Pinel

Während des Tages war hier auf Pinel ganz schön was los. Unzählige kleine „Fähren“ bringen Bootsladungen von Touristen auf die Insel, die sich dort auf den Liegen unter den Sonnenschirmen fläzen oder in einer der schönen Bars zu Mittag essen.

Aber am Nachmittag werden alle wieder zurück an Land gekarrt und um 16 Uhr lag die Insel fast verlassen da. Genau die richtige Zeit für einen Spaziergang über Pinel.

Wir fuhren mit dem Dingi an Land und zogen es auf den mittlerweile fast leeren Strand. Die kleinen Restaurants sind wirklich sehr schön, aber die Preise sind ganz schön happig. Kostet z.B. der Verleih von 2 Liegen inkl. 1 Sonnenschirm an Land €10,- , so kostet das hier auf der Insel €25,-.

Somit schauen wir uns die Bars nur von außen an und dann folgen wir einem kleinen Pfad auf den höchsten Punkt von Pinel, von wo aus wir eine wunderschöne Aussicht haben. Obwohl die Insel nur ca. 30m hoch ist, haben wir dennoch einen tollen Blick über die Baie Orientale, Cayo Verde und Tintamarre. 

Leider stand die Sonne schon recht tief, so dass wir nur ein paar Gegenlichtaufnahmen von unserer Silence machen konnten. Aber dafür durften wir hier ganz alleine dem Rauschen der Wellen lauschen und es war herrlich friedlich!

Baie Orientale

Von Tintamarre in die Baie Orientale sind es nur 2,5 Seemeilen, also quasi ein Katzensprung. Allerdings ist die Einfahrt nicht ganz ohne. Vor sich sieht man eine riesige Bucht, die auf jeder Seite von einer Insel begrenzt ist, aber zwischen den Inseln ist das Meer größtenteils sehr flach und dadurch bauen sich große, steile Wellen auf, die auch an vielen Stellen brechen. Am sichersten ist es somit ziemlich genau mittig in die Bucht zu fahren und einem Kanal mit ca. 8m Tiefe zu folgen. 

Drinnen in der Bucht wanden wir uns nach Süden und ankerten dort direkt hinter dem Riff. Hm, so ganz wie in der Nonsuch Bay in Antigua ist das hier aber nicht! Wir hatten weniger als 10 Knoten Wind und dennoch liefen ca. 0,5m hohe Wellen über das Riff und unsere Silence schaukelte ganz schön. Vielleicht ist gerade Flut und das wird noch besser?!

Hier noch ein Video (falls es nicht angezeigt wird, müsst ihr zum Anschauen auf unsere Website gehen):

Da es zum Kiten etwas wenig Wind hatte, fuhren wir mit dem Dingi an Land und machten einen Spaziergang am Strand entlang. Wir kamen uns vor wie in Europa. Am ganzen Strand standen Liegen mit Sonnenschirmen und es wimmelte nur so von Touristen. Wow, solch einen Andrang hatten wir hier in der Karibik selten gesehen.

Mittags frischte der Wind ein bisschen auf, so dass Kai eine Runde foilen konnte. So richtig glücklich war er jedoch nicht, als er zurückkam. Um hinter der Insel Cayo Verde vorbei zu fahren war zu wenig Wind und wenn man es doch schaffte endete man in riesigen Wellen, die vom Atlantik rein kamen. Für uns Glattwasserkiter sehr gewöhnungsbedürftig!

Leider wurden die Wellen an unserem Ankerplatz auch nicht besser und so verbrachten wir eine sehr ruppige Nacht, gingen gleich am Morgen Anker auf und ankerten hinter Cayo Verde. Hier fühlte es sich etwas geschützter an, aber auch nicht so wirklich gut. Na ja, wir probieren es mal eine Nacht. Immerhin hatten wir von hier einen wunderbaren Blick auf die Teilnehmer der Heineken-Regatta, die an diesem Tag einmal um St. Martin segelten.

Tja, leider war diese Nacht auch nicht viel angenehmer als die vorherige und so mussten wir uns am nächsten Morgen erneut nach einem anderen Ankerplatz umschauen. Viel Auswahl blieb nicht mehr. Wir konnten es nur noch hinter der Insel namens Pinel im Norden der Bucht probieren. Aber können wir von dort auch unsere Kites starten? Für die nächsten Tage war mächtig Wind angekündigt und da wollten wir natürlich etwas mit unseren Twintips kiten.

