Das Wetter spielt nicht mit,…

…sondern durchkreuzt unsere Pläne. Bis Grenada hatte alles ziemlich gut geklappt. Ab und an mussten wir eine tropische Welle vorbei lassen, bevor wir weiter segeln konnten. Doch das hatten wir ja so eingeplant.

Vergangenen Freitag sah es nach einem guten Wetterfenster für den Törn nach Trinidad aus. Wir sahen zwar auf der Wettervorhersage, dass eine tropische Welle nach der anderen von den Kapverden loszog, aber Freitag sollte eine kurze Pause sein. Am Donnerstag war das Wetter auch ganz ok, es gab aber immer mal wieder Schauer und für Freitag sah der Wetterbericht ein ganzes Stück besser aus. Also es ist gesetzt: Freitags geht es weiter nach Trinidad.

Tja, doch dann änderte sich der Wetterbericht am Freitag morgen und kündigte an, dass die nächste tropische Welle schon früher in der Karibik ankommen und Freitag Nacht zwischen Trinidad und Grenada durchziehen würde. 

Das wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, hätten wir unsere Abfahrt dann einfach etwas nach hinten verlegen und nach dieser tropischen Welle fahren können. Doch da kam leider schon die nächste und die übernächste. Der Wetterbericht sagte für Freitag Nachmittag bis Mittwoch viel Wind, hohe Wellen und mächtig Regen voraus. Kein Wetter, bei dem man bewusst die Leinen loswirft, um 80 Seemeilen durch die Nacht zu segeln.

 

Denn leider sollten wir dieses Mal über Nacht segeln. Zwischen Grenada und Trinidad & Tobago herrscht immer irre Strömung, die teilweise von der Seite und teilweise von vorne kommt. Und manchmal dreht sie sich auch lustig im Kreis. Deshalb war es sehr schwer vorherzusagen wie lange wir für den Törn brauchen würden. Normalerweise schätzen wir konservativ mit 5-6 Knoten, das wären also 14-16 Stunden. Nicht im Hellen machbar. Doch zum einen wollten wir nicht vor Sonnenaufgang zwischen den vielen Riffen Grenadas hinaus segeln und zum anderen wollten wir auf keinen Fall nach Sonnenuntergang in Trinidad ankommen, weil wir dort noch nie gewesen waren und die Einfahrt in die Bucht nach Chaguaramas nicht kannten. Und deshalb war es am besten, abends vor Sonnenuntergang Grenada zu verlassen, so dass wir irgendwann im Laufe des Vormittags Trinidad erreichen würden.

Das war alles ein knappes Höschen, denn vor Mittwoch los zu segeln war laut Wetterbericht nicht ratsam. Denn dann kämen wir erst Donnerstag vormittags an und freitags um 8 Uhr stand schon unser Termin auf der Werft an. Naja, wird schon klappen!

Nach mehreren Tagen mit heftigen Schauern, die uns teilweise auch nachts des öfteren wach hielten, klarte es am Dienstag abend tatsächlich schon etwas auf und am Mittwoch morgen schien wieder die Sonne. Der Wetterbericht hielt was er versprochen hatte und so klarierten wir morgens aus, machten unsere Silence in Ruhe startklar, aßen ein frühes Abendessen und holten um 17:30 Uhr den Anker hoch.

Wir ließen Grenada recht zügig hinter uns, liefen bei ca. 15-17 Knoten Wind etwas mehr als 6 Knoten. Das sah super aus! Doch natürlich sollte das nicht so bleiben. Relativ bald setzte eine starke seitliche Strömung ein, teilweise mussten wir mehr als 30 Grad vorhalten! Das heißt, wir wollten eigentlich einen Kurs von 178 Grad fahren und um das zu erreichen musste unsere Silence nach 147 Grad fahren. Wahnsinn! Aber wir kamen immerhin noch mit ca. 5 Knoten gut voran, also außer etwas Seekrankheit meinerseits aufgrund der durch die starken Strömung recht kabbeligen See, kein Problem!

