Besuch bei den Indianern

Dominica ist die einzige Insel der Karibik, auf der auch heute noch eine große Population der indianischen Ureinwohner leben. Früher wurden diese „Caribs“ (Kariben) genannt, doch da die Bezeichnung „Kariben“ bei vielen wegen ihrer umstrittenen Assoziation zum Begriff Kannibalen abgelehnt wird, beschloss das Parlament von Dominica im Jahr 2015 die Umbenennung in eine frühere Bezeichnung: „Kalinago“. 

Bis zur Unabhängigkeit Dominicas im Jahr 1978 lebten die Kariben in ihrem Gebiet weitgehend von der übrigen Insel isoliert. Die ersten Straßen wurden erst in den 1970er Jahren gebaut.
Und auch heute noch nahmen wir deutliche Unterschiede zum Rest der Insel wahr. Während die Kalinago mittlerweile natürlich in ganz normalen Häusern wohnen, sind die Straßen zu einem Großteil in einem jämmerlichen Zustand. Und an der rauen Ostküste lebt man immer noch sehr abgeschieden. Die Einwohner des Kalinago Territory leben zum Großteil vom Verkauf von Kokosnüssen, dem Bootsbau (Kanus) und dem Verkauf von Korbflechtarbeiten. Außerdem gibt es ein Museumsdorf für Touristen, das Kalinago Barana Auté, welches wir vor ein paar Tagen besichtigten.

Hier erfuhren wir, dass die Kalinago in Dominica mit ca. 3.500 Personen ein 15qkm großes Territorium bewohnen, in dem 8 kleine Dörfer liegen. Das Land im Territorium ist gemeinsamer Besitz der Kalinago und wird von einem Häuptling regiert.

Samantha, unsere Kalinago-Führerin, nahm uns mit auf einen Rundgang durch das Museumsdorf, während dem sie uns die Kultur erläuterte, uns viele Pflanzen zeigte, die auch heute noch genutzt werden, und uns die frühere Lebensweise erklärte.

Nach dem Rundgang hatten wir Gelegenheit, zwei Frauen bei ihren Korbflechtarbeiten zuzuschauen und natürlich standen die schönen Körbe, Taschen usw. auch zum Verkauf. Da ich jedoch bereits im vergangenen Jahr eine ganze Menge dieser wunderbaren Körbe gekauft hatte, erstand ich dieses Mal nur noch ein kleines Brotkörbchen und einen Korb mit Deckel.

Die Körbe werden aus dem Stamm einer Pflanze namens Vetiver hergestellt. Der Stamm wird in einzelne Halme geteilt und dann in der Sonne getrocknet. Gefärbt werden die Halme dann entweder durch die Farbe einer anderen Pflanze (gelb) oder indem sie für fünf Tage in Matschlöcher (Larouma Pit) gelegt werden (schwarz). Und dann dauert es einen ganzen Tag bis ein solches kleines Körbchen geflochten ist, welches man für €10,- erwerben kann. Nicht gerade ein umwerfender Stundenlohn und dementsprechend arm ist auch die Bevölkerung des Kalinago Territory!

Nach dem Besuch von Barana Auté wollten wir unbedingt noch eines der typisch traditionellen Brote der Kalinago probieren. Dieses heißt Cassava und wird aus einer Wurzelknolle namens Maniok hergestellt. Unsere Führerin hatte uns gesagt, wo wir eine Bäckerei finden, die diese Brote verkauft und da fuhren wir dann gleich mal noch hin.

Wir hatten eigentlich einen kleinen Verkaufsstand erwartet, in dem verschiedene Sorten des Brotes verkauft werden, doch zu unserer freudigen Überraschung konnten wir uns direkt im Hauptraum der Bäckerei den gesamten Produktionsprozess anschauen.

Zuerst werden die Knollen geschält und dann in einer kleinen Holzpresse per Hand ausgepresst. Danach kommen die Knollen in einen großen Sack und werden nochmals mit einer hydraulischen Presse ausgepresst. Das austretende Wasser wird gesammelt und zur Herstellung von Wein und anderen Getränken verwendet.

Die ausgepressten Knollen werden per Hand über einem geflochtenen Sieb zerrieben und  dann werden daraus entweder die Brotfladen geformt und gebacken oder der zerriebene Maniok wird in einem großen eisernen Topf gebacken bis Mehl entsteht.

In dieser Bäckerei gab es die leckeren Fladen in mehreren Geschmacksrichtungen. Entweder „plain“ (natur), was eher nicht viel Geschmack hatte und etwas trocken war. Oder mit Kokosnuss mit und ohne Zucker oder mit Ingwer und Kokosnuss. Letzteres war unser klarer Favorit. Während die Kokosnuss das ganze etwas saftiger machte, gab der Ingwer dem Fladen einen leicht scharfen Geschmack. Einfach nur lecker und macht richtig satt! 

