Shack a Kai

Als wir 2014 das erste Mal in Barbuda waren, hatten wir an meinem Geburtstag am Strand zusammen mit ein paar Freunden gegrillt. Damals hatte sich ein Einheimischer zu uns gesellt, den wir in den Folgejahren immer wieder treffen sollten. Enoch empfing uns jedes Jahr freudestrahlend am Strand und auch in Antigua sind wir ihm schon einige Male begegnet.

Er hat ein unglaubliches Gedächtnis, weiß genau in welchem Jahr wir wie oft und mit wem hier in Barbuda waren, kann sich an alles erinnern, was wir ihm erzählen. Und dabei begegnet er hier so vielen Menschen. Das ist einfach unglaublich. Die ganze Zeit lebte er in einer kleinen Hütte an einem der entlegensten Strände Barbudas. Ohne fließend Wasser, Elektrizität, Herd, … Manchmal organisierte er einen Ausflug für ein paar Segler, verkaufte Kokosnüsse und bekam von den Fischern den ein oder anderen Fisch und so hielt er sich irgendwie über Wasser.

Doch letztes Jahr erzählte er uns bei einem gemeinsamen Abendessen, dass er vorhabe, hier am Cocoa Point eine Bar zu errichten. Ein paar kanadische Segler hatten versprochen, ihn zu unterstützen und das Projekt mit ihm gemeinsam in die Hand zu nehmen.

Und so berichteten einige unserer Freunde, die Anfang des Jahres in Barbuda waren, dass Enoch nun eine kleine Strandbar aufgebaut hätte. Wir waren total gespannt und stellten uns so eine kleine mehr schlecht als recht zusammengezimmerte Hütte vor, aus der er nun ein paar Getränke ausschenkt. Aber da hatten wir uns geirrt. Die Kanadier hatten ihn nicht nur beim Bau unterstützt, sondern auch richtig Geld in die Hand genommen, um eine tolle Strandbar mit Picknicktischen, Sonnenschirmen und Liegestühlen zu errichten. Von den ganzen Gebäuden, die momentan hier errichtet werden, ist dies mit Abstand das schönste, das sich auch wunderbar in die Landschaft einfügt. Genau solch eine Bar hatte hier am Cocoa Point gefehlt!

Ganz stolz führte Enoch uns durch seine Bar namens Shack a Kai (ist das nicht ein toller Name 😉 und lud uns auf ein paar Drinks ein. Und vergangenen Sonntag gab es ein großes Barbecue mit den Miteigentümern und deren Freunden, zu dem er uns ebenfalls einlud. Er besorgte eine Languste für uns, wir brachten Salat und Knoblauchbrot und schon hatten wir ein wunderbares unvergessliches Mittagessen in einer der schönsten Strandbars, in der wir je waren!

Es tut sich was…

…in Sachen Grenzöffnungen.

Am 1. Juni hatte Antigua die Grenzen teilweise wieder geöffnet und so kamen nun in den letzten Wochen mehrere Flüge aus USA hier an. Unter den Einreisenden waren hauptsächlich Antiguaner, die irgendwo im Ausland gestrandet waren und nun endlich nach Antigua zurückkehren konnten, aber auch einige Touristen. Segler durften ebenfalls mit Voranmeldung wieder einreisen, aber je nachdem woher sie kamen, mussten sie teilweise für 14 Tage auf ihrem Boot in Quarantäne bleiben. Feste Regeln hierfür haben wir nirgends gefunden und von den Berichten, die wir so hören und lesen, klingt es für uns etwas, als ob das von der Laune des Immigrations-Beamten oder von der Nase des Einreisenden abhängt. Aber glücklicherweise ist das für uns ja momentan nicht so sehr von Belang.

Viel wichtiger ist, was die anderen Inseln so tun. Da gibt es ein buntes Durcheinander an Maßnahmen und es ist ziemlich schwierig auf dem Laufenden zu bleiben. Glücklicherweise gibt es eine recht gute Informationsseite im Internet für Segler (noonsite.com) und auch Facebook ist in diesen Zeiten ziemlich hilfreich.

Aber die Maßnahmen sind teilweise schon ziemlich verrückt und werden wohl auch deshalb ständig angepasst. Ich gebe mal einige Beispiele:

St. Vincent & die Grenadinen

Dort liegt einer unserer Lieblingskitespots in Union Island, den wir normalerweise bei unserer Reise in den Süden immer für ein paar Wochen besuchen. Doch das haben wir für dieses Jahr ganz schnell abgeschrieben. Denn bisher war es so, dass man sich nach der Einreise in eine zweiwöchige Quarantäne an Land begeben musste und sein Boot entweder irgendwo alleine vor Anker oder in einer Marina lassen musste. Dies natürlich alles auf eigene Kosten, über die aber leider nirgends Auskunft gegeben wurde. Nee, das fiel für uns natürlich aus.

