblieben. Das war zwar schon mitten in der Hurrikan-Saison, aber da die ersten Tropical Waves sich meist aufgrund der noch zu niedrigen Wassertemperatur nicht zu einem Hurrikan entwickeln und somit von den Kap Verden eher Kurs auf die Grenadinen halten, war es oben in Antigua immer ziemlich ruhig.

Doch dieses Jahr ist das etwas anders. Bereits im Februar hatten wir 28 Grad, was normalerweise die Wassertemperatur vom Juli ist. Dafür hatten wir im Mai dann schon ein paar Mal 30 Grad, was wir bisher eigentlich erst im Hochsommer gesehen hatten. Deshalb und auch weil im Pazifik gerade La Niña herrscht (das bedeutet für den Atlantik dann meist verstärkte Hurrikan-Aktivitäten), nahmen wir an, dass es dieses Jahr eine aktive Hurrikan-Saison geben wird. Und die Vorhersagen der NOAA bestätigten dies.

Wir haben für dieses Jahr einen etwas längeren Deutschland-Besuch geplant und hatten uns kurzzeitig mal überlegt, unser Boot hierfür in Antigua auf die Werft zu stellen. Doch da diese Hurrikan-Saison so aktiv werden soll, wollten wir unsere Silence nicht unversichert hier lassen. Also holten wir im März ein paar Angebote von Versicherungen ein. Bevor wir unsere Vollkasko-Versicherung Ende 2014 gekündigt hatten, mussten wir jährlich ca. €3.500,- dafür berappen. Das war uns zu viel Geld, zumal wir unsere Silence ja normalerweise nicht oft auf der Werft hatten und somit im Falle eines Hurrikans einfach wegsegeln konnten. 

Tja, leider haben sich, wie fast bei allen anderen Dingen auch, die Preise der Versicherung mittlerweile verdoppelt. Eine Versicherung schickte uns ein Angebot über €7.500,-, eine andere teilte uns mit, dass wir das Boot für die Hurrikan-Saison mindestens nach Bequia bringen müssten. In Bequia ist allerdings keine Werft und somit müssten wir dann schon nach Grenada, um es beruhigt an Land zu stellen. Und Grenada ist dann auch nur noch 24 Stunden von Trinidad entfernt. Dann können wir es auch dorthin bringen (Trinidad wurde seit Beginn der Wetteraufzeichnungen lediglich ein einziges Mal von einem Hurrikan getroffen), wo es absolut in Sicherheit ist. Und dann benötigen wir auch keine Versicherung. Der Zahn mit Antigua und der Abschluss einer Versicherung war uns also gezogen.

Somit stand für uns zur Auswahl: Curaçao oder Trinidad. Curaçao hat den Vorteil, dass das Klima dort sehr trocken ist. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass man nach 3 Monaten zurück kommt und im Boot alles komplett verschimmelt ist. Auch waren wir dort schon einmal auf der Werft gewesen, kannten somit Land, Leute, Fachgeschäfte, … Nachteil: Curaçao liegt ein ganzes Stück westlich von uns. Dorthin zu segeln: kein Problem! Zurück: großes Problem, zumindest mit unserem Boot! Wir hatten das 2015 getan und waren von Bonaire zurück nach Guadeloupe unter Motor gesegelt. Absolut kein Vergnügen 100 Stunden gegen an zu blockern. Etwas, das wir nicht so gerne wiederholen wollten. 

Gerade als wir hin und her überlegten, wohin wir gehen sollten, erzählten uns Bekannte, sie hätten gerade in Curacao bei der Werft angefragt und die Mitteilung bekommen, sie sei ausgebucht. Also war uns die Entscheidung abgenommen: Trinidad it is!

Also gleich mal nach Flügen von Trinidad nach Deutschland geschaut. Leider gibt es hier in der Karibik im Sommer keine Direktflüge nach Deutschland und auch von Trinidad muss man über London fliegen. Eigentlich wollten wir Anfang Juli fliegen, doch am 10. Juli waren die Flüge €200,- günstiger. Da wir vor dem Heimflug noch einige Arbeiten auf der Werft erledigen wollten, fragten wir bei der größten Werft in Trinidad (Powerboats) für Ende Juni bis Mitte Oktober an.
Gleich am nächsten Tag hatten wir die Antwort: ausgebucht!

Nun ging uns doch etwas der Ar… auf Grundeis. Sollten wir zu spät dran sein und müssten uns notgedrungen unsere Deutschland-Reise in die Haare schmieren?
Eine Chance hatten wir noch: eine Anfrage an die zweitgrößte Werft in Trinidad (Peake). Auch hier bekamen wir gleich am nächsten Tag Antwort. Sie hätten einen Platz für uns, wir sollten die Buchung aber schnellstmöglich bestätigen, denn sie kämen schon an die Kapazitätsgrenze. Das ließen wir uns nicht zwei Mal sagen und schickten sofort unsere Bestätigung durch. Puh, das war ja nochmal gut gegangen!

Dann gleich noch die Flüge von Trinidad nach London gebucht und unsere Deutschland-Reise war nach langem hin und her in trockenen Tüchern.

Da wir nun bereits Ende Juni in Trinidad sein mussten, sollten wir so langsam die Fahrt nach Süden antreten. Direkte Linie wären es 400 Seemeilen nach Trinidad, für uns also eine Strecke von ca. 65 Stunden. Das wollten wir nicht an einem Stück segeln, sondern lieber in kleinere Etappen aufteilen.

Doch schon seit einigen Wochen zogen immer mal wieder Tropical Waves über die Karibik und brachten uns Regentage und Winde aus Südost. Manchmal gab es recht viel Wind, manchmal keinen Wind, die Wettervorhersagen kündigten das eine an, das andere geschah. Dem Wetterbericht konnte man irgendwie nicht mehr richtig trauen, aber eines stimmte, der Wind kam sehr oft aus Südost. Nicht gut für uns, denn wir wollten ja nach Süden segeln.

Unser erstes Ziel war Guadeloupe, mit südöstlichen Winden für uns nicht erreichbar. Also mussten wir warten, bis es nach mehr als einer Woche endlich ein Wetterfenster gab. Dann klarierten wir schnell aus, trafen uns zum Abschiedsessen mit unseren antiguanischen Freunden und segelten direkt von Green Island hinunter nach Ilet Pigeon. Insgesamt ein Törn von 57 Seemeilen, den wir bei schönstem Wetter und mit teilweise leichtem Wind aus 120 Grad in 9 1/2 Stunden schafften. Jetzt liegen nur noch 343 Seemeilen vor uns 😉