Und hier noch ein paar Impressionen der wunderschönen Ostküste Dominicas:

Ein typisch chaotischer Tag

Am Donnerstag segelten wir von Le Marin nach Fort-de-France (FdF), weil wir dort noch Einiges zu erledigen hatten, bevor wir Martinique verlassen.

Ursprünglich hatten wir vor, am Freitag und Samstag unsere Besorgungen zu machen und am Sonntag weiter nach St. Pierre zu fahren. Doch dann stellten wir fest, dass am Samstag hier ein Feiertag ist (Armistice: Waffenstillstand im 1. Weltkrieg) und wir somit alles am Freitag erledigen müssen. Puh, das wird ein straffes Programm, wird aber schon irgendwie hinhauen.

Doch bereits bei der Ankunft in FdF stellten sich uns die ersten Hindernisse in den Weg und zwar in Form eines großen Kreuzfahrtschiffes! Sollte uns natürlich eigentlich nicht stören, doch leider war unser Internet durch diese schwimmende Hotelburg komplett lahm gelegt. Wir wollten eigentlich am Nachmittag noch ein paar Dinge für unseren Einkauf recherchieren, doch damit mussten wir dann warten bis das Kreuzfahrtschiff am Abend ausgelaufen war.

Am nächsten Morgen fuhren wir um 8:30 Uhr an Land, weil wir uns dort mit jemandem treffen wollten, der unser altes Foilboard inkl. Masten und Wing abkaufen wollte. Leider stand der gute Mann im Stau und kam erst 40 Minuten später. Aber immerhin kaufte er das Equipment und wir hatten den ersten Tagesordnungspunkt erledigt.

Danach fuhren wir zurück zum Boot und kaum waren wir dort angekommen, kamen auch schon die „Affaires Maritimes“ bei uns vorbei. Sie teilten uns mit, dass in der gesamten Bucht momentan Ankerverbot herrsche, weil am Sonntag die Transatlantikregatta (Transat) hier ankommen wird.

Ach herrje, wir wollten doch ganz viele Besorgungen machen. Das konnte jetzt echt nicht wahr sein! Nee, unmöglich, wir können hier nicht weg. Also hielt ich erst einmal einen netten Schwatz mit den beiden Herren über die Transat und sagte ihnen dann, dass wir unbedingt noch ein paar Dinge in FdF erledigen müssten und ob wir denn nicht noch ein paar Stündchen bleiben dürften. Die Herren schauten sich an: „Na ja, eigentlich nicht, aber wenn wir um die Mittagszeit wegfahren würden, wäre das wohl ok.“ Puh, das klang doch nicht schlecht, außer dass wir etwas umplanen mussten und es ein stressiger Vormittag werden würde.

Wir beschlossen uns aufzuteilen. Während Kai mit dem Bus zum Yamaha-Händler (Kauf von Dichtungen für unseren Außenborder), zu Decathlon (Kauf einer neuen Angel), zum Baumarkt (Kauf eines Tackers) und zum großen Supermarkt (Kauf eines Lochers und einer neuen Pfanne) fuhr, ging ich auf Einkaufstour in die Stadt. Wir hatten von einer Freundin erfahren, dass es in einem Stoffgeschäft auch Kunstleder gibt, mit dem wir unsere Deckenverkleidungen erneuern könnten. Wir hatten morgens noch alle Teile ausgemessen und ich zog los, um die 15m Stoff zu kaufen.

Leider hatten wir nicht daran gedacht, dass 15m Kunstleder ganz schön schwer sein könnten. Bereits als die Verkäuferin mir den Stoff zuschnitt, stellte ich fest, dass sich da ein ganz schöner Berg auftürmte. Und als er dann in eine Tüte gepackt vor mir stand, waren sich sowohl die Verkäuferin als auch der Chef einig, dass ich das unmöglich tragen könnte. Ich hob die Tüte probeweise hoch. Oh ja, die war in der Tat nicht leicht. Aber zu warten bis Kai von seiner Einkaufstour zurück wäre, würde zu lange dauern. Und zum Steg zurück zu laufen, mit dem Dingi zurück zum Boot zu fahren, unseren Trolli zu holen, das Dingi dann mit Heckanker wieder am Steg fest zu machen und erneut in die Stadt zu laufen, war mir einfach zu aufwändig. Also dachte ich „geht nicht, gibt’s nicht“, hievte die Tüte hoch und machte mich auf den Weg. Am Anfang klappte es besser als gedacht, doch dann fing ich an zu schwitzen. Die Tüte glitt mir immer wieder langsam aus den Händen und es half auch nicht, dass der Inhalt so flexibel war und beim Umwuchten immer seine Form veränderte. Bei jeder Parkbank legte ich eine Pause ein und war überglücklich, als ich endlich bei unserem Dingi angekommen war. Ich dachte, ich hätte den schlimmsten Teil geschafft, aber da sollte ich mich täuschen!
Denn es zog ein riesiger Regenschauer auf mich zu und ich sollte meinen Einkauf somit so schnell wie möglich an Bord unserer Silence schaffen. Doch leider bekam ich die Tüte immer nur bis auf Hüfthöhe hochgehievt und dann verließen mich die Kräfte. Ich konnte sie einfach nicht vom Dingi auf unser Boot heben. Nach einer Viertelstunde war ich am Verzweifeln und den Tränen nah. Das Ding musste jetzt an Bord, koste es was es wolle! Wenn mir jemand bei meinen Bemühungen zugeschaut hat, hat er bestimmt Tränen gelacht! Das wäre ein super YouTube-Video geworden.
Irgendwie schaffte ich es dann doch noch und saß danach klatschnass verschwitzt und mit hochrotem Kopf mit der Tüte in unserem Cockpit.