Wir könnten zwar auch mit unserem Dingi zum Strand und von dort aus starten, aber bei den riesigen Wellen, die mittlerweile in die Bucht kamen, fanden wir das nicht ganz ungefährlich.

Also ankerten wir am südlichen Zipfel von Pinel und starteten unseren Kite dort vom Boot. Das klappte glücklicherweise besser als erwartet und auch der Ankerplatz war viel besser als die vorherigen. Hier konnten wir erst einmal bleiben und ausgiebig kiten.

Und das war ein richtiges Erlebnis für uns. Mittlerweile hatten wir zwischen 21-25 Knoten Wind und 2,5-3m hohe Wellen. Welch ein Eindruck, sich mit dem Twintip in einem Wellental zu befinden und dann hinter sich eine 3m hohe Wand von Wasser zu erblicken. Die Wellen waren teilweise richtig steil und ich musste erst einmal lernen wie man diese am besten nimmt. Doch am zweiten Tag klappte es bei uns beiden schon ziemlich gut und wir schafften es sogar in den Wellen ein paar 5-6m hohe Sprünge hinzulegen. Wow, das machte Spaß, war aber auch wesentlich anstrengender als auf schönem glatten Wasser. Dennoch eine tolle neue Erfahrung!

Tintamarre

Anstatt direkt in die Baie Orientale zu fahren gab es eine kleine Planänderung und wir segelten stattdessen nach Tintamarre, einer kleinen vorgelagerten Insel, die aber quasi auf unserem Weg lag. Denn kurz zuvor hatten unsere Freunde Andrea & Gerhard geschrieben, dass sie heute dort hin wollten und so freuten wir uns auf ein Wiedersehen!

Wir segelten ca. 3 Stunden und kamen kurz nach Mittag in Tintamarre an. Ich hatte mich auf eine kleine verlassene Insel gefreut, wo man in Ruhe etwas entspannen könnte, aber au weia lag ich da falsch. Die kleine Bucht wimmelte nur so von Ausflugsbooten. Am Strand waren überall Leute, im Wasser schwammen und schnorchelten Menschen und es war ein riesiges Bohau! Wo sind wir denn da hingeraten? Außerdem kam Schwell in die Bucht gelaufen, so dass wir ganz unschön wackelten. Das war ja genau das Gegenteil von dem, was ich mir erhofft hatte!

Sobald Andrea & Gerhard ankamen, holten wir die beiden ab, um diesem ganzen Gewimmel zu entkommen und etwas über die Insel zu spazieren. Und diese kleine Erkundungstour war richtig toll!

Tintamarre wurde irgendwann um ca. 1907 von einem Holländer namens Diederik Christian van Romondt besiedelt, der dort Baumwolle anbaute und Rinder und Ziegen züchtete. Er errichtete ein großes Bauernhaus und ließ auf der ganzen Insel Mauern aus Steinen hochziehen. Viele dieser Ruinen sind auch heute noch erhalten und immer mal wieder sieht man irgendwo einen rostigen Kessel, kleine Eisenbahnschienen oder andere Überbleibsel liegen. Faszinierend!

Doch anscheinend war die ganze Sache hier dann doch nicht so ertragreich oder toll wie geplant und van Romondt kehrte irgendwann nach St. Martin zurück.

Aber hiermit endet die Geschichte der Insel nicht, im Gegenteil, sie wird noch interessanter. Nach dem zweiten Weltkrieg mietete Rémy de Haenen die Insel und eröffnete dort eine kleine Fluggesellschaft namens Compagnie Aérienne Antillaise. Er fand auf Tintamarre, welches auch Flat Island (flache Insel) genannt wird, ideale Bedingungen zur Errichtung eines Rollfelds. Zuerst gingen von hier Flüge nach Saba und Guadeloupe, ab 1946 gingen für einige Zeit dann sogar Flüge bis nach Martinique und Puerto Rico.

Überbleibsel dieser Zeit findet man auch heute noch auf der Insel. Das ehemalige Rollfeld ist nun teilweise mit Büschen überwuchert, aber man kann noch gut ausmachen, wo es sich früher befand. Und immer mal wieder findet man im Gebüsch einen alten Motor oder sogar das Chassis einer Maschine. Einfach nur genial und wir sind froh, dass wir diesen Zwischenstopp gemacht und diese schöne Insel etwas erkundet haben!