Leider wurde mir dann doch irgendwann so übel, dass ich mich etwas aufs Ohr hauen musste. Ich schlief, mit kleinen Unterbrechungen durch an den Rumpf krachende Wellen, zwei Stunden und übernahm um 22 Uhr die nächste Wache.

Wir fuhren mit eingeschaltetem AIS (Automatic Identification System, welches unsere Daten an andere Boote im Umkreis überträgt und auch die Daten dieser Boote empfängt) und ich überprüfte alle 15 Minuten, ob dort irgendwelche anderen Verkehrsteilnehmer angezeigt werden. Und tatsächlich hatte ich plötzlich einen anderen Segler auf dem Bildschirm, der genau auf unserem Kurs ein paar Meilen vor uns war. Sicherheitshalber weckte ich Kai kurz bevor wir den Segler erreichten und zusammen fielen wir etwas von unserem Kurs ab, um das andere Boot zu überholen. Leider taten wir dies in Schneckenfahrt. Denn mittlerweile hatte sich die Strömung wohl auch noch leicht gegen uns gedreht und wir segelten nur noch mit 3,5-4,5 Knoten. Das war für unsere Planung etwas langsam, aber wir hofften, dass es nochmal besser werden würde.

Doch als wir in die Abdeckung von Tobago kamen, wurde leider der Wind schwächer. Zusammen mit der starken Strömung keine gute Kombination. Mittlerweile liefen wir teilweise unter 3 Knoten, also viel zu langsam, um morgens in Chaguaramas anzukommen. Also refften wir aus: wir setzten unser Großsegel ins 1. Reff und fuhren mit voller Genua. Das brachte fast einen ganzen Knoten Fahrt und wir segelten wieder mit 4,5 Knoten dahin. Immer noch langsam, aber nicht zu ändern.

Schon eine ganze Weile hatten wir in der Ferne diverse hell beleuchtete Ölplattformen gesehen und an einer davon führte unser Kurs sehr nahe vorbei. Irgendwie skurril mitten auf dem Meer diese hell erleuchteten mit diversen farbigen Lichtern gespickten Ungetüme zu sehen. An der Hibiscus-Plattform segelten wir in 1,5 Seemeilen Entfernung vorbei und hatten dann auch erst einmal den ganzen Frachtverkehr hinter uns gelassen.

Glücklicherweise frischte der Wind wieder auf, die Strömung ließ nach und wir liefen mit über 6 Knoten in Richtung Trinidad. Kurz nach Sonnenaufgang erblickten wir es in der Ferne. Bald hatten wir es geschafft. Jetzt noch durch die Einfahrt zwischen den Bocas, welche wunderschön grün vor uns aufragten und dann ging es hinein in die Bucht von Chaguaramas.

Mehr als 400 Seemeilen waren es von Antigua bis hierher gewesen und ich muss Kai ein Kompliment machen, dass er es trotz der widrigen Wetterverhältnisse geschafft hat, uns gänzlich ohne wüste Wetterkapriolen bis nach Trinidad zu navigieren.

Doch leider war es mit unserer Ankunft noch nicht geschafft, denn eine weitere Herausforderungen lag vor uns: das Einklarieren in Trinidad, welches sicherlich das komplizierteste Verfahren ist, das wir jemals miterleben durften.

Aber davon mehr im nächsten Beitrag.

Brändi Dog

Da ich Kai zu seinem Geburtstag lediglich einen Gutschein für Brändi Dog geschenkt hatte, musste ich nun langsam mal ans Herstellen des Spiels gehen. Ich hatte ursprünglich vor, den Spielplan am Computer zu entwerfen, diesen auszudrucken und dann auf Karton aufzukleben. Doch Kai meinte, dass es doch viel toller wäre, wenn wir ihn, wie auch das Original, aus Holz herstellen würden. 