Mittlerweile war es 12:30 Uhr und genau vor unserem Boot hatte ein Jetski-Rennen gestartet. Wir lagen fast im Parcours und es war somit höchste Eisenbahn, dass wir hier weg kamen. Glücklicherweise kam Kai dann auch um kurz nach 13 Uhr zurück und hatte immerhin bis auf die Pfanne und den Locher alles bekommen. Also trotz allen Widrigkeiten ein sehr erfolgreicher Tag!

Allerdings mussten wir den Stoff dann noch aufrollen, weil sie mir im Geschäft leider keine Rolle mitgeben wollten und ihn einfach zusammengefaltet hatten, was jedoch evtl. Falten ins Kunstleder machen würde. Das war dann auch nochmal ganz schön viel Arbeit!

Und vorher wogen wir die Tüte noch kurz, weil ich gerne wissen wollte, welches Gewicht ich da durch die Stadt geschleppt hatte. Ich tippte auf ca. 10kg und Kai auf 20kg und mit großem Erstaunen musste ich feststellen, dass Kai mal wieder richtig lag. Das Zeug wog tatsächlich 20,3kg! Tja, da hat sich das ganze Kite- und Wing-Training dann wohl doch ausgezahlt 😉

Nun konnten wir so gegen 13:30 Uhr Anker auf gehen und mussten dann noch 45 Minuten in die nächste Bus motoren, wo wir uns nach dem Mittagessen erst einmal etwas ausruhten. Welch ein Tag!

Das übliche Programm in Martinique: reparieren und einkaufen

Bevor wir die neuen Vorräte an Konserven, Nudeln usw. für die nächsten drei Monate kaufen, galt es mal wieder eine Inventur der Bestände zu machen und alle Lebensmittel-Schapps auszuräumen und zu putzen. Nicht gerade eine meiner Lieblingsarbeiten, aber muss nun mal gemacht werden.

Währenddessen reparierte Kai einige Dinge bzw. führte Wartungsarbeiten durch.
Einer unserer Motorräume war schon seit Urzeiten undicht, doch wir fanden einfach nicht heraus, wo das Wasser herkam. Nach heftigen Regenfällen hatten wir immer einiges an Wasser im Steurbord-Motorraum stehen und mit den sinnflutartigen Regenfällen der letzten Woche, war der geeignete Moment, um der Sache mal auf die Spur zu gehen. Glücklicherweise fand Kai das Leck nun recht schnell und konnte es auch sofort abdichten. One problem down!

Außerdem musste das Motoröl in unserem Außenbord-Motor getauscht werden und bei unseren Inboard-Motoren war mal wieder Impeller-Wechsel angesagt.

Das war wirklich allerhöchste Eisenbahn, denn die alten Impeller sahen doch schon recht angeknabbert aus.

Leider waren auf beiden Seiten des Schiffes die Rollen in unserem Genua-Traveller gebrochen. Diese wollte Kai bereits im Juni in Guadeloupe anfertigen lassen, hatte damals aber auf die Schnelle niemanden gefunden, der das machen könnte. Und so starteten wir hier in Le Marin einen neuen Versuch. Wir gingen zum Mechaniker auf der Werft und dieser sicherte uns sofort zu, dass er diese anfertigen kann und sie sogar in ein paar Tagen fertig sein würden. Na das war doch super! Allerdings muss ich sagen, dass mich der Preis dann doch richtig umhaute. Ja, ich weiß, alles ist super teuer geworden, aber was denkt ihr, was wir für zwei solcher Teflon-Rollen berappen durften? Als kleine Hilfestellung: der Materialpreis liegt bei €15!