SY Valhalla

Unsere französischen Freunde Bernadette & Pascal luden uns in Green Island zu mehreren Kino-Abenden ein, bei denen sie uns Filme über ihre Zeit in Patagonien und ihre anderen Abenteuer zeigten. Uns blieb die Spucke weg, als wir sahen was die beiden schon alles erlebt haben.

Nachdem Pascal in den 1990er Jahren seinen 20m langen Stahl-Schoner Valhalla in 3jähriger Arbeit selbst gebaut hatte, waren er und Bernadette zu großen Segelabenteuern aufgebrochen. Zuerst zog es die beiden in die Karibik, wo sie etwas die Inseln hoch und runter segelten. 

Durch Zufall traf Pascal im Jahr 1994 in Martinique einen Bekannten, der gerade mit Isabelle Autissier unterwegs war. Isabelle war bereits damals eine weltbekannte Seglerin. Sie war die erste Frau, die einhändig um die Welt gesegelt war und nun war sie gerade unterwegs um einen anderen Rekord zu brechen: sie wollte um das Kap der guten Hoffnung von New York nach San Francisco segeln und dabei den Weltrekord für diese Strecke brechen. Sie plante diesen Trip mit drei Bekannten zu machen, doch leider fiel einer der drei aus und sie suchte Ersatz. Und hier kam Pascal ins Spiel. Natürlich zögerte er nicht lange und sagte zu und so ließ er Bernadette und seine Valhalla in Martinique und segelte mit Isabelle und den anderen beiden Seglern nach New York. Dort passten sie ein gutes Wetterfenster ab und los ging’s. Teilweise segelten die vier mit rund 30 Knoten Geschwindigkeit, teilweise ging es fast nicht mehr vorwärts, weil Flaute herrschte. Und am Ende schafften sie die Strecke in 62 Tagen, 5 Stunden und 55 Minuten, womit sie den alten Rekord um zwei Wochen brachen! Eine stolze Leistung und unser Freund Pascal war bei diesem Abenteuer dabei. Wahnsinn!

Aber auch die folgenden Abenteuer Bernadettes & Pascals beeindruckten uns sehr. Mit ihrer Valhalla waren sie mehr als 10 Jahre in Patagonien unterwegs. Sie bekamen einen Sohn und segelten mit dem kleinen Gaston mehrfach nach Süd-Georgien und auch zur Antarktis. Sie fuhren mit Valhalla an riesigen Eisbergen vorbei und brachen mit ihr sogar durchs Packeis. Insgesamt rundeten sie bei ihren diversen Segeltörns mehr als 50 (!) Mal Kap Horn. Mir blieb nur noch der Mund offen stehen bei diesen Erzählungen. Nicht ein einziges Mal würde ich diesen Trip machen wollen, aber solche Erfahrungen auf Film mitzuerleben war unglaublich! 

Einer der Höhepunkt unserer Kino-Abende war eine britische Serie aus dem Jahr 2007, genannt „Serious Ocean“. Der Fernsehsender BBC drehte an Bord Valhallas eine Art Live-Dokumentation über 8 Jugendliche, die für mehrere Wochen auf Valhalla wohnen und quer durch die vorgelagerten Inseln Chiles segeln, um Pinguine, Robben, Albatrosse und andere Tiere zu erforschen. Die Jugendlichen nahmen an einer Studie zur Erforschung des Gletschers Chloe teil, dem südlichst gelegenen Gletschers außerhalb der Antarktis. Und diese ganzen Orte erkundeten sie zusammen mit Valhalla und Pascal als Kapitän. 

Als Höhepunkt der Reise ging es einmal um Kap Horn. In der Serie wurde hierzu berichtet, dass man extra ein geeignetes Wetterfenster abwartete, um Kap Horn zu umrunden. In Wirklichkeit wartete man wohl eher ein extra schlechtes Wetterfenster ab, damit die Aufnahmen etwas spektakulärer werden. Doch das Wetter war dann so spektakulär, dass die vorgesehenen Filmaufnahmen nicht, wie ursprünglich geplant, aus einem Helikopter aufgenommen werden konnten. Dieser konnte aufgrund des vielen Windes nicht starten und so wurde Valhalla von einem anderen Segelboot begleitet. Die Kamerafrau ließ sich im Mast dieses Bootes festbinden und machte von dort atemberaubende Aufnahmen. Niemals hätte ich an Bord eines dieser beiden Boote sein wollen, denn alleine beim Anschauen des Films wurde ich seekrank. Teilweise verschwand Valhalla inklusive Mast und Segeln hinter ca. 15m hohen Wellen und Pascal erzählte uns, dass der Wind am Ende mit rund 70 Knoten blies. Einfach nur irre!

Wir sind so beeindruckt von diesen beiden bescheidenen netten Menschen und so dankbar, dass sie diese wunderbaren Abenteuer mit uns geteilt haben!

Hier zum Abschluss noch ein kleiner Film mit ein paar Impressionen.

Schmuck aus Samen

Unsere Nachbarin Veronique hatte mir ein Buch geliehen, das mit Fotos und Beschreibungen zeigte, wie man aus Samen Schmuck basteln kann. Das weckte natürlich gleich mein Interesse und so sammelten wir immer mal wieder Samenkörner. 

Am schönsten fand ich die Samen des Korallenbaums. In beigen gedrehten Hülsenfrüchten sind jeweils ca. 10 kleine rote Samen eingeschlossen. Diese glänzen als ob sie lackiert wären. Einfach fantastisch was die Natur hervorbringt. In Martinique werden diese Samen übrigens „graines d’eglise“ (Kirchensamen) genannt, weil früher daraus Rosenkränze hergestellt wurden.