Ich nehme mal an, dass bis auf ein paar ganz Verzweifelte, kein Segler dies gemacht hat und so wurden die Regeln vor zwei Wochen geändert. Jetzt kann man an drei verschiedenen Orten einreisen, muss mit seinem Schiff an eine kostenpflichtige Boje und bekommt Besuch von einem Arzt. Dieser führt für US$100,- pro Person einen PCR-Test durch. Bekommt man nach zwei Tagen ein negatives Ergebnis, darf man sich frei bewegen. Ist das Ergebnis positiv, muss man in eine Quarantäneunterkunft an Land. Ist zwar besser als vorher, aber uns dennoch zu unsicher. Am Ende ist der Test falsch und dann hocken wir zwei Wochen in einer Unterkunft an Land. Nee, das machen wir lieber nicht.

Martinique

Es dürfen lediglich Boote unter europäischer Flagge einreisen und die Besatzung muss zwei Wochen auf dem Boot in Quarantäne. Klingt ganz okay und würden wir auch machen, würden wir nicht danach nach Grenada segeln wollen, wo wir dann nochmals in Quarantäne müssen.

Grenada

Hier muss man sich vorab registrieren und die Absicht erklären, dass man in der Hurrikan-Saison nach Grenada kommen möchte (was wir bereits vor einigen Monaten gemacht haben). Wenn man dann tatsächlich lossegeln möchte, muss man einen Termin ausmachen und innerhalb eines 48-Stunden-Zeitfensters in Grenada ankommen. Dort wird an Land die Temperatur gemessen und danach geht es für 10 Tage (bis vor kurzem waren es 14 Tage) in Quarantäne. Dann wird ein PCR-Test durchgeführt und wenn dieser negativ ist, darf man sich innerhalb Grenadas frei bewegen.

St. Lucia

Hier waren die Grenzen bis vor einigen Tagen noch komplett geschlossen, doch nun dürfen Reisende, die von einem der OECS-Staaten kommen, ohne Test und Quarantäne einreisen. Das klingt doch super und wir wünschten uns, die anderen OECS-Staaten würden das auch alle so handhaben, denn dann könnten wir ohne Quarantäne nach Grenada.

Curacao

Und zum Abschluss noch meine absoluten Lieblingsregelungen aus Curacao. Hier muss man sich auch vor der Einreise anmelden. Dann gibt es zwei Mögichkeiten:

1) Entweder man muss noch am Einreisetag mit dem Flieger wieder ausreisen. Das würde für uns bedeuten wir müssten alle Segel, Leinen, das Bimini, usw. runter nehmen, unsere Silence auf der Werft auskranen und alles hurrikansicher machen. Selbst wenn wir nachts um 0 Uhr ankämen, wäre das wahrscheinlich nicht machbar.

2) Oder man geht in einem vorbestimmten Hotel für zwei Wochen in Quarantäne und lässt sein Boot während dieser Zeit in einer Marina. Das Hotel kostet US$140 pro Person und Nacht und für den Platz in der Marina müssten wir nochmals ca. US$20 pro Tag rechnen. Da kämen wir für uns beide auf lässige US$4.200! Das ist doch wohl absoluter Irrsinn! Mich würde wirklich mal interessieren, wie viele Segler das gemacht haben. Also wir kennen niemanden.

Das Schwierige für uns ist, dass jede Insel ihre eigenen Regelungen hat und selbst wenn es Veröffentlichungen der Regierung gibt, dann kann es sein, dass diese sich manchmal innerhalb von wenigen Sätzen widersprechen. So ist es am Besten man kennt jemanden, der den Prozess schon durchlaufen hat und kann diesen dann fragen wie alles vonstatten geht. Aber da sich ja fast täglich alles mögliche ändert, weiß man eben nie genau, was einem erwarten wird.

Für uns bleibt es also spannend. Momentan planen wir Ende Juli / Anfang August Antigua zu verlassen und dann direkt in ca. 2 1/2 Tagen (und zwei Nächten) nach Grenada zu segeln, wo wir uns in die 10-tägige Quarantäne begeben werden.

Aber vielleicht tut sich ja bis dahin noch etwas. Grenada hat verlauten lassen, dass sie am 15. Juli innerkaribische Flüge wieder zulassen möchten und ab 1. August soll es sogar wieder internationale Flüge geben. So besteht für uns noch Hoffnung, dass sich bis zu unserer Ankunft die Quarantäne-Regelungen erledigt haben. Drückt uns die Daumen, dass das so kommt!

