Busfahrt nach Marigot

Da wir noch nie an der Ostküste Dominikas waren, erkundeten wir diese einen Tag lang mit dem Bus. Wir machten unser Dingi am Steg einer kleinen Bar fest und wurden dann von zwei Hunden von dort aus bis zur Busttation begleitet. Sie sehen hier im August wohl nicht so viele Touristen und sind um jede Abwechslung froh 😉

Der Bus fuhr in Portsmouth los und dann ging es direkt in die Berge. Wir waren ja schon des öfteren auf Dominika und haben hier auch schon einige Wanderungen unternommen, aber dieses unglaubliche Grün des Regenwaldes fasziniert uns immer wieder. Wir konnten uns fast nicht sattsehen an den ganzen Palmen, Bananenstauden, Mangobäumen, … Leider hatte der Busfahrer jedoch einen ganz schönen Zacken drauf und so gelang es uns nur selten aus dem Bus heraus die wunderschöne Landschaft zu fotografieren.

In Marigot war die Endstation dieser Buslinie und so stiegen wir dort aus und gingen zu Fuß weiter. Ein Stück südlicher sollte es eine schöne Bucht geben, in der man eventuell auch kitesurfen könnte. Diese Bucht wollten wir uns anschauen, um zu sehen, ob es sich lohnt hier mal mit dem Mietwagen hinzufahren. Nach etwa 2,5km bergab hatten wir in der glühenden Mittagshitze den Strand erreicht. Dort setzten wir uns erst einmal unter ein paar Palmen, machten ein kleines Picknick und schauten aufs Meer. Leider war der Strand überhaupt nicht das, was wir uns vorgestellt hatten: überall im Wasser trieb Sargassum-Seegras und auch am Strand türmte es sich auf und stank entsetzlich. Ach je, da wollen wir momentan sicher nicht kiten gehen.

Aber wo wir schon mal da waren, liefen wir trotzdem noch etwas am schwarzen Sandstrand entlang und überquerten auch noch zwei Flussläufe, um ganz bis ans andere Ende zu gelangen.

Und danach ging es auch schon wieder auf den Heimweg. Leider waren die 2,5km zurück nun logischerweise bergauf und ich dachte, ich bekomme einen Hitzschlag. Mit knallrotem Kopf und völlig verschwitzt kamen wir oben an und ließen uns sehr erleichtert in den Bus fallen.

Dieser Bus fuhr allerdings nicht die ganze Strecke zurück nach Portsmouth, sondern nur bis in eine kleine Ortschaft namens Calibishie, die an der Nord-Ostküste Dominikas liegt. Ein sehr verschlafener Ort, in dem wir aber immerhin im Supermarkt ein leckeres Wassereis bekamen. Der Ort war schnell erkundet und wir waren bereit, uns auf den Rückweg nach Portsmouth zu machen. Doch das war einfacher gesagt als getan. Normalerweise funktioniert das mit dem Busfahren auf den ehemals englischen Inseln so, dass man sich einfach an den Straßenrand stellt und wenn ein Bus (meist ein VW-Bus-artiges Auto) kommt, hebt man die Hand. Der Bus hält, man steigt ein und wenn man aussteigen möchte, ruft man Bus-Stop und der Bus hält an. Ein tolles System, das normalerweise super funktioniert. Nicht so heute! Wir standen an der Straße und es fuhr auch tatsächlich immer mal wieder ein Bus vorbei, doch wenn wir die Hand hoben, wurde uns immer signalisiert, dass der Fahrer niemanden mehr mitnimmt, weil er jetzt Feierabend macht. 

1 1/2 Stunden standen wir in der Nachmittagshitze an der Straße bis wir endlich Glück hatten. Puh, was waren wir froh, denn so langsam aber sicher hatten wir schon gebangt, dass wir nicht mehr nach Portsmouth zurück kommen.

Nach 16 Uhr wird es mit den Bussen in diesem abgelegenen Teil der Insel wohl sehr rar und so sammelten wir unterwegs auch alle ein, die am Straßenrand standen, bis der Bus völlig überfüllt war. Aber wir rutschten gerne etwas zusammen, denn wir waren ja auch heilfroh gewesen, dass wir noch einen Bus bekommen hatten. Ein kleiner Junge nickte neben Kai ein und nutzte seine Schulter als Kopfkissen. Die Leute sind hier alle so ungezwungen und nett, es ist einfach toll!

Als wir schließlich wieder an unserem Dingi ankamen, waren wir ganz schön erschlagen und freuten uns sehr darauf, aus den verschwitzten Klamotten raus zu kommen und ein Bad im Meer zu nehmen.