Aber auch der Flammenbaum hat nicht nur fantastische Blüten, sonder auch sehr schöne Samen, die gut zum Basteln von Schmuck geeignet sind.

Palmen liefern ebenfalls schöne Samen, die man jedoch leider erst mühevoll bearbeiten muss. Zuerst muss die rote Hülle weg, dann die gelbe etwas strohige Hülle. Nun hat man den Samen freigelegt, der aber zuerst noch abgeschliffen werden muss. Hierzu verwendete ich einen Dremel mit grobem Schleifpapier, danach feineres Schleifpapier und am Ende polierte ich ihn noch. Puh, geschafft! Jetzt sehen die Samen auch toll aus.

Etwas einfacher sind wiederum die Cabalonga-Samen, die aussehen wie kleine graue Kieselsteine. Und auch die Tamarind-Samen kann man einfach auflesen und verwenden.

Aber nun mussten erst einmal Löcher in die Samen gebohrt werden und dann mussten noch ein paar Ideen her, was ich mit diesen Samen basteln könnte. Eine Anregung für die Samen des Flammenbaums fand ich im Buch von Veronique. Und so bastelte ich erst einmal daraus ein paar Ohrringe.

Und dann kamen mir noch ein paar Ideen für die Samen des Korallenbaums:

Mal sehen was mir für die anderen Samen noch so einfallen wird. Ich werde berichten. 

8 Jahre

Heute ist es auf den Tag genau 8 Jahre her, dass wir auf unsere Silence gezogen sind. Hätte uns das im Juni 2013 jemand gesagt, dass wir in 8 Jahren noch auf dem Wasser leben würden und vor allem, dass wir dann immer noch hier in der Karibik wären, hätten wir ihn sicherlich für verrückt erklärt!

Aber gerade die letzten paar Jahre, insbesondere das Covid Jahr, vergingen wie im Flug. Auf den Fotos, auf denen wir unser Boot in Tunesien übernommen hatten sind zwei käsweiße „Jungspunde“ zu sehen. So weiß wie damals waren wir seit 8 Jahren nicht mehr und so jung natürlich auch nicht. Mittlerweile sind wir immer etwas braungebrannt, dafür aber faltig und bekommen langsam graue Haare. Aber immerhin haben uns das Kitesurfen und Segeln körperlich einigermaßen fit gehalten.

Manchmal finden wir unser Leben auf dem Boot einfach nur tierisch anstrengend, manchmal einfach nur atemberaubend schön! Wo zu Hause Alltag und Gleichförmigkeit herrschten, gibt es auf unserer Silence weiterhin hohe Höhen und tiefe Tiefen. Mal gibt es wunderbare Tage mit herrlichen Erlebnissen: Wale, Delfine und Tölpel begleiten uns beim Segeln, wir dürfen an einem pinkfarbenen Sandstrand spazieren gehen oder auf glattem türkisfarbenen Wasser kiten. Uns geht das Herz auf und wir freuen uns am Leben. 

An anderen Tagen bleibt uns fast das Herz stehen, wenn Kai z.B. in tiefster Nacht mitten auf dem Atlantik in 3m hohen Wellen ins Wasser muss, um eine Leine loszuschneiden, die sich im Ruder verklemmt hat. Oder mitten auf dem karibischen Meer unser Großsegel blockiert und weder hoch noch runter geht. Wir haben festgestellt: das Paradies auf Erden gibt es nicht! Überall wo es hoch hinauf geht, geht es in der anderen Richtung auch tief hinunter. Manchmal haben wir die Tiefen total satt, sehnen uns nach unserem „leichten“ Leben zu Hause in Deutschland. Doch dann haben wir wieder wunderbare Erlebnisse und schätzen uns so glücklich, dass wir hier auf unserer Silence sein dürfen.

Immer wieder werden wir nach unseren weiteren Plänen gefragt. Wie lange wir noch auf dem Boot leben wollen, ob und wann wir zurück nach Deutschland kommen? Eine Antwort darauf fällt uns schwer. Wir planen weiterhin nicht allzu viel zu planen, lassen das Leben und die Ereignisse auf uns zukommen. Kai fällt das sicherlich schwerer als mir, aber er hat mittlerweile auch gelernt, dass Pläne nur dafür gut sind sie ständig zu ändern.

Aber natürlich steht die Reise in die Südsee immer noch fest in unserem Programm. Bevor wir mit unserer Silence nicht in der Südsee waren, wollen wir das Leben auf dem Wasser nicht aufgeben. Wann das wahr wird? Keine Ahnung! An einem Tag sagen wir, dass wir hier mit der Karibik durch sind und endlich mal weiter ziehen müssen. Am nächsten Tag gefällt es uns hier wieder so gut, dass wir beschließen noch etwas zu bleiben. An einem Tag wollen wir recht bald wieder in ein Haus ziehen und ein Auto, eine Waschmaschine und alle möglichen weiteren Annehmlichkeiten haben. An nächsten Tag pfeifen wir darauf und erfreuen uns am ständig warmen Wetter, Sonnenschein und dem größten Swimming Pool der Welt. Von daher kann ich nur sagen, lasst euch überraschen, denn wir werden uns selbst auch weiterhin vom Leben überraschen lassen.

Und so hoffe ich, dass ihr unsere Reise weiterhin mit uns genießt, wo immer sie uns auch hinführen mag.