Tapetenwechsel

Nachdem wir mehr als 6 Monate mit unserer Silence in Antigua in der Nonsuch Bay lagen, brauchten wir endlich mal wieder einen Tapetenwechsel. Der Wind wehte schon seit einigen Wochen ziemlich oft aus Südost, was ideale Windbedingungen für unseren Lieblingskitespot in Barbuda sind. Und da Barbuda ja zu Antigua gehört, durften wir dort auch ohne Formalitäten oder Quarantänebestimmungen hinsegeln.

So ging es am Sonntagnachmittag vor einer Woche zuerst einmal nach Falmouth. Dort kauften wir gleich noch Verpflegung und Diesel und erledigten ein paar andere Kleinigkeiten. Am Montagvormittag fuhren wir mit dem Bus nach St. John’s, um dort bei den Straßenhändlern frisches Obst- und Gemüse zu kaufen und auch noch ein paar Dinge in der Stadt zu erledigen. 

Das war das erste Mal, dass wir seit des Ausbruchs von Covid-19 mit dem Bus unterwegs waren. Im Bus herrscht natürlich Maskenpflicht, doch einige Einheimische nahmen das nicht so genau. Es trugen zwar alle Passagiere ihre Masken, manche aber lediglich über dem Mund, manche auch nur am Kinn. Hm, ob das so hilfreich ist? Na ja, wir sehen das ja glücklicherweise nicht so eng und machten uns mal keinen Kopf!

Dieses Mal waren wir so schnell mit unseren Erledigungen fertig, dass wir überlegten uns noch einen kleinen Vorsprung für den nächsten Segeltag rauszuarbeiten. Und so segelten wir gleich noch am Nachmittag ein paar Buchten nach Norden.

Zuerst hatten wir wunderschönen Wind von hinten und als wir am Südwestzipfel von Antigua ankamen, nahmen wir mit Halbwind Kurs auf Jolly Harbour. Da wir nun hinter der Insel segelten, hatten wir fast keine Wellen und glitten mit ca. 7 Knoten ruhig dahin. Hätte man beim Segeln doch nur immer solche Bedingungen!

Am nächsten Morgen konnten wir noch gemütlich frühstücken, bevor wir uns auf den Weg nach Barbuda machten. Wir hatten etwas mehr Wind als angekündigt, was aber eher vorteilhaft war und so schafften wir die 31 Seemeilen in ca. 4 1/2 Stunden. 

Als erstes kamen wie immer ein paar Palmen und Telefonmasten in Sicht und dann erblickten wir auch schon unseren geliebten Cocoa Point. Und in der ganzen riesigen Bucht lag kein anderes Boot. Juhuuu, darauf hatten wir gehofft!

Doch leider hatten wir uns etwas zu früh gefreut. Denn lieber hätten wir ein paar andere Segler hier, als den Baulärm, der vom Land herüber schallt. Wie ich ja schon im vergangenen Jahr berichtet habe, wird am Cocoa Point ein neues riesiges „Resort“ errichtet und überall ist man kräftig am Bauen. Aber der eigentliche Baulärm wäre gar nicht so schlimm. Am Schlimmsten sind die LKW’s, Bagger u.a. Baumaschinen mit ihrem schrillen nervigen „biep, biep, biep“ beim Rückwärtsfahren. Wir haben das Gefühl, dass diese gar keinen Vorwärts-Gang haben, sondern den ganzen Tag, von morgens um 7:30 Uhr bis abends um 17 Uhr nur rückwärts fahren. Am Samstag kam dann noch ein neues Geräusch dazu. Es klang, als ob ein Rabe ganz laut krächzt. Den lieben langen Tag ging es nun „krrrrg, krrrrg, krrrrg“ und „biep, biep, biep“. Gestern abend war ich mit den Nerven völlig am Ende und wir überlegten, ob wir wieder zurück nach Antigua segeln sollen.

Glücklicherweise hatten sie heute Erbarmen mit uns und es herrscht eine wunderbare Stille. So war es früher immer und wir wünschten so sehr, dass wir die Zeit zurück drehen könnten. Das ist hier solch ein wunderschöner Flecken Erde. Beim Kiten sehen wir in dem teilweise nur 0,5-1m tiefen Wasser Adlerrochen unter uns dahin gleiten. Am Strand sahen wir einen süßen kleinen Baby-Stachelrochen. Die Seeschwalben brüten im Sand, die Pelikane und Möwen jagen direkt hinter unserem Boot und überall strecken die Wasserschildkröten ihre Köpfe aus dem Wasser. Unter unserem Boot haben wir vier ca. 1m lange Schiffshalter, die jedes Mal neugierig hervor schießen, wenn wir ein paar Gemüsereste über Bord werfen und abends laufen die Wildpferde am Strand entlang. 

Würde doch nur dieses Resort hier nicht gebaut, so dass es in Barbuda für immer so traumhaft bleiben könnte!