So ging Kai auf die Suche nach einer Sperrholzplatte und wurde bei unserem Seglerkameraden Jan fündig. Dieser schenkte ihm ein Stück, aus dem Kai sich die gewünschte Größe aussägte. Gleichzeitig entwarf ich ein Viertel des Spielplans auf dem Computer und wir druckten dieses vier Mal aus. Dann klebten wir die Ausdrucke mit Buchbinderleim mit der bedruckten Seite nach unten auf die Sperrholzplatte. Einen Tag später rubbelten wir das Papier mit den Fingern und Wasser wieder ab. Leider rubbelten wir, aufgrund mangelnder Erfahrung, zu sehr und der Aufdruck ging teilweise auch wieder ab. So mussten wir den ganzen Vorgang nochmals wiederholen.

Schließlich war es geschafft und wir hatten den Grundriss des Spielplans aufs Holz übertragen. Nun mussten wir aber noch einige Felder einfärben. Hierzu benötigte ich gelbe, rote, blaue und grüne Acrylfarbe. Ich hatte aber leider nur gelbe. Was nun? Wo könnten wir nun Acrylfarbe her bekommen. Da fiel mir doch gleich jemand ein: Tony, unser guter Freund, der am Strand Bilder auf alte Holzplanken zaubert. Er war sofort begeistert, als ich ihm unseren Spielplan zeigte und lieh mir bereitwillig rote, grüne und blaue Farbe. Ich malte damit geschwind die paar Felder aus und brachte ihm die Farben dann gleich wieder zurück. 

Jetzt sah das doch schon richtig gut aus. Spielen konnte man es schon, zumal wir in unserem Carcassone-Spiel auch noch tolle Spielfiguren gefunden und Marie mir ja bereits Rommée-Karten geschenkt hatte. 

Aber damit das alles auch haltbar ist, sollte es natürlich noch lackiert werden. Das übernahm Kai dann wieder und trug drei Tage lang jeweils eine Schicht Lack auf. Und fertig war unser Brändi Dog!

Allen die gerne Brettspiele mögen, die nicht nur auf Glück, sondern auch auf Strategie basieren, können wir Brändi Dog nur ans Herz legen!

Zurück in Tobago

Leider zogen die sechs Wochen Aufenthalt in Deutschland mehrere Wochen Arbeit auf unserem Boot hinter sich her.

Nicht nur, dass innen alle Wände und Decken verschimmelt waren, auch außen hatten wir überall grünen Bewuchs, Dreck und Schimmel.

Glücklicherweise hatten wir einen ziemlichen Jetlag, so dass wir in den ersten Wochen jeweils morgens um 6 Uhr topfit waren. So konnten wir, bevor es richtig heiß wurde, einige Arbeiten am Boot erledigen. Zuerst mussten Genua, Lazybag und unser Großsegel wieder angebracht werden. Dies alleine waren schon 1,5 Tage Arbeit.

Dann mussten wir unsere Ankerkette und unseren Hahnepot (zwei Leinen, die an der Kette angebracht sind) vom Bewuchs befreien. Das kostete uns zwei volle Tage! Tobago bekommt regelmäßig sehr nahrhaftes Wasser vom Orinoco ab, das einfach alles wachsen lässt. So war Kai einen weiteren Tag damit beschäftigt unsere Rümpfe, Ruder und Propeller von Algen und Muscheln zu befreien.

   

Und währenddessen durfte ich mal wieder unser ganzes Konservenschapp ausräumen. Unser Kühlschrank hatte in der Hitze zu viel Kondenswasser gebildet und dieses war in mehrere Schapps gelaufen, die nun komplett ausgeräumt und getrocknet werden mussten. Welch ein Mist!

Wir schrubbten das gesamte Boot und Cockpit auf Knien von außen ab, weil überall Algenbewuchs und Schimmel auf unserem Deck waren. Innen war ebenfalls alles verschimmelt. Einen Rollo musste ich einen halben Tag lang immer wieder mit einer Zahnbürste und Chlorbleiche bearbeiten, bis er endlich wieder sauber war. Alle Decken und Wände mussten abgewaschen werden, die Polster um unseren Esstisch allesamt mit einer Bürste und Waschmittel geschrubbt werden,… Wenn wir nun das Wort putzen hören, stehen uns die Haare zu Berge. 

