Nachdem wir mehr als 6 Monate mit unserer Silence in Antigua in der Nonsuch Bay lagen, brauchten wir endlich mal wieder einen Tapetenwechsel. Der Wind wehte schon seit einigen Wochen ziemlich oft aus Südost, was ideale Windbedingungen für unseren Lieblingskitespot in Barbuda sind. Und da Barbuda ja zu Antigua gehört, durften wir dort auch ohne Formalitäten oder Quarantänebestimmungen hinsegeln.
So ging es am Sonntagnachmittag vor einer Woche zuerst einmal nach Falmouth. Dort kauften wir gleich noch Verpflegung und Diesel und erledigten ein paar andere Kleinigkeiten. Am Montagvormittag fuhren wir mit dem Bus nach St. John’s, um dort bei den Straßenhändlern frisches Obst- und Gemüse zu kaufen und auch noch ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen.
Das war das erste Mal, dass wir seit des Ausbruchs von Covid-19 mit dem Bus unterwegs waren. Im Bus herrscht natürlich Maskenpflicht, doch einige Einheimische nahmen das nicht so genau. Es trugen zwar alle Passagiere ihre Masken, manche aber lediglich über dem Mund, manche auch nur am Kinn. Hm, ob das so hilfreich ist? Na ja, wir sehen das ja glücklicherweise nicht so eng und machten uns mal keinen Kopf!
Dieses Mal waren wir so schnell mit unseren Erledigungen fertig, dass wir überlegten uns noch einen kleinen Vorsprung für den nächsten Segeltag rauszuarbeiten. Und so segelten wir gleich noch am Nachmittag ein paar Buchten nach Norden.
Zuerst hatten wir wunderschönen Wind von hinten und als wir am Südwestzipfel von Antigua ankamen, nahmen wir mit Halbwind Kurs auf Jolly Harbour. Da wir nun hinter der Insel segelten, hatten wir fast keine Wellen und glitten mit ca. 7 Knoten ruhig dahin. Hätte man beim Segeln doch nur immer solche Bedingungen!
Am nächsten Morgen konnten wir noch gemütlich frühstücken, bevor wir uns auf den Weg nach Barbuda machten. Wir hatten etwas mehr Wind als angekündigt, was aber eher vorteilhaft war und so schafften wir die 31 Seemeilen in ca. 4 1/2 Stunden.
Als erstes kamen wie immer ein paar Palmen und Telefonmasten in Sicht und dann erblickten wir auch schon unseren geliebten Cocoa Point. Und in der ganzen riesigen Bucht lag kein anderes Boot. Juhuuu, darauf hatten wir gehofft!
Doch leider hatten wir uns etwas zu früh gefreut. Denn lieber hätten wir ein paar andere Segler hier, als den Baulärm, der vom Land herüber schallt. Wie ich ja schon im vergangenen Jahr berichtet habe, wird am Cocoa Point ein neues riesiges „Resort“ errichtet und überall ist man kräftig am Bauen. Aber der eigentliche Baulärm wäre gar nicht so schlimm. Am Schlimmsten sind die LKW’s, Bagger u.a. Baumaschinen mit ihrem schrillen nervigen „biep, biep, biep“ beim Rückwärtsfahren. Wir haben das Gefühl, dass diese gar keinen Vorwärts-Gang haben, sondern den ganzen Tag, von morgens um 7:30 Uhr bis abends um 17 Uhr nur rückwärts fahren. Am Samstag kam dann noch ein neues Geräusch dazu. Es klang, als ob ein Rabe ganz laut krächzt. Den lieben langen Tag ging es nun „krrrrg, krrrrg, krrrrg“ und „biep, biep, biep“. Gestern abend war ich mit den Nerven völlig am Ende und wir überlegten, ob wir wieder zurück nach Antigua segeln sollen.
Glücklicherweise hatten sie heute Erbarmen mit uns und es herrscht eine wunderbare Stille. So war es früher immer und wir wünschten so sehr, dass wir die Zeit zurück drehen könnten. Das ist hier solch ein wunderschöner Flecken Erde. Beim Kiten sehen wir in dem teilweise nur 0,5-1m tiefen Wasser Adlerrochen unter uns dahin gleiten. Am Strand sahen wir einen süßen kleinen Baby-Stachelrochen. Die Seeschwalben brüten im Sand, die Pelikane und Möwen jagen direkt hinter unserem Boot und überall strecken die Wasserschildkröten ihre Köpfe aus dem Wasser. Unter unserem Boot haben wir vier ca. 1m lange Schiffshalter, die jedes Mal neugierig hervor schießen, wenn wir ein paar Gemüsereste über Bord werfen und abends laufen die Wildpferde am Strand entlang.
Würde doch nur dieses Resort hier nicht gebaut, so dass es in Barbuda für immer so traumhaft bleiben könnte!
Echt schlimm, dass wir Menschen den Tieren immer Lebensraum wegnehmen. Vor nichts wird halt gemacht und der Coronavirus ist die Quittung und es wird auch nicht der letzte Virus bleiben.
Aber wie schön, dass eure Abfälle so schnell kompostiert werden
Viel Spaß euch beiden und hoffentlich weniger Lärm in den nächsten Wochen.