Paradiesischer Garten

Die letzten Wochen waren wir sehr viel unterwegs und ich will euch nun mal noch von unseren Erlebnissen berichten.

Von Guadeloupe waren wir in der letzten Augustwoche nach Dominika gesegelt. Zwei deutsche Freunde von uns haben dort vor ein paar Jahren ein Haus gebaut und aufgrund von Covid hatten wir die beiden seit Ende 2019 nicht mehr gesehen. Da war die Wiedersehensfreude natürlich groß!

Dominika ist wirklich eine wunderschöne Insel! Wer noch nicht dort gewesen ist, kann sich einfach nicht vorstellen, wie grün alles ist. Auch der Garten unserer Freunde ist einfach nur der Hammer: sie haben mehrere Kokospalmen, Mangobäume, Bananen, Papaya, Ananas, Sternfrucht, Marakuja, Guaven, Zitronengras,… Wenn wir Hunger bekamen, konnten wir uns einfach etwas Obst vom Baum pflücken oder vom Boden aufsammeln. Wie im Paradies!

Unser täglicher Workout bestand darin, vom Strand in der glühenden Augusthitze den Berg hinauf zu wandern, um danach völlig verschwitzt im Garten unserer Freunde im Schatten der Bäume zu entspannen. Herrlich! Und nachdem wir uns so lange nicht gesehen hatten, gab es natürlich jede Menge zu erzählen.

Der ganz normale Wahnsinn

Unsere Fahrt nach Süden war bisher einigermaßen unspektakulär. Ich würde sagen, es war mal wieder einfach nur der ganz normale Wahnsinn.

Wir starteten Dienstag vor einer Woche bei Sonnenaufgang in Falmouth, Antigua mit ca. 20-25 Knoten Wind und recht hohen Wellen. Eigentlich ist das nicht unser Lieblingssegelwetter, aber da eine Tropische Welle nach der nächsten bei uns ankam, musste man halt einfach irgendwann mal los. So segelten wir ca. eine Stunde mit ziemlich steilen Wellen von der Seite, als eine Welle genau neben unserem Heck brach. Ich saß am Steuerstand und sah eine riesige Wand aus Wasser auf mich zukommen, duckte mich noch weg und rief „Achtung“, doch zu spät! Kai sagte, er sah nur noch, wie ich urplötzlich vom Wasser verschluckt wurde und dann traf die Wasserwand auch ihn. Wir waren beide von Kopf bis Fuß und von Jacke bis Unterhose klatschnass! Na, das fing ja toll an. In unserem Cockpit stand ca. 20cm hoch das Wasser und es dauerte eine ganze Weile bis es abgelaufen war. Das war uns in dem Ausmaß noch nie passiert!

So zogen wir also unsere nassen Klamotten aus, warfen sie in einen Eimer und zogen frische Kleidung an. Als wir um ca. 12:30 Uhr den Kanal durchquert hatten und es hinter Guadeloupe mit dem Seegang und Wind etwas besser wurde, wusch ich gleich unsere ganzen salzigen Klamotten aus und hängte sie zum Trocknen auf. Echt super, wenn man nun auch noch an den Segeltagen waschen muss, aber ich konnte die nassen salzigen Sachen ja schlecht tagelang in einem Eimer vor sich hin modern lassen.

Am nächsten Tag ging es dann morgens um 7 Uhr weiter nach Dominika. Der Wetterbericht sagte ca. 20 Knoten voraus, d.h. wir wären normalerweise mit dem 1. Reff im Segel gefahren, doch da es im Kanal zwischen Guadeloupe und Les Saintes immer bläst wie verrückt, gingen wir sicherheitshalber mal ins 2. Reff. Und das war auch mal wieder gut so! Hinter Guadeloupe hatten wir ca. 15 Knoten, dann streckten wir die Nasenspitze in den Kanal und „Bamm“ von einer Sekunde auf die andere hatten wir 33 Knoten auf unserer Anzeige stehen. Gut, dass wir mal wieder so vorsichtig waren!

Der Rest der Fahrt verlief dann jedoch recht unspektakulär. Es zogen zwar ab und an ein paar Regenschauer an uns vorbei, doch keiner traf uns. Normalerweise segelten wir immer nach Rosseau, wo wir für die Nacht an einer Boje festmachten. Doch dieses Mal hatte Kai im Revierführer gelesen, dass es kurz vor Rosseau noch eine kleine Ankerbucht gibt, in der man vor einem Sandstrand ankern kann. Da wir immer offen für Neues sind, wollten wir das mal ausprobieren. Zumal wir uns dadurch auch die €13,- für die Boje sparen konnten.