Außerdem hatten wir von zu Hause neue Trimmfäden für das Großsegel mitgebracht und uns selbst Reffpunkte für unsere Genua „gebastelt“. Wir importierten eine dicke transparente Folie und nähten uns daraus eine neue Sprayhood, weil die alte so von der Sonne mitgenommen war, dass man nicht mehr hindurchsehen konnte.

Und als ob das alles nicht schon genug Arbeit wäre, ärgerte uns unsere Silence immer wieder mit neuen Reparaturen.

Unter der Spüle stank es urplötzlich erbärmlich! Jedes Mal wenn wir die Tür zum Mülleimer öffneten, fielen wir fast in Ohnmacht. Wir vermuteten, dass es der Abfluss der Spüle sei und nahmen diesen komplett auseinander und reinigten ihn. Er war zwar verdreckt, stank aber nicht so sehr. Wo kam nur dieser schreckliche Gestank her? Ich räumte den ganzen Schrank unter dem Waschbecken aus und putze alles. Der Gestank blieb! So langsam machte sich Verzweiflung bei uns breit. Wir hingen mit dem Kopf im Schrank und versuchten zu erschnuppern, wo der Gestank herkam. Endlich einigten wir uns darauf, dass es aus einem Loch im Schrank heraus stank. Wo führte das Loch eigentlich hin? Nach einiger Suche fanden wir den Übeltäter: eines unserer Ventile in einem Schrank in unserem Schlafzimmer war leicht undicht und feucht. Doch um das zu reparieren, müssten wir das Boot aus dem Wasser holen. So reinigten wir es so gut es ging, banden eine Windel drum herum und stellten etwas Baking Soda in den Schrank, um den Geruch aufzufangen.

Ein paar Tage später brach der Verschluss der Klappe über unserem Navitisch heraus. Dann war plötzlich unsere Toilette undicht. Beides war aber glücklicherweise recht schnell repariert. 

Dann ging der Reißverschluss des Sonnenschutzes, den wir an unser Bimini machen können, kaputt, unsere Pütz war undicht und es brach eine Schraube am Scharnier unseres Gasschapps ab. Mit der Reparatur des Sonnenschutzes müssen wir warten bis wir irgendwo einen neuen Reißverschluss kaufen können. Und für die Reparatur des Gassschaps musste Kai den Deckel abbauen, Löcher bohren und die Halterung mit neuen Schrauben befestigen.

Und als ob das alles nicht schon genügt hätte, entdeckte Kai zufällig noch ein größeres Desaster. Als er etwas an unserem Backbord-Motor checkte, warf er einen Blick in den Zwischenraum hinter unseren Schapps im Cockpit und der Außenwand des Bootes, und sah, dass die Halterung einer unserer Davits  (an denen wir unser Dingi aufhängen) aufgebrochen war. Ach herrje, das müssen wir dringend reparieren, bevor uns unser Dingi herunter bricht. Kai wollte dies gerne mit großen Rohrschellen reparieren, doch diese waren in Tobago nicht zu bekommen und wir mussten auf Grenada hoffen.  

Uns stand es mal wieder Oberkante Unterlippe und wir waren völlig frustriert!

So beschlossen wir, uns etwas erfreulicheren Dingen zu widmen und Kai reparierte ein paar Navigationsinstrumente für die er die Displays von zu Hause mitgebracht hatte. Und ich bastelte ihm noch ein nachträgliches Geburtststagsgeschenk. Freunde von uns hatten uns ein Spiel namens Brändi Dog beigebracht (die Schweizer Variante von Dog), welches uns super gefiel. So hatte ich Kai zu Hause zu seinem Geburtstag einen Gutschein für dieses Spiel geschenkt und meine Freundin Marie hatte Rommee-Karten dazu beigesteuert. Es basiert quasi auf einem ähnlichen Spielfeld wie Mensch-ärgere-Dich-nicht, aber anstatt mit einem Würfel, spielt man es mit Karten und wenn man zu viert spielt, spielen jeweils zwei Pärchen zusammen. Es ist ein taktisches Spiel, das einfach unglaublich viel Spaß macht und wir freuten uns darauf uns dieses zu basteln.

Wie wir das umsetzten, erzähle ich Euch dann im nächsten Blogbeitrag.