Die Bucht sah zwar nicht so richtig einladend aus, weil auf der einen Seite ein Schrottplatz und auf der anderen Seite ein Zementwerk war, aber wir wollten ja nur für eine Nacht bleiben. Das sollte schon passen. Und tatsächlich kehrte ab 18 Uhr wunderbare Ruhe ein und wir genossen die schöne Industrieromantik.

Am nächsten Tag ging es dann erneut um 7 Uhr los. Dieses Mal von Dominica nach Martinique. Auch hier war die Fahrt in den Kanal wieder wie erwartet. Von einer Sekunde auf die andere ging es von 16 auf 28 Knoten, doch das konnte uns ja mittlerweile nicht mehr erschrecken. Es klappte alles wunderbar, wir hatten im Kanal weniger Wind als an den Vortagen und konnten gemütlich im 1. Reff dahinsegeln.

Hinter Martinique mussten wir ein Stückchen motoren, doch dann nahte auch schon die Rade-de-Fort-de-France (eine riesige Bucht, in der auch die Hauptstadt Fort-de-France liegt), wo wir wieder segeln konnten. Aus Erfahrung wussten wir, dass es hier auch immer ordentlich bläst, doch da wir im 1. Reff waren, was gut bis zu 28 Knoten ist, waren wir ganz beruhigt.

Wir hatten zwischen 12-14 Knoten auf der Anzeige, als wir, ganz kurz vor der Einfahrt in den Kanal, ein paar schwarze Wolken hinter den Bergen hervorspitzeln sahen. Sollte da ausgerechnet jetzt ein Regenschauer auf uns zukommen? Ja, natürlich, dem war so! Mal wieder von einer Sekunde auf die andere, ging unsere Anzeige von 14 Knoten auf 33 Knoten hoch. Kai rief nur noch „Abfallen, abfallen, abfallen!“ und rannte an die Schoten, um die Segel mehr zu öffnen. Ich lenkte das Boot so weit ich konnte nach Lee (also vom Wind weg) und wir schossen mit immer höherer Geschwindigkeit dahin. Mir wurde Angst und Bange, als der Wind einfach nicht nachließ und wir immer schneller wurden. Das erste Reff ist eigentlich nur bis 28 Knoten ausgelegt und wir kennen genug Segler, denen genau bei solchen Gelegenheiten der Mast umgekracht war. Wir hatten ganz schön Muffensausen und ihr könnt euch sicher unsere Erleichterung vorstellen, als der Schauer endlich über uns hinweggezogen war und sich der Wind wieder normalisierte. So plötzlich wie er gekommen war, war er auch wieder vorbei. Es strahlte erneut die Sonne und wir fuhren gemütlich dahin. Puh, welch ein Schreck! Wir waren ganz schön froh, als wir um 17 Uhr unseren Anker vor dem schönen Sandstrand von Grande Anse eingruben. Nun hatten wir es fast geschafft!

Am nächsten Morgen ging es dann auf zu unserem gewohnten Zwischenstopp in Ste. Anne und Le Marin. Da ziemlich viele Regenschauer angekündigt waren, beschlossen wir dieses Mal nicht zu segeln, sondern ganz früh morgens, wenn noch nicht viel Wind herrscht, geschwind die 2,5 Stunden zu Motoren. So standen wir also mit dem ersten Sonnenstrahl um 5:15 Uhr auf und es ging los.

Die ersten fünf Meilen klappte alles super, doch dann setzte um ca. 6:30 Uhr plötzlich der Wind ein. Was sollte das denn jetzt? Bisher war es hier immer so gewesen, dass der Wind erst so ca. um 8:30-9:00 Uhr loslegte. Warum war das ausgerechnet heute anders? Da könnte man manchmal wirklich auf der Sau davon reiten! Da der Wind natürlich fast direkt von vorne kam, bremste er unsere Fahrt um ca. 1,5 Knoten. So zog Kai also doch schweren Herzens zumindest das Großsegel hoch, damit wir motorsegeln konnten und wieder etwas besser voran kamen.

Um 8:30 Uhr kamen wir in Ste. Anne an und waren heilfroh, dass wir unsere erste größere Etappe nach Süden geschafft hatten. Kai fuhr direkt mit dem Dingi zum Bäcker, um uns ein schönes frisches Baguette zu kaufen und wir hatten ein gemütliches Frühstück. Das hatten wir uns jetzt echt verdient!